Freitag, 3. Juli 2015

Kunsthaus Meyenburg: Leuchtturm der Kunst

In einer eindrucksvollen Open air-Auftaktveranstaltung, die so ganz dem Genre des Kunsthauses entsprach, wurde gestern die den spanischen Künstlern Francisco de Goya und Salvador Dali gewidmete
Sonderausstellung eröffnet. Dass sie sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis ersten Ranges entwickelte, lag sowohl an dem nicht nur zahlenmäßig gut besetzten Auditorium, es lag letztlich auch an dem Produkt und der Beteiligung der „Rotkäppchen-Mumm-Sektkellerei“. Die eine Einladung zum Sektempfang als Abschluss der Veranstaltung ermöglichte. Nachdem das Programm zuvor künstlerisch gestaltet und geprägt worden war durch die Ballett-Kompagnie des Theaters Nordhausen mit einen grandiosem Auftritt, einstudiert von Ballett-
Direktorin Jutta Ebnother, abgestimmt auf verschiedene Werke der Ausstellung. Und arrangiert über die Bühne und den oberen Teil des Parks. Im übrigen wohl eine der letzten Inszenierungen der verdienten und hoch geschätzten Ballett-Chefin, die bekanntlich demnächst mit Intendant Lars Tietje nach Schwerin wechselt. Der mit seiner Frau zu den Gästen des Abends gehörte. Leise Wehmut überkommt mich bei dem Gedanken, dass er demnächst nicht mehr zur gestaltenden künstlerischen Nordhäuser Theaterszene gehören wird.
Bevor es aber zu diesem außerordentlich anspruchsvollen Ballett-Programm kam, begrüßte die Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, Susanne Hinsching die zahlreich gekommenen Gäste, unter ihnen besonders die Staatssekretärin für Europa und Kultur, Dr. Babette Winter aus der Thüringer Staatskanzlei, Nordhausens OB Dr. Klaus Zeh, und Dr. Michael Grisko, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die anschließend in dieser Reihenfolge Grußworte entboten. Und dabei durch entsprechende Bemerkungen auch spanische Atmosphäre in den derzeit hier herrschenden Temperaturen zu erkennen vermochten. Die Staatssekretärin bemerkte einführend, dass sie schon deshalb gern nach Nordhausen gekommen sei, weil sie besonders und schon als Jugendliche dem Künstler Salvador Dali zugetan war. Zum anderen sei das Kunsthaus Meyenburg eine Ausstellungsstätte, die sie noch nicht kannte, und der der Ruf vorauseilt, Leuchtturm der Kunst im Norden Thüringens zu sein,. Von dessen Richtigkeit sie sich gern ein eigenes Bild machen wolle. Von der ihr auch bekannt ist, dass sie nicht
nur Ausstellungen großer Künstler (in memoriam) wie Hundertwasser oder eben Dali und andere große Namen berücksichtigt, sondern auch regionalen Künstlern Gelegenheit der Präsentation gibt. Stellvertretend erwähnte sie Gerd Mackensen, von dem sie bemerkte, dass der Freistaat von ihm Werke ankaufte, von denen wechselweise verschiedene in der Thüringer Staatskanzlei zu sehen sind. Nachdem sie die teilweise sozialkritische Kunstausübung Goyas hervorgehoben hatte, die in seinen Bildern und Zeichnungen erkennbar ist und in Zeiten ausklingender Inquisition durchaus risikobehaftet war, stellte sie dem die heutige Zeit der Freiheit in der Kunstgestaltung und -ausübung gegenüber, die ja – trotz Charlie Hebdo in Frankreich und gewisser Einschränkungsbestrebungen der Presse in Ungarn – gewährleistet sei. Schließlich überraschte sie mit einer finanziellen Zuwendung des Landes Thüringen zur Ausgestaltung dieser Ausstellung in Höhe von 10 000 Euro. Was natürlich große Freude bei den Organisatoren auslöste. Und entsprechend großen Beifall des Publikums fand.
Danach trat OB Dr. Klaus Zeh ans Mikrofon, dankte der Staatssekretärin und allen anderen Sponsoren der Ausstellung – über die noch berichtet werden soll – um dann das Verdienst der Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching für dieses Ausstellungs-Highliht hervorzuheben, das sicher viele Besucher aus ganz Deutschland nach Nordhausen kommen lassen wird. Was zwar nicht typisch für Nordhausen ist, aber doch – unter Hinweis auf einige andere bedeutungsvolle Ausstellungen - immer mehr. an Anziehungskraft gewinnt. Dabei erinnerte er an die erste Dali-
Ausstellung im Jahr 2006 mit einer überwältigenden Resonanz, die auch in Gästebucheinträgen gewürdigt wurde, von denen Dr. Zeh einige zitierte. Um dann die gegenwärtige Ausstellung mit ihrer „launigen“ Kreativität rhetorisch zu umreißen. Und dazu feststellte, dass ja gerade angesichts des hochaktuellen Themas Griechenland die Wiege der europäischen Kunst – nicht nur der Demokratie – zwar Griechenland ist, aber die Wurzeln der Neuzeit, d.h. ab dem Mittelalter, in der Renaissance mehr in Südeuropa, in Italien und Spanien liegen. Diese beiden Regionen haben die bedeutendsten Künstler der letzten 500 Jahre hervorgebracht. In Italien waren es Leonardo da vinci, Michelangelo und Tizian, in Spanien Velasques, El Greco und Goya. Und im letzten Jahrhundert Picasso, Miro und Dali. Die alle zu den bedeutendsten Vertretern der klassischen Moderne in Europa gehören. Aus diesem Grund widmet sich das Kunsthaus Meyenburg immer wieder sehr gern und erfolgreich der spanischen Kunst, wie ja auch die Besucherzahlen beweisen. 2005 wurden in einer Kabinettausstellung 20 Arbeiten von Miro gezeigt, 2006 einhundert Werke von Salvador Dali zur Göttlichen Komödie von Dantes, und 2008 wurden
hundert Arbeiten von Pablo Picasso ausgestellt. Diese Ausstellung zog insgesamt 5239 Besucher aus ganz Deutschland nach Nordhausen. Dr. Zeh erwähnte das alles mit Genugtuung und bestätigte damit die Leuchtturmbedeutung und -wirkung des Kunsthauses Meyenburg.


Dann würdigte Dr. Zeh aus seiner Sicht die nunmehrige Ausstellung der beiden spanischen Künstler, die angesichts klammer Kassen nur möglich wurde „weil wir Viele hatten, die uns unterstützt haben.“ Der OB zählte die größten Geldgeber namentlich auf – ich komme später noch darauf – dankte allen und hob besonders auch den Förderverein des Kunsthauses Meyenburg mit seinen Vorsitzenden Dr. Wolfgang Pientka hervor, ohne dem vieles überhaupt erst in entsprechender Form möglich wurde. Um dann Dr. Grisko ums Wort zu bitten. Der namens der Kreissparkasse und der Kulturstiftung
Hessen-Thüringen die Besucher begrüßte und versicherte, dass sich seine Institution und auch die Kreissparkassenstiftung stets und immer wieder gern engagieren, wenn es darum geht, anspruchsvolle Kunst und Kultur zu fördern und Ausstellungen wie diese zu ermöglichen. Auch Dr. Grisko würdigte das Verdienst Susanne Hinschings, das zu dieser Ausstellung führte. Und erläuterte aus seiner Sicht die Bedeutung der Ausstellung, beschrieb sie quasi als Reise nach Spanien und von dort zurück mit bildlichen Vor- und Darstellungen von Zeit und künstlerischem Ausdruck aus der Zeit beider Künstler, die in der Ausstellung beredten Ausdruck findet. Auch er zeigte sich überzeugt, dass Besucher aus ganz Deutschland kommen werden, um diese Ausstellung zu besuchen. Und gab dann die Bühne frei für das oben schon erwähnte Ballett, dessen Verlauf zwar nicht ganz einfach zu verstehen war – wie ich meine – deren Choreographie aber überaus gelungen war. Für deren Einstudierung Jutta Ebnother hohe Anerkennung verdient, aber auch die Akteure für deren Umsetzung und tänzerischen Bewegungsabläufe. Die mitunter schon akrobatisch anmuteten. Eine ausgezeichnete Aufführung, wie ich meine.

Und dann bot Susanne Hinsching eine Einführung in die Ausstellung, die eines eigenen Beitrags bedarf. Weil ihre Ausführungen einerseits einmal mehr ihre Kompetenz als Kunsthistorikerin eindrucksvoll bestätigten, der Bedeutung und dem Umfang dieser Ausstellung meines Erachtens auch vollauf gerecht wird, aber gerade dadurch eine Ausführlichkeit nötig machte, deren Wiedergabe hier den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde. Wobei ich schon angesichts dieses, meines Beitrags einräume, dass er außerordentlich ausführlich gefasst ist. Ich denke aber, diese Auftakt- oder Einführungsveranstaltung mit ihrem Verlaufe und seinem künstlerischen Programm rechtfertigen jede Ausführlichkeit, die anschaulich genug ist.

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