Die „Nordhäuser
Allgemeine“ berichtet heute (im Internet) u.a. recht ausführlich
über die gestrige Stadtratsitzung in Nordhausen. Und schon deshalb
kann ich mich auf einige eigene Eindrücke beschränken, die mir als
Besucher dieser Sitzung bemerkenswert schienen.
Und da war der erste
Eindruck, den ich auf dem Weg zu dieser Stadtratsitzung erhielt, eine
Gruppe Jugendlicher, die mit Trommeln und anderen Musik- oder
Lärminstrumenten und beschrifteten Papptafeln die
Stadtratsmitglieder auf dem Weg zum Ratssaal schon auf der Terrasse
des Bürgerhauses auf sich und ihre Anliegen aufmerksam machten. Um
anschließend in großer Zahl – nun ohne Instrumentenlärm - das
Auditorium der Stadtratsitzung zu bilden. Wobei mir angesichts
dieser jugendlichen Nachbarschaft und nach einen Blick ins große
Geviert des Sitzungssaales schnell bewusst wurde, dass ich ja wohl –
und sogar mit Abstand – der älteste Teilnehmer war.
Inge Klaan leitete nach der
Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh in gewohnt
verbindlicher Weise die Sitzung und rief nach Feststellung der
Tagesordnung zur Einwohnerfragestunde auf, gleichzeitig darauf
hinweisend, dass dabei nur Fragen zur Zuständigkeit von Verwaltung
und Stadtrat zulässig seien.
Was sich daraufhin
entwickelte waren keine Fragen, sondern ließ erkennen, dass die
Jugendorganisationen und -einrichtungen in der Zuständigkeit der
Stadt wegen ausbleibender Gelder Not leiden, und teilweise vor der
Schließung stehen. Die Redebeiträge der VertreterInnen der
gekommenen Jugendlichen stellten Mahnung und Appell an Verwaltung und
die Stadträte dar, deren Einrichtungen und Organisationen
(Pfadfinder, Johanniter, Kinderzirkus Zappelini, Caritas,
Horizont-Verein u.v.a.) nicht sich selbst zu überlassen, sondern
weiter deren Existenz zu sichern.
Die Aktion dieses Auftritts
war gut organisiert. Neben Redebeiträgen der Jugendvertreter
enthielt der Appell auch einzelne Kurzvorträge ganz junger Kids, gut
einstudiert und erstaunlich unbefangen vorgetragen, teils sogar
erheiternd wirkend. Weniger heiter war die Antwort von OB Klaus Zeh,
der sehr ausführlich und
umfänglich auf die prekäre Haushaltslage
der Stadt verwies, die jede Geldausgabe verbiete, die nicht
Pflichtaufgabe der Kommune ist. Und dazu gehören nun mal
Jugendeinrichtungen. Dr. Zeh hofft vom Land eine beantragte
Bedarfszuweisung von fünf Millionen Euro zu erhalten, doch habe auch
das Land – wie die eigene Kommune – noch keinen Haushaltsplan für
das laufende Jahr, was eine Zusage oder gar Zuweisung verhindere.
Schließlich verließen die jungen Leute den Sitzungssaal, immerhin
in dem Bewusstsein, ihre elementaren Ansprüche anschaulich
vorgetragen zu haben.
Erhielt also dieser Appell
durch die zahlreich gekommenen Jugendlichen sein nicht zu
übersehendes Gewicht, fehlte unter dem Tagesordnungspunkt 9:
„Anfragen der Stadtratsmitglieder...“ der Kritik von Peter
Schwarz
(Linke) an der ungeklärten Situation um das geschlossene
Seniorenbegegnungszentrum in Nord jegliches Gewicht durch Senioren
selbst, es war keiner zu sehen (wenn man von mir absieht). Inge Klaan
als Sitzungsleiterin hatte die jungen Leute während ihres Auftritts
und vor ihrer Verabschiedung angeregt, sich für (Haushalts-)Politik
zu interessieren und sich im weiteren Verlaufe auch zu engagieren.
Was angesichts der fehlenden Senioren bei dieser Sitzung – und ganz
allgemein im öffentlichen Leben (Wahlbeteiligung etwa) – meines
Erachtens eine Diskrepanz zu ihren Erwartungen an die Kommune
darstellt – also eine sehr aktuelle Empfehlung darstellte. Ob sie
Wirkung zeigen wird, bleibt abzuwarten.
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