Samstag, 22. Februar 2014

Feininger als Karikaturist gewürdigt.

In meinem ersten Beitrag zum Thema des Künstlers Lyonel Feininger ließ ich schon anklingen, dass man sich in Nordhausen eigentlich erst dann spezieller mit der Verbindung des Malers und Grafikers zu dieser Stadt
befasste, als in den neunziger Jahren ein Hamburger Kunsthändler der Stadt ein Bild des Künstlers zum Kauf anbot, das die Türme der Blasii-Kirche zeigt. Dass damals trotz intensiver Werbung das Geld nicht aufgebracht wurde, um das Bild zu erwerben, mag u.a. auch an den allgemeinen damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen in Nordhausen gelegen haben.

Seit damals aber hat der Name Lyonel Feininger für die hiesigen kunstinteressierten Bürger einen ausgesprochen
guten Klang. Und die Dres Hannelore und Wolfgang Pientka – letzterer bekanntlich Vorsitzender des Fördervereins Kunsthaus Meyenburg e.V. - brachten am Mittwoch im Kunsthaus mit ihrem Vortrag „Comics und Karikaturen von Lyonel Feininger“ einen Akkord im Leben des Künstlers Feininger voll zum Klingen, der bis dahin hierzulande – vielleicht im Nachklang der politischen Verhältnisse - eher verhalten angeschlagen, d.h. erwähnt wurde. Ein Wohlklang allerdings , der die Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching mit Genugtuung bemerken ließ, dass ja das Kunsthaus ein Bild Feiningers besitzt. Sie gleichzeitig aber bei der Begrüßung der Gäste bemerkte, dass sie diesen Feininger-Schatz an diesen Abend nur dezent erwähne, angesichts des angesagten Themas.

Eine Reverenz vor den Vortragenden und ihrem Thema sicherlich.
Aber immerhin doch dem ersten prägenden künstlerischen Lebensabschnitt des Lyonel Feininger, in dem sich der 1871 in Amerika geborene und mit 16 Jahren nach Deutschland gekommene junge Mann zunächst als Karikaturist mit Auftragsarbeiten sein Brot verdiente. Während das im Besitz des Kunsthauses befindliche Bild schon einer Zeit zugehört – es entstand 1916 - in der Feininger als Grafiker und Maler längst anerkannt war.

Nun also schilderten die Pientkas nach der Begrüßung der Gäste durch Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, den jungen und vielseitig talentierten Feininger in seiner
ersten künstlerischen Schaffensphase. Nachdem er zwar auch vielversprechendes musikalisches Talent zeigte, etwa am wohltemperierten Klavier. Sein bevorzugter Komponist war Johann Sebastian Bach, in dessen Fusstapfen er sogar zu geraten schien, bevor er sich dann doch und zunächst der Zeichnung von Aquarellen zuwandte. Und sich zunehmend stilistisch in Richtung Karikatur profilierte, mit unverkennbar politischen Tendenzen, zu denen ihm die damalige Kaiserzeit und die Jahre vor dem 1. Weltkrieg ein breites Themenfeld bot.

Nun kann sich heutzutage jeder je nach Interessenlage
ein mehr oder weniger umfassendes Wissen aneignen, Möglichkeiten dafür gibt es genügend. Das Thema Lyonel Feininger ist da keine Ausnahme. Nicht aber in einem so künstlerisch geprägtem räumlichen Umfeld – wenn auch atmosphärisch mehr in den oberen Etagen – und nicht als Zuhörer eines vortragenden Ehepaares Hannelore und Wolfgang Pientka, die es verstehen, Themen anzubieten und vorzutragen, die sich durch sorgfältigste Ausarbeitung des Stoffes und fast mehr noch durch eine Art des (erläuternden ) Vortrags auszeichnet, die fundiert, anschaulich und gleichzeitig unterhaltend wirkt. Und dadurch eine Atmosphäre schafft, in der sich jeder Zuhörer einbezogen fühlen
kann. Dass dazu auch noch mit einem guten Tropfen angebotenen Weines eine angeregte Stimmung entstehen kann, rundet das Geschehen auch gesellschaftlich.
Die Vortragenden also boten einen ausgezeichneten Vortrag mit 44 gebeamten Bildern mit Karikaturen des Künstlers, die sie gemeinsam oder auch sich gegenseitig ergänzend, erläuterten. Und thematisch umfassend diesen Lebensabschnitt des Künstlers aufzeigten. Der zwar zunächst als Auftragskarikaturist arbeitete, dabei aber einen recht individuellen Stil entwickelte, der in Deutschland vor allen Dingen, aber dann auch in Amerika als Vorläufer von Cartoons und Comics gilt.
Keine Sprechblasen wie in späterer Zeit üblich, sondern mit entsprechenden Texten versehen, karikierte Feininger alles, das ihn zunächst aufgetragen wurde, mehr und mehr aber seiner eigenen Intention entsprach. Die gezeigten Karikaturen veranschaulichten diesen Stil, bei dem u.a. die Personen durch Länge und Ausdruck , Situationen durch ihre hintergründige (politische) Tendenz oder auch Gebäude auffielen, wobei ja vor allem Kirchen - zum Beispiel jene in Gelmerode - ein bevorzugtes Objekt Feinigers waren.

Die Vortragenden verdeutlichten einmal die damalige Zeit, in der sich der junge Feininger in Deutschland mit
der Kaiserzeit arrangieren musste. Und konnte. Diese in karikierender Weise auch sehr hintergründig darzustellen vermochte. Womit er in der damaligen Medienlandschaft einen offenen, ja, willkommenden Markt fand. Feininger avancierte mit seinen Zeichnungen bald zu einem der führenden Karikaturisten in Deutschland und damit gleichzeitig schon zu einen anerkannten Künstler. Dass er damit den Sozialisten zu damaliger Zeit willkommenen Stoff für ihre Politik lieferte, etwa zur angestrebten Seemacht Deutschland – liegt auf der Hand. Gleichzeitig aber entwickelte sich die Art seiner Karikaturen thematisch – wie schon bemerkt – allmählich zum Vorläufer von Serien wie „Asterix“
oder auch „The Kin-der-Kids“ und „Wee Willi Winkie's World“ mit Tante Jim-Jam im Heißluftballon uam. Womit er seinen Ruf und seine Popularität schon damit vertiefte. Geradezu harmonisch wirkte die Darstellungsweise der beiden Vortragenden, in dem sie die Biografie Feiningers mit seinem künstlerischen Wirken in Übereinstimmung brachten. Und erläuterten, was sie in den Schaubildern auch textlich ausdrückten.


Es war ein gesellschaftlich niveauvoller Abend mit einem Thema, das den Künstler Lyonel Feininger wieder in den Blickpunkt interessierter Menschen rückte. Mit einem Lebensabschnitt des Künstlers in

einer Zeit, die für einen guten Karikaturisten höchst günstig und ergiebig, war. Dass diese später in eine ganz anders geprägte Zeit mündete, in der Feininger zwar längst als bildender Künstler anerkannt war, diese seine Kunst aber ausgerechnet in Deutschland von der politischen Führung keine Anerkennung fand, soll – ohne dass sie Thema des Vortrags war – hier deshalb erwähnt werden, weil sie Lyonel Feininger 1937 zwang, Deutschland zu verlassen. Ein Land, das teilweise geprägt war von Feiningers Karikaturen. Und das war schließlich Thema am Mittwoch Abend. An dessen Abschluss aber doch auch das von Feininger 1947 geschaffene Aquarell der Blasii-Kirche angemessene Erwähnung fand und gewürdigt wurde. Die Pientkas erhielten viel anerkennenden und dankbaren Beifall für ihren ausgezeichneten Vortrag, über dessen Thema man sich anschließend noch recht angelegentlich unterhielt
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen