Die
schwierigen Startbedingungen Ostdeutschlands wirken noch immer nach,
lautet die Bilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) nach 25 Jahren deutscher Einheit. In der
aktuellen Ausgabe 1/2015 des Magazins IAB-Forum halten die
Arbeitsmarktforscher fest: „Auch heute, 25 Jahre nach dem
Mauerfall, sind die Einkommen in Ostdeutschland deutlich niedriger
und die Arbeitslosigkeit deutlich höher als im Westen.“
Die Produktivität, zu DDR-Zeiten bei einem Drittel des Westniveaus, liegt heute bei rund drei Viertel des westdeutschen Stands. Nach wie vor bestehen strukturelle Nachteile der ostdeutschen Wirtschaft: Ostdeutschland hat nur einen relativ kleinen Industriesektor und vergleichsweise wenige wirtschaftlich erfolgreiche Großunternehmen. Es gibt ein Defizit an wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen sowie an Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten der Wirtschaft. „Bis heute sind die Zentralen vieler Unternehmen, die im Osten aktiv sind, nicht in Ost- sondern in Westdeutschland angesiedelt“, schreiben die IAB-Forscher. Da Unternehmenszentralen und Entwicklungsabteilungen überwiegend im Westen zu finden sind, sind auch die Patentanmeldungen und die Arbeitsplätze für überdurchschnittlich gut qualifizierte Beschäftigte im Westen zahlreicher.
In Ostdeutschland gebe es aber dennoch viele hochproduktive Betriebe, die westdeutschen Betrieben in nichts nachstehen, so das IAB. So hätten sich beispielsweise „regionale Leuchttürme“ wie Jena oder Dresden mit wertschöpfungsintensiven Branchen und hochrangigen Forschungseinrichtungen herausgebildet, die selbst einem internationalen Vergleich standhalten.
Ansatzpunkte für eine weitere Verbesserung der Lage biete die Technologiepolitik, mit der gezielt Innovationen gefördert werden sollten, die Beschäftigungsgewinne erwarten lassen. Zudem lägen in einer internationalen Öffnung Ostdeutschlands Chancen: „Die schneller wachsenden Volkswirtschaften in Osteuropa bieten Entwicklungsperspektiven, die bisher zu wenig genutzt werden. Berlin könnte zur Drehscheibe für den Handel mit diesen Regionen werden und eine ähnliche Funktion einnehmen wie einst Singapur für die Märkte Südostasiens“, erläutern die Arbeitsmarktforscher.
Die aktuelle Ausgabe des IAB-Forum „Wasserstand“ kann für 5,50 Euro zuzüglich Versandkosten telefonisch bestellt werden unter 0911/179-9229, per Telefax unter 0911/179-9227 oder per Post beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld.
Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Mitteilung
des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 23.07.2015
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