Freitag, 10. Juli 2015

Dieter Kerwitz – ein Leben Nordhausen treu geblieben

Ein kleiner Dank zum 75. Geburtstag
Denken die älteren Nordhäuser an Kunst und Künstler, dann kommen schnell die drei Namen, die seit den späten Siebzigern für die Kunst dieser Stadt stehen – Kerwitz, Mackensen, Rechtaczek. Und für ’Otto-Normalverbraucher‘ standen sie auch ein wenig für das, was eben einen Künstler so auszumachen hat. Rechtacek mit seiner muskulösen Gestalt und profunder Kenner der Sagenwelt der Germanen und Nordvölker, ab und an nicht nur vom Met berauscht; Mackensen ein Feingeist, eine Erscheinung, wenn er begleitet von seiner schlanken, blonden Ehefrau, flankiert mit Dogge in Nordhausen auftrat und dann Kerwitz, in der Erinnerung als Künstler in seiner Rüdigsdorfer Atelierscheune hinten, vorn aber das Cafè – an den Wänden seine Werke, aber auch die Scheiben der „Pusterohr-Wettkämpfe“, auf denen den Betrachter nackte Hinterteile anschauten, in die die Siegerschützen ihren Pfeil hineingebohrt hatten. Rechtacek – leider nicht mehr unter uns; Mackensen seit einigen Jahren in Sondershausen
lebend – Dieter Kerwitz aber weiter uns Nordhäusern nahe, weiter in Rüdigsdorf und jetzt Jubilar – geboren in Nordhausen, dort auch die Schule besucht und nunmehr vierzig Jahre hier als Künstler gewirkt und geschätzt. Der Gründe zum Gratulieren und Erinnern sind viele. Bereits zu der Ausstellung in Großbodungen gab es ehrende, den Künstler und sein Werk würdigende Worte und sicher wird aus berufenem Munde zu bevorstehenden Präsentationen seiner Werke Weiteres zu vernehmen sein – zu seiner Stellung als Künstler, zu den Techniken, zu seiner künstlerischen Entwicklung. An dieser Stelle aber als Vertreter des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins, als Bürger, als Laie und auch als ein über weite Strecken Freund seiner Kunst vielleicht ein wenig Erinnerung, Rückschau auf Teile seines Schaffens, das viele der Älteren kennen. Vorweg aber eines: Werke von Mackensen sind von der Nationalgalerie und letztens vom Angermuseum aufgekauft worden, hängen in den Ministerien unserer Landeshauptstadt; Plastiken von Rechtacek kann man im Berliner Tierpark bewundern und auch in Nordhausen oder beispielsweise in Niedersachswerfen – ein oder mehrere ‚Kerwitz‘ aber hängen in den Wohnzimmern und Fluren vieler Nordhäuser Wohnungen. Dies mag kein Maßstab sein oder etwas über den Wert aussagen. Es ist aber das Wiederfinden in den Motiven, in den kleinen Grafiken als Aquatinta Radierungen zu den Plätzen und Bauwerken Nordhausens oder in den größeren Formaten in Mischtechnik mit den in warmen Tönen gehaltenen Sichten auf die Stadt oder die Landschaft des Vorharzes, wo man immer die Sonne sieht oder sie golden über alles strahlt, auch wenn das Motiv ein wenig im Dunst zu verschwimmen scheint. Spricht man mit Menschen über diese Nordhäuser Künstler, dann sind die einen mehr zu der Art Gerd Mackensens hingezogen, die anderen mögen eben das Werk von Dieter Kerwitz, das mehr Realistische, in das man sich eher verorten kann. Einig sind sich aber alle – in den Erinnerungen an die Ausgestaltung des Restaurants im ehemaligen Hotel „Handelshof“ – hier die Wände in der Art Rousseaus, eine Gemeinschaftsarbeit von Kerwitz und Mackensen – oder an die Grafiken mit alten Türen, oft morbid, fast immer verschlossen, bei vielen aber mit einem Türspalt unten, wo von der Gegenseite Licht durchschien. Vom Verfasser dieser Zeilen verschenkt mit der Erläuterung, dass Kerwitz hier sicher auf die DDR anspielte, auf das „Verrammeltsein“ und das Licht vielleicht die helle Atmosphäre auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhanges“. Dieter Kerwitz quittierte diese Deutung mit dem für ihn typischen Lächeln und enthielt sich eines Kommentars. Weiter kann man wandeln durch die Stadt oder durch umliegende Gemeinden – seine Werke in Vielzahl beispielsweise im Krankenhaus oder in der Apotheke in Niedersachswerfen oder in Ilfeld in der Weiterbildungseinrichtung der Harzwald-Klinik. Es ist unmöglich, sein Schaffen und seine Ausstrahlung mit diesen wenigen Zeilen zu würdigen; es sei aber gestattet Dieter Kerwitz zu gratulieren und ihm noch möglichst viele Jahre bei guter Gesundheit zu wünschen. Aktiv ist er weiterhin und auch sein Strahlen und seine verschmitzte Art kommen spätestens bei der persönlichen Begrüßung. Erst jüngst gab es eine Zusage für ein Vorhaben in Ellrich. Wir als Bürger und Kunstfreunde freuen uns auf weitere Werke!

Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins

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