Mittwoch, 2. Dezember 2015

Gute Figur auf dem Parkett - mit Burnout im Bett

Neuerscheinung "Knigge Kur" zeigt, warum Benimmregeln in digitaler und beschleunigter Welt krank machen können
München (2. Dezember 2015). Wer im heutigen Berufsalltag auf falsch verstandene Kniggewerte setzt, riskiert schlimmstenfalls seine Gesundheit. Zu diesem Schluss kommt Kai Oppel, Autor des jetzt im Beck Verlag erschienen Buches "Die Knigge-Kur". Oppel: "In Verbindung mit der zunehmenden Informationsflut, Digitalisierung oder Mobilität sind allein auf Karriere ausgelegte Benimmregeln eine gefährliche Mischung." In dem Buch zeigt der Autor, wie Mann und Frau im Geschäftsleben nicht zum Businesskasper mutieren, sondern wieder Kontrolle über sich selbst erlangen - ganz im ursprünglichen Sinne Knigges.
Kniggefeind: Zunehmende Beschleunigung
Schnellere Computer, schnellerer Datenaustausch, schnellere Verarbeitungsprozesse, schnellere Reisemöglichkeiten: Gerade in der Arbeitswelt sind die Auswirkungen der Beschleunigung zu spüren. "Bisher haben wir versucht, mit der höheren Geschwindigkeit klarzukommen, indem wir uns selbst anpassen und optimieren. Es gibt unzählige Kniggetipps, die uns helfen sollen, die Beschleunigung elegant so zu meistern, dass wir sie bestmöglich nutzen", erklärt Oppel. Das Problem: Durch Tricks gesparte Zeit wird nicht freigesetzt, sondern sofort weiter verplant. "In der Folge fühlen sich immer mehr unmündig. Im Berufsleben werden viele kontrolliert von Programmen und Zeitplänen. Das Gegenteil von Knigge", sagt Oppel. Die wenigsten Menschen suchen das Problem in der Beschleunigung selbst - sondern bei sich. Sie machen sich dafür verantwortlich, nicht schnell genug zu sein, nicht mithalten zu können. Entsprechend leiden immer mehr Menschen unter Stress.
Kniggefeind: Zunehmende Mobilität
Die Pendelwege nehmen zu und damit die Pendelzeit. Sechs von zehn Arbeitnehmern arbeiten heute außerhalb der Gemeindegrenze - das macht 17 Millionen Pendler. 8,5 Millionen Beschäftigte sind mittlerweile täglich länger als eine Stunde lang unterwegs. "Gegen Mobilität ist nichts einzuwenden. Mobil zu sein, bedeutet frei zu sein. Sich zu entscheiden, wo man arbeitet, ist sogar ein Stück Mündigkeit", heißt es in der Knigge-Kur. Aber: Die Mobilität unterliegt demselben Effektivitätsgedanken wie das übrige Leben. "Schneller werden wir durch schnellere Züge und noch mehr Flüge nicht wirklich. Wir erschließen uns nur immer weitere Räume. Wir sind mehr unterwegs", sagt Oppel. "Wir müssen lernen, dass die Mobilität uns gerade im Berufsleben möglicherweise mehr Möglichkeiten beraubt als sie uns schenkt. Zudem sind Pendler häufiger krank. Knigge 2020 heißt daher, Mobilität wieder einzuschränken."
Kniggefeind: Zunehmende Digitalisierung
Die Digitalisierung ist eine der größten Chancen und auch Herausforderungen für die Gesellschaft. Die Folge ist nicht nur, dass wir anhand unserer Daten berechenbar werden. Viel schwerer wiegt das Ergebnis, dass sich immer mehr Menschen ihrer Autonomie berauben. "Wie verloren wir heute sind, können wir in einer ganz normalen Arbeitswoche versuchen - indem wir das Handy wegschließen", sagt Oppel. Termine steuern wir über Kalenderprogramme. Bei der Rechtschreibung verlassen wir uns auf elektronische Wörterbücher. Die Suche nach der schnellsten Verbindung erledigen Apps auf dem Handy. Die Umrechnung von Währungen erledigen Rechner. Taxiruf? Ein Tastendruck auf dem Smartphone. Fatalerweise muss Knigge heute für Tipps im Umgang mit der Digitalisierung herhalten. Es gibt Handy- und E-Mail-Knigge. Sie zeigen oberflächlich, wie Nutzer beim Telefonieren oder permanenten Kommunizieren eine gute Figur machen, um im Berufsleben möglichst viel zu erreichen. Dabei blickt der Durchschnittsnutzer heute täglich rund 100 Mal auf sein Smartphone. Dies wiederum führt, selbst wenn dabei Benimmregeln eingehalten werden, zu Konzentrationsstörungen. Fehlende Ruhepausen und Dauererreichbarkeit sind ein Burnout-Faktor. Der wahre Knigge warnte davor, den eignen Verstand zu vernachlässigen oder Informationen an den Falschen Preis zu geben.
Buchtitel: Die Knigge-Kur: So befreien Sie sich von unsinnigen Benimmregeln und falschen Karrierehelfern

  • Autor: Kai Oppel
  • 254 Seiten, Verlag: C.H. Beck, 1. Auflage
  • ISBN-10: 340668114X
  • ISBN-13: 978-3406681141

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