Donnerstag, 7. Mai 2015

Was bleibt 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora?

 Das Gedenkprojekt „Fahnen der Erinnerung“ des Vereins Jugend für Dora e. V. geht weiter – Erster Übergriff auf Gedenkfahne in Blankenburg gemeldet

Auch nach dem 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora geht das Gedenkprojekt „Fahnen der Erinnerung“ des Vereins „Jugend für Dora“ e.V. weiter. Mit diesen öffentlich sichtbaren Gedenkzeichen machen die Mitglieder des Vereins auf das weitverzweigte Außenlagernetz des einstigen KZ Mittelbau-Dora in der Harzregion aufmerksam.

Viele der insgesamt 31 Städte und Kommunen planen eine weitere oder gar dauerhafte Verwendung der Fahnen und Bodenaufkleber, um an die Existenz der einstigen KZ-Außenlager auf ihren heutigen Gemeindegebieten zu erinnern. Als offizielle Eigentümer der Gedenkzeichen können sie nun frei entscheiden, ob und wie sie das Gedenken an das weitverzweigte Außenlagernetz vor Ort weiterpflegen werden. Der Umgang mit der Frage nach dem „Was bleibt?“, die in großen Buchstaben auf die „Fahnen der Erinnerung“ geschrieben ist, liegt somit nicht allein in der Verantwortung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora und des Vereins „Jugend für Dora“ e.V. Vielmehr sind auch die Gemeinden in der Harzregion gefordert, für die die einstige Existenz eines KZ-Außenlagers ein Kapitel ihrer eigenen Ortsgeschichte ist.

Bis auf eine Ausnahme haben alle Gemeinden das Aufstellen der Fahnen in ihren jeweiligen Zentren finanziell gefördert. Doch auch in dieser einen Gemeinde, deren Verwaltung zunächst eine ablehnende Haltung gegenüber dem Projekt einnahm und trotz aller bekannten historischen Quellen die einstige Existenz eines KZ-Außenlagers anzweifelte, befinden sich die Gedenkzeichen nun auch dort – wie in allen anderen beteiligten Gemeinden – an einem zentral gelegenen, öffentlich sichtbaren Stellplatz mitten im Ort.


Ein empörender Vorfall ereignete sich dagegen in Blankenburg: Nach Informationen der Stadtverwaltung haben bislang unbekannte Täter die dortige „Fahne der Erinnerung“ heimlich entwendet. Die Mitglieder des Vereins „Jugend für Dora“ e.V. verurteilen diesen respektlosen Umgang mit einem Gedenkzeichen, das an die Opfer der beiden ehemaligen KZ-Außenlager Blankenburg-Oesig und Blankenburg-Regenstein erinnert. Da die Fahne inzwischen offiziell der Stadt Blankenburg gehört, ist nun die dortige Gemeindeverwaltung gefragt, wie sie auf diesen Diebstahl ihres Eigentums reagieren möchte.

Erfreut sind die Mitglieder des Vereins „Jugend für Dora“ e.V. über das enorme öffentliche Interesse an diesem Gedenkprojekt. Viele Einwohner der Harzregion, Vertreter aus Politik und Medien haben das Aufstellen der Gedenkfahnen und den Ablauf des Projekts vor Ort in den Gemeinden mitverfolgt. Auch die Internetseite des Projekts verzeichnet weiterhin zahlreiche Online-Aufrufe aus dem In- und Ausland.

Große Aufmerksamkeit fand auch die öffentliche Vorstellung des Projekts im Bürgerhaus der Stadt Nordhausen. Etwa 70 interessierte Zuhörer, darunter viele Anwohner und politische Vertreter der Gemeinden, in denen sich die Gedenkzeichen nun befinden, waren eigens angereist, um sich bei den Mitgliedern des Vereins über den Verlauf des Projekts zu informieren. Nach einem Vortrag des Historikers und Vereinsmitglieds Martin Winter zu den Todesmärschen aus dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora blieb dem Publikum im Saal noch viel Zeit für öffentliche Nachfragen und weiterführende Anregungen zur Zukunft dieses Gedenkprojekts.

Auch wegen dieses öffentlichen Interesses in der Bevölkerung begleitet der Verein „Jugend für Dora“ e.V. das Gedenkprojekt „Fahnen der Erinnerung“ in den kommenden Monaten weiter. Auf der Internetseite des Projekts www.fahnendererinnerung.wordpress.com berichten die Mitglieder des Vereins fortlaufend über die weitere Entwicklungen in den Gemeinden vor Ort und veröffentlichen zudem aktuelle Fotos und Informationen zum Projekt.

Dankbar sind die Vereinsmitglieder für die breite Unterstützung des Projekts durch viele der mitbeteiligten Gemeinden, die das Aufstellen der Fahnen in ihren jeweiligen Zentren finanziell und organisatorisch gefördert hatten. Ebenso dankt „Jugend für Dora“ e.V. der Doris-Wuppermann-Stiftung und der Fraktion der Partei „Die Linke“ im Nordhäuser Gemeinderat für ihre finanzielle Mithilfe. Der Stadt Nordhausen gilt zudem ein besonderer Dank für die Bereitstellung der Räumlichkeiten im Bürgerhaus für die öffentliche Projektpräsentation vor Publikum aus der gesamten Harzregion.

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i.A. Anett Dremel und Andreas Froese-Karow
Jugend für Dora e.V.




Weitere Informationen:
Homepage des Gedenkprojekts „Fahnen der Erinnerung“:
www.fahnendererinnerung.wordpress.com

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