Die
Welt feiert heute – wohl zum elften Male - den „Internationalen
Tag der Pressefreiheit“ Es gibt dazu einen Report der Organisation
„Freedom House" nach dem es insgesamt schlecht in der Welt
mit der Pressefreiheit steht. Von den 199 untersuchten Ländern und
Regionen garantierten nur noch 32 Prozent eine freie Presse.
Mehrere Staaten mit vergleichsweise gefestigten demokratischen
Strukturen sind in den vergangenen fünf Jahren sogar stark
abgewertet worden im Bereich der Pressefreiheit. Das von
wirtschaftlichen und politischen Krisen geschüttelte Griechenland
fiel um 21 Punkte auf der 100 Punkte umfassenden Skala, Ecuador
verlor 12, die Türkei 11, Hongkong neun und Ungarn sowie Serbien
mussten je sieben Punkte lassen. Militante Gruppen und
verbrecherische Gangs hätten im vergangenen Jahr parallel verstärkt
auf Taktiken gesetzt, Pressevertreter einzuschüchtern. Aber auch die
führenden Mitarbeiter von Medienhäusern versuchten verstärkt,
Nachrichteninhalte zu manipulieren, damit diese ihren politischen
oder wirtschaftlichen Interessen dienten“, heißt es in dem Report.
Als Kontinent mit dem höchsten Stand an Pressefreiheit führt die
Organisation Europa, auch wenn die Durchschnittswerte global gesehen
den zweitstärksten Rückgang in den vergangenen zehn Jahren erlitten
hätten. Norwegen und Schweden sind erneut weltweit führend,
Deutschland liegt auf Rang 18.
Nun
interessiert mich in diesem Zusammenhang weniger die Situation in den
einzelnen Ländern dieser Welt, die ich zwar zur Kenntnis nehmen,
aber doch in keinster Weise beeinflussen kann. Ich kann das zwar auch
nicht in Deutschland, aber immerhin kenne ich die Entwicklung und
ihre möglichen Ursachen. Und wenn ich lese, dass Deutschland den 18.
Rang bei der Pressefreiheit einnimmt, dann bin ich der Meinung, dass
das eine Menge mit seriöser, verantwortungsvoller journalistischer
Arbeit und demzufolge mit Vertrauen zu tun hat, das man Journalisten
entgegenbringen kann. Damit aber sieht es nicht gut aus.
Ich
hatte ja öfter schon Bezug genommen auf die SZ-Broschüre „Wozu
noch Journalismus?“ und dabei die Auffassung Sonia Seymour Mikich
erwähnt, immerhin Chefredakteurin des Westdeutschen Rundfunks (von
2002 bis 2012 Moderatorin des Politmagazins Monitor). (Auszug): „Die
Untergangsstimmung im Printbereich, die wohl der Motor dieser
SZ-Selbstfindungsreihe ist, erzeugt ein Echo in den Nischen des
politischen Fernsehjournalismus, mag unsereins – noch – nicht um
Geschäftsmodelle bangen müssen. Seien wir doch ehrlich,
Journalisten stehen nicht mehr oben auf der HIT-Liste geschätzter
und vorbildhafter Zeitgenossen...Betrüblich aber wahr: Die
Mitmenschen unterstellen, wir seien allesamt nur noch getrieben von
guten Quoten, Auflagen, Klickzahlen. Dass wir Fehler schönreden,
gern hart austeilen, aber ein gläsernes Kinn haben, wenn es um
Kritik an uns selber geht. Dass wir Weltmeister im Ätzen und
Besserwissen sind. Ob Print, Radio, Fernsehen oder Online. Viele
Nutzer bekriteln – nicht grundlos – den Mangel an Tiefgang, an
Persönlichkeiten, an Meinungsfreude. Sie erleben intellektuelles
Versagen beim Deuten großer Zusammenhänge und geringe Lust am
Einmischen. Und merken an, dass Feuerwehrleute, Lehrer, Briefträger
oder Ärzte höhere Vertrauenswerte vorweisen können als wir
Journalisten. Nebenbei: Jeder telegene Kleiderständer, jedes Model
darf sich inzwischen Moderatorin, jeder Handyschwenker Reporter
nennen. Das kann nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“
(Ende des Auszugs).
Das
war vor vier Jahren. Und heute?
Die
„PC-Welt“ schrieb gerade (Auszug): „Vor
den Zeiten des Internets brauchten Sie messbare Verdienste und
Auszeichnungen, um sich auf einem Gebiet Experte nennen zu dürfen.
Alles was Sie jetzt brauchen, ist ein Blog und eine ausreichende
Menge an Dreistigkeit und Elan. Einer aktuellen Umfrage von PR Week
zufolge nennen sich 52 Prozent der Blogger selbst "Journalisten."
Die Bezeichnung "Schreibkraft" wäre eben nicht annähernd
so beeindruckend...Die Möglichkeiten für stille Zurückhaltung und
effektive Dementis hat das Internet ausgelöscht. Das Zerreißen,
Diskutieren und Zerlegen von Geschehnissen und Gerüchten ist zu
einer eigenen Form der Unterhaltung geworden; ganze Seiten widmen
sich diesem Thema und bieten Gott und der Welt die Möglichkeit, zu
allem ihren Senf abzugeben. Es verwundert auch nicht, dass man in
Internetforen und auf anderen Plattformen selten einen guten
Umgangston antrifft. Zwar gibt es auch im Internet Orte, an denen
gute Manieren zählen und Verstöße effektiv geahndet werden - aber
dass diese immer seltener werden, sticht deutlich ins Auge.“ (Ende
des Auszugs).
Das macht deutlich, wohin sich der Journalismus
entwickelt hat. Dass unter diesen Umständen kein Vertrauen (mehr)
für Journalisten aufkommen kann, kann nicht verwundern. Und was
unter solchen Umständen von der Pressefreiheit und deren weiterer
Entwicklung zu halten ist, muss hier nicht weiter erklärt werden.
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