Dienstag, 18. Februar 2014

Südharz: Nur Stiefkind im Tourismus?

Winfried Wehrhan, Vorsitzender der Nordhäuser Gästeführergilde zeigt sich in der „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) nun schon zum wiederholten Male mit seinen Leserbeiträgen als engagierter Bürger. Sowohl was die politische (Diskussions-) Kultur betrifft, als auch mit seinem Situationsbeitrag zum Tourismus im Südharz. Allein ist er damit nicht, wie sich allein schon auf der Leserseite der NA vom 1. Februar zeigt. Aber gerade dieser beispielhafte Hinweis macht deutlich, dass es „Einzelkämpfer“ sind, die sich zu bedeutungsvollen Themen ebenso sachlich wie engagiert zeigen und äußern.

Hier und jetzt aber geht es um Tourismus: Wehrhan hält in einer aktuellen Leserzuschrift an die NA (auch) den Tourismus im Südharz für das Stiefkind im Verhältnis zur landesweiten Situation und Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges. Und begründet das auch. Wobei er u.a. die Aktivitäten für den Tourismus vornehmlich den in Südthüringen mit jenen im Südharz vergleicht. Nachdem dabei der Südharzer Tourismusverband nicht gut dabei wegkommt, hatte ich eine postwendende Stellungnahme dieses Verbandes erwartet. Bis heute vergeblich.

Nun ist mir bekannt, dass es in Nordhausen strukturell zu diesem Themenkomplex einen „Verein für Wirtschaftsentwicklung der Region Nordhausen e.V.“ mit Sitz im Hüpedenweg gibt. Offenbar einen Art Dachverband, denn dort befindet sich auch das „Regionalbudget für die Region Nordhausen“, das mit dem vorgenannten (Dach-)Verband unmittelbar verbunden ist. Diesem Regionalbudget stehen vom Land bis 2015 jeweils jährlich 300 000 Euro für die Umsetzung von Einzelmaßnahmen zur Verfügung. Einer der Schwerpunkte dieser Maßnahmen ist dabei der Tourismus zur Förderung der regionalen Wirtschaft. Dafür wiederum ist offenbar der „Südharzer Tourismusverband e.V.“ zuständig, der seinerseits wieder vom Regionalbudget abhängig zu sein scheint. Ich muss hier einräumen, dass mir nicht bekannt ist, ob, bzw. dass diese Vereine Jahreshauptversammlungen abhalten – eingeladen wurde ich noch zu keiner – und ich schon deshalb die Verbindungen der einzelnen Institutionen untereinander, deren finanzielle Ausstattung, Arbeitsbereiche, Arbeitsweisen und personelle Besetzungen nicht kenne. Und hinterfragen müsste, um selbst informiert zu sein. Es ergibt sich jedenfalls, dass die Zuständigkeiten rings um das Thema „Tourismus im Südharz“ bestens organisiert sind. Nun könnte man fragen, wie es mit deren tatsächlichen konstruktiven und praktischen Bemühungen um den Tourismus steht. Wehrhan weiß offenbar um diese Problematik, ohne sie ebenso kaum wirklich zu kennen. Auch in den Medien finde ich keine schlüssige Antwort, obwohl doch zum Beispiel die Internetzeitung nnz scheinbar das Sprachrohr des Tourismusverbandes ist. Zumindest finden sich dort deren tägliche News.

Anhaltspunkt dazu könnte ein Bericht der „Nordhäuser Allgemeine“ vom 20.01.14 sein, dem zunächst zu entnehmen ist, dass es auch eine Arbeitsgruppe zum Projekt „Besucherleitsystem für die Region des Naturparks Südharz“ gibt, die wiederum zum „Verein für Wirtschaftsentwicklung der Region Nordhausen e.V.“ gehört. Die mit besagtem Bericht das vorläufige Ergebnis einer Besucherbefragung bekannt gab. Befragt wurden dafür Wanderer, Einheimische und Gäste in Sophienhof, Ellrich, am Poppenbergturm, auf der Burgruine Hohnstein und an der Kalkhütte im Alten Stolberg. Also vornehmlich dort, wo man auch als Autowanderer leicht hinkommt. Als dessen Trend sich abzeichnete, dass die Wanderer im Südharz insgesamt mit den Verhältnissen zufrieden sind. 96 Prozent der Befragten würden jedenfalls den Südharz zum Wandern weiterempfehlen und fast 90 Prozent sind mit der Erreichbarkeit der (befahrbaren) Wege zufrieden. Lediglich die Wegweisung und der Zustand viele dieser Wege halten ein Drittel der Befragten für verbesserungs-“würdig“ (könnten also etwas besser sein).

Die Befragung stand nach dem Bericht im Zusammenhang mit möglichen Verbesserungen eines bereits bestehenden Besucherleitsystems, das die Nutzung von GPS-Geräten ermöglicht. 270 Kilometer Wanderwege sind dabei bereits erfasst, um die Wegweisung, vorhandene Angebote am Weg wie Info-Tafeln und Sitzgruppen und den Zustand der Wege insgesamt bewerten zu können. Bis September soll das Projekt zum Besucherleitsystem im Naturpark Südharz abgeschlossen werden.

Damit steht meines Erachtens fest, dass der Südharz zumindest für die Befragten mit kleinen Einschränkungen alle Bedingungen eines attraktiven Tourismusgebietes samt deren digitaler Führungen erfüllen. Dass einzelne Wanderer – etwa zum Zustand der Wege – größere Vorbehalte haben zählt angesichts der Mehrheit der von der Arbeitsgruppe Befragten kaum. Auch meine Einschätzung ändert daran nichts, weil ich ja doch nur die nähere Umgebung von Nordhausen kenne.


Umso mehr zählt demzufolge das Vorbringen des Vorsitzenden der Gästeführergilde, der ja selbst neben seinen Mitgliedern fast täglich neue Erfahrungen mit touristischen Vorgängen und Erscheinungen sammelt. Und wenn Wehrhan meint, in Nordthüringen würde man an zuständiger Stelle schlafen oder in Erfurt kein Gehör finden – Beispiel dafür sei u.a.der Trägerverein des Kyffhäuserdenkmals, den man zugrunde gehen ließ - ist das schon bedenklich. Und wenn er feststellt, dass man vom Südharzer Tourismusverband seit Jahren gleich gar nichts spürt, ist auch das bezeichnend und lässt die Frage verständlich erscheinen: Was ist los in der Region Südharz? Die es angeht, sollten sich angesprochen fühlen. Und sich besinnen. Schließlich redet man hier seit Jahren vom Tourismus, der ja ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sein kann. Zu sehr viel mehr reichte es aber bisher nicht. Wenn man etwa von der Traditionsbrennerei absieht. Die aber scheint mit ihren gesamten Marketing quasi in einer anderen Liga zu spielen. Und neue oder gar konstruktive Impulse sind auch von der jüngst zur „Harz-Information“ gekürten Nordhäuser Stadtinformation nicht zu erwarten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen