Montag, 20. Juli 2015

Nordhäuser Landkreisgeschichte

Krankenhausbehandlung in Ellrich älter als in Nordhausen?
Lepraseuche bedingte Hospitäler „St. Spiritus“ in Ellrich und „St. Georg“ in Nordhausen
Über die Cyriaki-Kapelle und den Siechenhof in Nordhausen ist schon viel geschrieben worden. Aber nur wenigen Nordhäusern und Ellrichern dürfte bekannt sein, dass dieser Siechenhof im Jahre 1280
durch einen ‚Hertwig von Ellrich‘ gestiftet wurde und diese Einrichtung das schon bestehende und dem heiligen Georg geweihte Hospital ergänzte. Nimmt man aber urkundliche Erwähnungen als Grundlage, so ist das Ellricher Hospital bereits 1127 erwähnt, das Nordhäuser „St. Georg“ soll aber schon 1140 bestanden haben. Man kann sicher trefflich streiten, ob nun Ellrich - erste Erwähnung
876 - oder Nordhausen, urkundlich seit 927 nach heutigem Sprachgebrauch als erste Stadt „Patienten stationär versorgten“. Zu kämpfen hatte beide Kommunen mit den grassierenden Seuchen, vor allem zum damaligen Zeitpunkt mit den Leprakranken oder ‚Aussätzigen‘. In Ellrich ist das Hospital das älteste Fachwerkensemble und liegt außerhalb der ehemaligen Stadtmauer, heute noch in Teilen sichtbar, im Südosten der Stadt. Die drei ehemaligen Teile, hier in einem alten Stich dargestellt, werden heute zu verschiedenen Zwecken genutzt - das Unterhaus (links) als Heimatmuseum und das Oberhaus als Kindergarten. Die Hospitalkirche als „Capella infirmorum St. Spiritus“ – sinngemäß übersetzt als „Kapelle der Kranken zum Heiligen Geist“ – ,datiert in Urkunden erstmalig 1506, erlebte in ihrem Dasein eine wechselvolle Geschichte. Wie viele Kirchen in Deutschland musste sie eine ihrer Glocken den Rüstungsbelangen des Ersten Weltkrieges opfern. Beachtenswert ist bei dieser Erwähnung, dass dieses „Glockenopfer“ bereits im Jahr 1914 erfolgte – ein Zeichen dafür, dass das deutsche Kaiserreich trotz Sprüchen wie „Viel Feind, viel Ehr“ und zu Anfang unerschütterlichem Siegesglauben schon zu Beginn dieses Krieges nicht annähernd ausreichend für den Bedarf der Materialschlachten vorbereitet war. Ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts diente die Hospitalkirche dann wieder ihrem eigentlichen Zweck, nämlich den evangelischen Gemeindemitgliedern als Heimstatt für Gottesdienste und als Stätte der Ausübung ihres Glaubens – und dies unter den
Bedingungen der damaligen DDR, die nichts unversucht ließ, die Gläubigen aus der Gesellschaft auszugrenzen. Den älteren Bürgern ist diese Zeit der Kapelle als „Winterkirche“ noch im Gedächtnis, denn die St. Johanniskirche war seit 1958 wegen ihres maroden Zustandes gesperrt. In den Sommermonaten übernahm die Frauenbergskirche die Aufgaben der ‚Stadtkirche‘. Die Wende brachte für alle drei evangelischen Kirchen der Stadt Ellrich einen Neubeginn unterschiedlichen Umfangs. Die St. Johanniskirche wurde dank unterschiedlicher Förderungsmaßnahmen – hier auch durch Unterstützung des Vereins „Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Johanniskirche in Ellrich e.V.“
wieder aufgebaut; die Hospitalkirche heute im Besitz der Stadt Ellrich dient unter anderem als Trauungskirche und für Konzerte in kleinem Rahmen. Welch schöne Wandlung – wo einstmals die Siechenden eine letzte Tröstung erfuhren ist heute dies ein Ort, wo sich Menschen das „JA“ für ein glückliches Zusammenleben geben.


Dr. Hannelore Pientka Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Johanniskirche in Ellrich e.V.

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