Die "Nordhäuser Allgemeine" berichtet heute u.a. über die Situation der Kindergärtnerinnen im Südharz. Parallel dazu finde ich eine Gesamtübersicht zu dieser Thematik interessant, die nachfolgend dargestellt ist:
Vielerorts gehen die Streiks in Kindertageseinrichtungen weiter. Gerungen wird um die Aufwertung der Berufe im Erziehungsdienst verbunden mit einer höheren tariflichen Eingruppierung. Dabei wird auch entschieden, ob das Arbeitsfeld künftig für Nachwuchskräfte attraktiv bleibt. Noch steigt die Zahl derjenigen, die eine Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher oder ein kindheitspädagogisches Studium aufnehmen, wie das Fachkräftebarometer Frühe Bildung zeigt. Doch nicht alle Ausgebildeten gehen in die Kita und ob sie langfristig bleiben, ist unklar.
Zwischen den Schuljahren 2007/08 und 2012/13 hat sich die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen von Fachschulen für Sozialpädagogik um das 15fache auf rund 23.600 erhöht. Prognosen nach werden es 2014/15 rund 28.000 Personen sein. Noch größer ist das Wachstum bei den Absolventinnen und Absolventen kindheitspädagogischer Studiengänge, allerdings bei einer wesentlich geringeren Ausgangszahl: Haben 2008 in Deutschland lediglich 270 Kindheitspädagoginnen und -pädagogen ihr Studium abgeschlossen, werden es 2015 voraussichtlich circa 2.300 sein. Einer Studie zum Übergang von akademisch ausgebildeten Fachkräften in den Arbeitsmarkt zufolge arbeiten zwar rund 70% von ihnen nach dem Studium in der Kita. Allerdings entspricht dies nur bei der Hälfte dem ursprünglich geäußerten Berufswunsch.
Mehr Anreize zur Personalgewinnung erforderlich
Modellrechnungen zeigen, dass genug Nachwuchskräfte ausgebildet werden, um die bis 2025 voraussichtlich altersbedingt ausscheidenden Fachkräfte zu ersetzen. Auch für den weiteren U3-Ausbau wären noch ausreichend Fachkräfte vorhanden. Eine Verbesserung des Personalschlüssels, die zu einer Entlastung der Fachkräfte und mehr Qualität führen könnte, ist damit jedoch nicht zu erreichen. Dafür und für Ganztagesangebote müssen weitere Fachkräfte gewonnen werden. Eine bessere Bezahlung bietet Anreize dafür, dass sie ihre berufliche Laufbahn in der Kita beginnen und langfristig dort bleiben.
Daten zum Arbeitsfeld Kita aus dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung
Betreuungsquote so hoch wie nie zuvor
In Deutschland wurden 2014 561.569 Kinder unter drei Jahren und 1.934.116 Kinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren in einer Tageseinrichtung betreut. Dies entspricht einer Betreuungsquote von 27,4% bei den unter Dreijährigen und einer von 93% bei den Drei- bis unter Sechsjährigen.
Starke Personalexpansion
Die Anzahl aller Beschäftigten in Kitas ist bundesweit zwischen 1998 und 2014 um rund 237.000 auf 610.000 gestiegen (+63%). 86% davon sind pädagogische Fachkräfte und Kita-Leitungen. Seit 1998 hat sich ihre Anzahl um rund 190.000 auf 522.500 erhöht (+57%).
Einrichtungen werden größer
Die Anzahl der Einrichtungen ist im gleichen Zeitraum um 11% gewachsen auf 53.415. Pro Einrichtung arbeiteten 2014 durchschnittlich 9,8 pädagogische Fachkräfte und Leitende, 1998 waren es im Schnitt 6,9.
Trägerschaft und Tarifkonflikt
Rund 187.600 und damit 32% aller Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen sind bei einem öffentlichen (kommunalen) Träger angestellt. Alle anderen arbeiten bei einem der zahlreichen freien Träger. Dazu gehören zum Beispiel die Caritas, die Diakonie und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Der Tarifvertrag, der derzeit verhandelt wird, gilt für Angestellte bei öffentlichen Trägern, aber auch die Gehälter der Beschäftigten bei freien Trägern orientieren sich daran.
Wenig Zeit für Leitungsaufgaben
Ein Fünftel aller Einrichtungen hatte im Jahr 2013 keine mit Zeitressourcen ausgestattete Leitung. Über die Hälfte der Kita-Leitungen übernehmen neben dem Management der Einrichtungen auch die Gruppenleitung oder andere Tätigkeiten.
Niedriges Lohnniveau
Die Bruttomonatsgehälter in der Frühen Bildung lagen 2010 bei 2.630 Euro (Median) und damit leicht unterhalb der Entgelte für Krankenschwestern und -pflegern mit einer Ausbildung an der Berufsfachschule, erheblich unter denen der männlich dominierten Berufsgruppen auf Fachschulniveau, zum Beispiel den Technikerinnen und Technikern, sowie unter den Entgelten für angestellte Lehrkräfte mit akademischem Abschluss.
Über das Fachkräftebarometer Frühe Bildung
Mit dem „Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2014“ liefert die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) auf Basis der amtlichen Statistik die erste umfassende Bestandsaufnahme zu Personal, Arbeitsmarkt und Qualifizierung in der Frühen Bildung in Deutschland. Die Publikation kann kostenfrei im PDF-Format heruntergeladen werden: www.fachkraeftebarometer.de
Über WiFF
Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) verfolgt das Ziel, die Elementarpädagogik als Basis des Bildungssystems zu stärken. Schlüssel dazu ist die Professionalisierung der Fachkräfte. WiFF bietet Zugänge zu wissenschaftsbasiertem Wissen für das breite Feld der Kindertageseinrichtungen und beobachtet den Prozess der Professionalisierung anhand empirischer Forschung. Die Weiterbildungsinitiative ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e. V. und wird aus Mitteln des BMBF gefördert.www.weiterbildungsinitiative.de
Dr. Felicitas von Aretin Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftliches Referat beim Vorstand
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Mitteilung des idw -wissenschaftlichen Dienstes am 22.05.2015
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