Sonntag, 3. Mai 2015

Meine Einsichten zum „Tag der Pressefreiheit“

Die Welt feiert heute – wohl zum elften Male - den „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ Es gibt dazu einen Report der Organisation „Freedom House" nach dem es insgesamt schlecht in der Welt mit der Pressefreiheit steht. Von den 199 untersuchten Ländern und Regionen garantierten nur noch 32 Prozent eine freie Presse. Mehrere Staaten mit vergleichsweise gefestigten demokratischen Strukturen sind in den vergangenen fünf Jahren sogar stark abgewertet worden im Bereich der Pressefreiheit. Das von wirtschaftlichen und politischen Krisen geschüttelte Griechenland fiel um 21 Punkte auf der 100 Punkte umfassenden Skala, Ecuador verlor 12, die Türkei 11, Hongkong neun und Ungarn sowie Serbien mussten je sieben Punkte lassen. Militante Gruppen und verbrecherische Gangs hätten im vergangenen Jahr parallel verstärkt auf Taktiken gesetzt, Pressevertreter einzuschüchtern. Aber auch die führenden Mitarbeiter von Medienhäusern versuchten verstärkt, Nachrichteninhalte zu manipulieren, damit diese ihren politischen oder wirtschaftlichen Interessen dienten“, heißt es in dem Report. Als Kontinent mit dem höchsten Stand an Pressefreiheit führt die Organisation Europa, auch wenn die Durchschnittswerte global gesehen den zweitstärksten Rückgang in den vergangenen zehn Jahren erlitten hätten. Norwegen und Schweden sind erneut weltweit führend, Deutschland liegt auf Rang 18.


Nun interessiert mich in diesem Zusammenhang weniger die Situation in den einzelnen Ländern dieser Welt, die ich zwar zur Kenntnis nehmen, aber doch in keinster Weise beeinflussen kann. Ich kann das zwar auch nicht in Deutschland, aber immerhin kenne ich die Entwicklung und ihre möglichen Ursachen. Und wenn ich lese, dass Deutschland den 18. Rang bei der Pressefreiheit einnimmt, dann bin ich der Meinung, dass das eine Menge mit seriöser, verantwortungsvoller journalistischer Arbeit und demzufolge mit Vertrauen zu tun hat, das man Journalisten entgegenbringen kann. Damit aber sieht es nicht gut aus.


Ich hatte ja öfter schon Bezug genommen auf die SZ-Broschüre „Wozu noch Journalismus?“ und dabei die Auffassung Sonia Seymour Mikich erwähnt, immerhin Chefredakteurin des Westdeutschen Rundfunks (von 2002 bis 2012 Moderatorin des Politmagazins Monitor). (Auszug): „Die Untergangsstimmung im Printbereich, die wohl der Motor dieser SZ-Selbstfindungsreihe ist, erzeugt ein Echo in den Nischen des politischen Fernsehjournalismus, mag unsereins – noch – nicht um Geschäftsmodelle bangen müssen. Seien wir doch ehrlich, Journalisten stehen nicht mehr oben auf der HIT-Liste geschätzter und vorbildhafter Zeitgenossen...Betrüblich aber wahr: Die Mitmenschen unterstellen, wir seien allesamt nur noch getrieben von guten Quoten, Auflagen, Klickzahlen. Dass wir Fehler schönreden, gern hart austeilen, aber ein gläsernes Kinn haben, wenn es um Kritik an uns selber geht. Dass wir Weltmeister im Ätzen und Besserwissen sind. Ob Print, Radio, Fernsehen oder Online. Viele Nutzer bekriteln – nicht grundlos – den Mangel an Tiefgang, an Persönlichkeiten, an Meinungsfreude. Sie erleben intellektuelles Versagen beim Deuten großer Zusammenhänge und geringe Lust am Einmischen. Und merken an, dass Feuerwehrleute, Lehrer, Briefträger oder Ärzte höhere Vertrauenswerte vorweisen können als wir Journalisten. Nebenbei: Jeder telegene Kleiderständer, jedes Model darf sich inzwischen Moderatorin, jeder Handyschwenker Reporter nennen. Das kann nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“ (Ende des Auszugs).


Das war vor vier Jahren. Und heute?


Die „PC-Welt“ schrieb gerade (Auszug): „Vor den Zeiten des Internets brauchten Sie messbare Verdienste und Auszeichnungen, um sich auf einem Gebiet Experte nennen zu dürfen. Alles was Sie jetzt brauchen, ist ein Blog und eine ausreichende Menge an Dreistigkeit und Elan. Einer aktuellen Umfrage von PR Week zufolge nennen sich 52 Prozent der Blogger selbst "Journalisten." Die Bezeichnung "Schreibkraft" wäre eben nicht annähernd so beeindruckend...Die Möglichkeiten für stille Zurückhaltung und effektive Dementis hat das Internet ausgelöscht. Das Zerreißen, Diskutieren und Zerlegen von Geschehnissen und Gerüchten ist zu einer eigenen Form der Unterhaltung geworden; ganze Seiten widmen sich diesem Thema und bieten Gott und der Welt die Möglichkeit, zu allem ihren Senf abzugeben. Es verwundert auch nicht, dass man in Internetforen und auf anderen Plattformen selten einen guten Umgangston antrifft. Zwar gibt es auch im Internet Orte, an denen gute Manieren zählen und Verstöße effektiv geahndet werden - aber dass diese immer seltener werden, sticht deutlich ins Auge.“ (Ende des Auszugs). 

Das macht deutlich, wohin sich der Journalismus entwickelt hat. Dass unter diesen Umständen kein Vertrauen (mehr) für Journalisten aufkommen kann, kann nicht verwundern. Und was unter solchen Umständen von der Pressefreiheit und deren weiterer Entwicklung zu halten ist, muss hier nicht weiter erklärt werden.

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