Ein kleiner Dank
zum 75. Geburtstag
Denken die
älteren Nordhäuser an Kunst und Künstler, dann kommen schnell die
drei Namen, die seit den späten Siebzigern für die Kunst dieser
Stadt stehen – Kerwitz, Mackensen, Rechtaczek. Und für
’Otto-Normalverbraucher‘ standen sie auch ein wenig für das, was
eben einen Künstler so auszumachen hat. Rechtacek mit seiner
muskulösen Gestalt und profunder Kenner der Sagenwelt der Germanen
und Nordvölker, ab und an nicht nur vom Met berauscht; Mackensen ein
Feingeist, eine Erscheinung, wenn er begleitet von seiner schlanken,
blonden Ehefrau, flankiert mit Dogge in Nordhausen auftrat und dann
Kerwitz, in der Erinnerung als Künstler in seiner Rüdigsdorfer
Atelierscheune hinten, vorn aber das Cafè – an den Wänden seine
Werke, aber auch die Scheiben der „Pusterohr-Wettkämpfe“, auf
denen den Betrachter nackte Hinterteile anschauten, in die die
Siegerschützen ihren Pfeil hineingebohrt hatten. Rechtacek –
leider nicht mehr unter uns; Mackensen seit einigen Jahren in
Sondershausen
lebend – Dieter Kerwitz aber weiter uns Nordhäusern
nahe, weiter in Rüdigsdorf und jetzt Jubilar – geboren in
Nordhausen, dort auch die Schule besucht und nunmehr vierzig Jahre
hier als Künstler gewirkt und geschätzt. Der Gründe zum
Gratulieren und Erinnern sind viele. Bereits zu der Ausstellung in
Großbodungen gab es ehrende, den Künstler und sein Werk würdigende
Worte und sicher wird aus berufenem Munde zu bevorstehenden
Präsentationen seiner Werke Weiteres zu vernehmen sein – zu seiner
Stellung als Künstler, zu den Techniken, zu seiner künstlerischen
Entwicklung. An dieser Stelle aber als Vertreter des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins, als Bürger,
als Laie und auch als ein über weite Strecken Freund seiner Kunst
vielleicht ein wenig Erinnerung, Rückschau auf Teile seines
Schaffens, das viele der Älteren kennen. Vorweg aber eines: Werke
von Mackensen sind von der Nationalgalerie und letztens vom
Angermuseum aufgekauft worden, hängen in den Ministerien unserer
Landeshauptstadt; Plastiken von Rechtacek kann man im Berliner
Tierpark bewundern und auch in Nordhausen oder beispielsweise in
Niedersachswerfen – ein oder mehrere ‚Kerwitz‘ aber hängen in
den Wohnzimmern und Fluren vieler Nordhäuser Wohnungen. Dies mag
kein Maßstab sein oder etwas über den Wert aussagen. Es ist aber
das Wiederfinden in den Motiven, in den kleinen Grafiken als
Aquatinta Radierungen zu den Plätzen und Bauwerken Nordhausens oder
in den größeren Formaten in Mischtechnik mit den in warmen Tönen
gehaltenen Sichten auf die Stadt oder die Landschaft des Vorharzes,
wo man immer die Sonne sieht oder sie golden über alles strahlt,
auch wenn das Motiv ein wenig im Dunst zu verschwimmen scheint.
Spricht man mit Menschen über diese Nordhäuser Künstler, dann sind
die einen mehr zu der Art Gerd Mackensens hingezogen, die anderen
mögen eben das Werk von Dieter Kerwitz, das mehr Realistische, in
das man sich eher verorten kann. Einig sind sich aber alle – in den
Erinnerungen an die Ausgestaltung des Restaurants im ehemaligen Hotel
„Handelshof“ – hier die Wände in der Art Rousseaus, eine
Gemeinschaftsarbeit von Kerwitz und Mackensen – oder an die
Grafiken mit alten Türen, oft morbid, fast immer verschlossen, bei
vielen aber mit einem Türspalt unten, wo von der Gegenseite Licht
durchschien. Vom Verfasser dieser Zeilen verschenkt mit der
Erläuterung, dass Kerwitz hier sicher auf die DDR anspielte, auf das
„Verrammeltsein“ und das Licht vielleicht die helle Atmosphäre
auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhanges“. Dieter Kerwitz
quittierte diese Deutung mit dem für ihn typischen Lächeln und
enthielt sich eines Kommentars. Weiter kann man wandeln durch die
Stadt oder durch umliegende Gemeinden – seine Werke in Vielzahl
beispielsweise im Krankenhaus oder in der Apotheke in
Niedersachswerfen oder in Ilfeld in der Weiterbildungseinrichtung der
Harzwald-Klinik. Es ist unmöglich, sein Schaffen und seine
Ausstrahlung mit diesen wenigen Zeilen zu würdigen; es sei aber
gestattet Dieter Kerwitz zu gratulieren und ihm noch möglichst viele
Jahre bei guter Gesundheit zu wünschen. Aktiv ist er weiterhin und
auch sein Strahlen und seine verschmitzte Art kommen spätestens bei
der persönlichen Begrüßung. Erst jüngst gab es eine Zusage für
ein Vorhaben in Ellrich. Wir als Bürger und Kunstfreunde freuen uns
auf weitere Werke!
Dr. Wolfgang R.
Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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