Kardinal Marx beim MDG.Medienforum „Medienwandel erfolgreich gestalten“
„Digitalisierung
beinhaltet zahlreiche Chancen. Sie hat schon jetzt, obgleich sie noch
in ihren Anfängen steckt, revolutionäre Kräfte entwickelt: Ein Potential
der Veränderung, des Wandels!“ Diese Auffassung hat heute der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
während einer Rede beim MDG.Medienforum „Medienwandel erfolgreich
gestalten“ in Fürstenfeldbruck bei München vertreten. Gleichzeitig
mahnte er einen medien- und sozialethischen Diskurs über die Folgen,
Chancen und Risiken der Digitalisierung an.
Bei
der Festveranstaltung aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der
Medien-Dienstleistung GmbH, die Unternehmensberatung des Verbandes der
Diözesen Deutschlands, betonte Kardinal Marx: „Die Frage ist gar nicht
mehr, ob die Digitalisierung sich auf unser gesellschaftliches Zusammenleben auswirkt, sondern nur noch: wie?
Für mich impliziert die Betrachtung eines solchen Prozesses
notwendigerweise immer die Frage nach denjenigen, die am Rand stehen
oder an den Rand gedrängt werden. Eröffnet der Prozess, in dem wir uns
befinden, Chancen für alle? Wie gehen wir mit den Schwachen um, die
aufgrund ihrer Lebensbedingungen oder auch aus eigener Kraft heraus dem
digitalen Wandel nicht folgen können oder wollen?“ Diese Aspekte werden
sich, so Kardinal Marx, unter anderem auch auf dem Arbeitsmarkt zeigen.
Damit wiederum müssten die kritischen Fragen verbunden werden, ob jeder
in einem derart dynamischen Markt bestehen könne: „Wem eröffnen sich
neue Chancen? Welche wirtschaftlichen und sozialen Folgen bringt die
‚digitale Kluft‘ mit sich? Welche Länder, welche gesellschaftlichen
Schichten, welche Altersgruppen werden davon profitieren und welche eben
nicht? Was bedeutet dies für den sozialen Frieden und für soziale
Gerechtigkeit? Müssen wir die Bedingungen für eine ‚chancengerechte
Gesellschaft‘ neu definieren?“, fragte Kardinal Marx.
In
diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass es die Kirche sei, die
stets betone, dass der Mensch im Zentrum aller Bemühungen um eine
chancengerechte Gesellschaft stehen müsse: „Nur vom Menschen her kann es
gelingen, Antworten zu suchen und zu finden auf die Herausforderungen
unserer Zeit“, hob Kardinal Marx hervor. Die Kirche habe sich seit jeher
intensiv mit der Frage beschäftigt, was das Menschsein und den Menschen
ausmache. Die katholische Soziallehre betone das besondere Verständnis
des Menschen als Person: „Er ist eben nicht nur ein Individuum, nicht
nur Objekt, nicht nur Nutzer oder digitale Datenansammlung. Wenn ich
jedoch schaue, welche Rolle dem Menschen in den aktuellen Diskussionen
im Zuge der Digitalisierung zugestanden wird, sehe ich, dass der Mensch
als Person unter Druck gerät. Die Kommerzialisierung sämtlicher
menschlicher Lebensvollzüge birgt die Gefahr, den Menschen auf einen
eigennützigen ‚User‘ zu reduzieren, der über die von ihm vorhandenen
Daten eingeschätzt, bewertet, beurteilt und am Ende vermarktet werden
kann“, sagte Kardinal Marx im Gespräch mit Christoph Keese, Executive
Vice President der Axel Springer SE und Autor des Buches „Silicon
Valley“. Es gehe darum, die Menschen zu befähigen und zu ermutigen, in
einer „immer komplexer werdenden Welt, mit den Herausforderungen des
gesellschaftlichen Wandels und auch des digitalen Wandels sowie mit
einer zunehmenden Unübersichtlichkeit und Unsicherheit frei und
verantwortlich umzugehen. Nur so können wir Verantwortung für das eigene
Leben, für unsere persönliche Entwicklung und für die Gesellschaft
übernehmen.“
Der
Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen
Bischofskonferenz und Aufsichtsratsvorsitzende der MDG, Bischof Dr.
Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), betonte, dass es die Aufgabe von
MDG und kirchlicher Medienarbeit sei, „Medien mit Leben zu füllen: Das
gelingt uns einerseits als Institution mit aktuellen Nachrichten und
qualitätsvollen, journalistisch hochwertigen Beiträgen. Andererseits
müssen wir neue Wege einschlagen, wenn wir die noch jungen sozialen
Medien mit unserer Botschaft und letztlich mit Leben und dem Geist des
Evangeliums füllen wollen“. Um von den Entwicklungen nicht überrollt zu
werden, brauchten die verschiedenen kirchlichen Bereiche kompetente
Kommunikations- und Medienberatung. Mit Blick auf die MDG würdigte
Bischof Fürst, dass sie schnell die Chancen und Auswirkungen des
digitalen Wandels auf die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit erkannt und
ihr Portfolio erweitert habe. „Wenn sich die Kirche nicht mit den immer
rascher voranschreitenden Entwicklungen auseinandersetzt, verliert sie
an Sprachfähigkeit sowie an Präsenz in der Öffentlichkeit und bei den
Menschen“, so Bischof Fürst.
Auf
dem Medienforum ermutigte der Geschäftsführer der MDG, Wilfried
Günther, dass die Kirche Veränderungen in der Gesellschaft mitgestalten
könne: „Es kommt darauf an, was wir Menschen aus den Möglichkeiten der
Digitalisierung machen, bevor die künstliche Intelligenz die Regie
übernimmt.“ Kirchliche Medienschaffende müssten zügig reagieren und
Möglichkeiten nutzen, den digitalen Wandel auch ethisch zu begleiten.
Das bedeute nicht, den moralischen Zeigefinger zu heben, aber auf
Risiken hinzuweisen und die Verantwortung für gesellschaftliches
Mitgestalten nicht aus der Hand zu geben. Die MDG wolle dazu auch
künftig ihren Beitrag leisten. Wilfried Günther: „Wir arbeiten als
klassische Unternehmensberatung, tragen aber auch dazu bei, dass die
katholische Kirche auch zukünftig an Glauben, Religion und Spiritualität
interessierte Menschen über zeitgemäße Medien erreicht. Unsere Maxime
dabei: Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe.“
Hintergrund
Die
MDG wurde 1975 gegründet. Zu ihren Kunden gehören konfessionelle
Presse- und Buchverlage, Medienhäuser, aber auch Akademien, Bistümer,
Orden und andere Unternehmen. Darüber hinaus unterstützt die MDG mit
Seminaren, Volontärs- und Traineeprogrammen die Aus- und Weiterbildung
von Medienschaffenden und Führungskräften. Weitere Informationen unter www.mdg-online.de.
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