Sonntag, 8. November 2015

Chancen und Grenzen des Daseins ausloten?!

Eine vage Titelzeile, wie ich zugestehe. Nachdem ich hier aber nur meine eigenen Gedanken und Eindrücke einstelle, brauche ich auch nur für mich festhalten, was und wie etwas gemeint ist. Und die Anregung zur Titelzeile kam aus den Vorgängen um mich herum in den vergangenen Tagen und Wochen. Die subjektiv gekennzeichnet waren durch das Ableben einiger Menschen aus meinem engeren Verwandten- und Bekanntenkreis, die mir nahe standen. Und mich aus dem Gleichgewicht brachten, wie ich eingestehe, denn schließlich bin ich bei allen diesen „Einschlägen“ der Älteste gewesen. Und demzufolge auch verblieben. Und dann gab es – fast flankierend dazu - die politischen Debatten zur Hospiz- und Palliativthematik und schließlich auch zur Sterbehilfe. Die dann in den vergangenen Tagen in Gesetze mündeten.


Und alles das waren und sind mir nun Anregungen zum Nachdenken. Über Vergangenes und das, was noch kommen kann. Ich habe mir die mehrstündige Debatte am Freitag zur Sterbehilfe im Bundestag über Phönix angehört, in der u.a. viel vom Altern und Sterben in Würde die Rede war. Und einige RednerInnen äußerten, dass der Mensch in jeder Phase des Alterns und Sterbens seine Würde behält. Die unverletzlich ist, wie das Grundgesetz es festlegt.


Wenn ich durch mein Fenster an der Straßenseite schaue, sehe ich in den Hof des Rot-Kreuz-Heimes und sehe durchweg betagte Menschen, die dort spazieren gehen, viele nur noch mit Hilfe eines Rollators. Und ich werde dabei stets angeregt, über das Altern der Menschen „in Würde“ nachzudenken. Und komme für mich zu dem Ergebnis, hier in meiner Wohnung ein selbstbestimmtes Leben zu führen, so lange mir das möglich ist. Zu dem natürlich auch noch die gesellschaftliche Teilhabe gehört, so lange mir auch das möglich ist. Und solange mir das ermöglicht wird. Denn auf Rücksicht wegen Alters oder Behinderung kann man nicht rechnen, so meine Erfahrung. Deshalb wohl sieht man kaum einen wirklich betagten oder merkbar behinderten Menschen in einer Veranstaltung. Man hat offenbar resigniert.


Und was das Sterben in Würde betrifft, gab mir die Debatte im Bundestag und die Medienberichte darüber hinreichend Stoff, darüber nachzudenken. Emnid hatte vor der Bundestagsdebatte im Auftrag des TV-Senders N24 am 4. November 1000 Bürger befragt. In der repräsentativen Befragung sprachen sich 52 Prozent für die Möglichkeit eines ärztlich assistierten Suizids aus. Zusätzlich fanden 37 Prozent der Befragten, dass es außer Ärzten auch nicht-kommerziellen Vereinen erlaubt sein sollte, Sterbehilfe zu leisten. Nur acht Prozent der Befragten waren für ein grundsätzliches Verbot von Sterbehilfe - so, wie es am Freitag vom Bundestag beschlossen wurde. Und schon deshalb drängte sich mir - während ich den Rednerinnen und Rednern im Bundestag zuhörte - die Frage auf, wie kompetent sie dafür eigentlich sind? Ich musste an eine Aussage des Sozialpädagogen und Buchautors Claus Fussek denken, der da meinte (Zitat): „Und ich denke mir immer, wir schimpfen über Sterbehilfe, über die Schweiz und empören uns hier scheinheilig.“ (Ende des Zitats).

Ohne die Problematik weiter auszudehnen kann ich eigentlich nur hoffen, dass mir demnächst einmal ebenso die Gnade zuteil wird, wie jüngst einen meiner Bekannten: er legte sich ohne erkennbare finale Beschwerden am Abend ganz normal ins Bett und wachte am folgenden Morgen nicht mehr auf. 

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