Krankenhausbehandlung
in Ellrich älter als in Nordhausen?
Lepraseuche
bedingte Hospitäler „St. Spiritus“ in Ellrich und „St. Georg“
in Nordhausen
Über
die Cyriaki-Kapelle und den Siechenhof in Nordhausen ist schon viel
geschrieben worden. Aber nur wenigen Nordhäusern und Ellrichern
dürfte bekannt sein, dass dieser Siechenhof im Jahre 1280
durch
einen ‚Hertwig von Ellrich‘ gestiftet wurde und diese Einrichtung
das schon bestehende und dem heiligen Georg geweihte Hospital
ergänzte. Nimmt man aber urkundliche Erwähnungen als Grundlage, so
ist das Ellricher Hospital bereits 1127 erwähnt, das Nordhäuser
„St. Georg“ soll aber schon 1140 bestanden haben. Man kann sicher
trefflich streiten, ob nun Ellrich - erste Erwähnung
876 - oder
Nordhausen, urkundlich seit 927 nach heutigem Sprachgebrauch als
erste Stadt „Patienten stationär versorgten“. Zu kämpfen hatte
beide Kommunen mit den grassierenden Seuchen, vor allem zum damaligen
Zeitpunkt mit den Leprakranken oder ‚Aussätzigen‘. In Ellrich
ist das Hospital das älteste Fachwerkensemble und liegt außerhalb
der ehemaligen Stadtmauer, heute noch in Teilen sichtbar, im Südosten
der Stadt. Die drei ehemaligen Teile, hier in einem alten Stich
dargestellt, werden heute zu verschiedenen Zwecken genutzt - das
Unterhaus (links) als Heimatmuseum und das Oberhaus als Kindergarten.
Die Hospitalkirche als „Capella infirmorum St. Spiritus“ –
sinngemäß übersetzt als „Kapelle der Kranken zum Heiligen Geist“
– ,datiert in Urkunden erstmalig 1506, erlebte in ihrem Dasein eine
wechselvolle Geschichte. Wie viele Kirchen in Deutschland musste sie
eine ihrer Glocken den Rüstungsbelangen des Ersten Weltkrieges
opfern. Beachtenswert ist bei dieser Erwähnung, dass dieses
„Glockenopfer“ bereits im Jahr 1914 erfolgte – ein Zeichen
dafür, dass das deutsche Kaiserreich trotz Sprüchen wie „Viel
Feind, viel Ehr“ und zu Anfang unerschütterlichem Siegesglauben
schon zu Beginn dieses Krieges nicht annähernd ausreichend für den
Bedarf der Materialschlachten vorbereitet war. Ab Mitte des
vergangenen Jahrhunderts diente die Hospitalkirche dann wieder ihrem
eigentlichen Zweck, nämlich den evangelischen Gemeindemitgliedern
als Heimstatt für Gottesdienste und als Stätte der Ausübung ihres
Glaubens – und dies unter den
Bedingungen der damaligen DDR, die
nichts unversucht ließ, die Gläubigen aus der Gesellschaft
auszugrenzen. Den älteren Bürgern ist diese Zeit der Kapelle als
„Winterkirche“ noch im Gedächtnis, denn die St. Johanniskirche
war seit 1958 wegen ihres maroden Zustandes gesperrt. In den
Sommermonaten übernahm die Frauenbergskirche die Aufgaben der
‚Stadtkirche‘. Die Wende brachte für alle drei evangelischen
Kirchen der Stadt Ellrich einen Neubeginn unterschiedlichen Umfangs.
Die St. Johanniskirche wurde dank unterschiedlicher
Förderungsmaßnahmen – hier auch durch Unterstützung des Vereins
„Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Johanniskirche in Ellrich
e.V.“ wieder
aufgebaut; die Hospitalkirche heute im Besitz der Stadt Ellrich dient
unter anderem als Trauungskirche und für Konzerte in kleinem Rahmen.
Welch schöne Wandlung –
wo einstmals die Siechenden eine letzte Tröstung erfuhren ist heute
dies ein Ort, wo sich Menschen das „JA“ für ein glückliches
Zusammenleben geben.
Dr.
Hannelore Pientka
Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Johanniskirche in
Ellrich e.V.
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