Winfried Wehrhan, Gildemeister der
Nordhäuser Stadt- und Gästeführergilde hatte es gestern eilig, den
Mitgliedern der Gilde bekannt zu machen, was man für 2014 plant,
denn schließlich ist dieses Jahr bereits zwei Monate alt. Und der
kürzlich im Gildedomizil stattgefundene Vortrag von Dr. Wolfgang
Pientka zum Schicksal Nordhausens im Zweiten Weltkrieg war bereits
ein erster Höhepunkt. Und so schloss er seinen Tätigkeitsbericht
für 2013 gleich mit der Verkündung dieses Jahresprogramms.
Anlass war die Jahreshauptversammlung,
die gestern turnusgemäß im Gildezimmer in der Erfurter Straße
stattfand, das durch Entgegenkommen der Firma Nordbrand zur Verfügung
gestellt wurde und genutzt werden kann. An der nahezu alle Mitglieder
teilnahmen. Was schon deshalb bemerkenswert ist, weil sich die
demografische Entwicklung in der Mitgliederstruktur der Gilde
deutlich widerspiegelt: das Durchschnittsalter der Mitglieder beträgt
gut 63 Jahre, das des Vorstands gar 74,3 Jahre. Soweit die Mitglieder
allerdings aktiv sind – was nur auf einen Teil zutrifft –
zeichnen sich diese durch eine Vielfalt an Engagements und
Aktivitäten aus, die schon unter zeitlichen Gesichtspunkten höchst
bemerkenswert sind.
Das zeigte der Tätigkeitsbericht des
Gildemeisters, nach dem die aktiven Stadtführer neben dieser, ihrer
eigentlichen Aufgabe, in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen,
kulturellen und kulturhistorischen Lebens in Nordhausen führend,
erklärend und unterstützend tätig sind, geschätzt werden und
anerkannt sind. Vornehmlich bei denen, die von ihrer Verbundenheit
zur Stadt, ihren Kenntnissen und Erläuterungen
profitieren. Also den
Gästen der Stadt und Teilnehmern an ihren Führungen. Wehrhan dazu:
„Ich denke, dass wir uns durch unsere starke Vernetzung fest in
diesem kommunalen Gebilde verankert haben und stolz auf unsere
19jährige ehrenamtliche Arbeit für diese Stadt sein können.
Inzwischen kommen nämlich schon viele Gäste auf Grund von Mund- zu
Mund-Propaganda und dem Internet zu uns...“ Dabei erwähnte er die
Mitgliedschaft der Gilde im Förderverein Flohburg und Park
Hohenrode, ihr Engagement in Kirchen, der Traditionsbrennerei und der
KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora. Und auch ihre Verbindung zum
Südharzer Fachwerkzentrum, dem Theater, der AG Lutherdenkmal und zur
Treppenkäfer-Initiative.
Leicht wird ihnen ihr ehrenamtliches
Engagement freilich nicht immer gemacht. Wehrhan:“Interessant wäre
schon zu erfahren, wie die Stadtväter sich die miserable Situation
am Stadtrundgang vorstellen und in welcher Form und wie wir unsere
historischen Kelleranlagen touristisch vermarkten (Dombrauerei,
Walkenrieder Hof und Variantkeller). In der feuchten Jahreszeit ist
auch immer der Zwinger ein Shakespeare-Objekt: >Licht oder kein
Licht, das ist hier die Frage?< Was die Stadtführer schließlich
überhaupt nicht verstehen ist die Tatsache, dass sie für jede
Vermittlung durch die Stadtinformation 5 Euro abrechnen müssen.
Wehrhan bedankte sich aber gleichzeitig bei Birgit Adam, der Leiterin
der Stadtinformation, für die ansonsten sehr gute
und fruchtbare
Zusammenarbeit. Ein gravierendes Manko schließlich wurde in der
folgenden Aussprache dazu vorgetragen: der Mangel an
Toilettenanlagen, der sich vor allem an Wochenenden bei Besuchern
ausgesprochen unangenehm und störend bemerkbar macht.
Davon abgesehen aber zeichnen sich die
aktiven Mitglieder der Gilde nicht nur durch Vermittlung des eigenen
Wissens aus, sie bemühen sich nach wie vor, ihre Kompetenzen und
Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen durch Vorträge, die man
besucht oder zu denen man Sachkundige ins Gästezimmer einlädt
(siehe oben Dr. Pientka). Man besuchte Kirchen und andere
interessante Objekte im Landkreis und ließ sich informieren. Einen
jährlichen Höhepunkt stellte auch 2013 die Gldefahrt in eine andere
Stadt dar: diesmal war Bamberg das Ziel einer zweitägigen Excursion.
Die ganz sicher einen Höhepunkt im Besuchsprogramm der Gilde
darstellte. Dass daran mehr vereinsferne Interessenten als Mitglieder
teilnahmen, war dabei eine etwas ungwohnte Erfahrung, die erst noch
aufgearbeitet werden muss.
Sei schließlich auch bemerkt, dass
sich der Gildeverein im Januar 2013 der Landrätin Birgit Keller und
dem OB Dr. Klaus Zeh vorstellte, um eine direkte Verbindung zur Stadt
und dem Landkreis zu bewerkstelligen und pflegen zu können. Die
Zukunft wird erst zeigen, ob sich diese Kontakte konstruktiv zum
Wohle von Stadt und Landkreis gestalten lassen.
Nach diesem Tätigkeitsbericht verlas
also der Gildemeister auch gleich das Programm für das Jahr 2014,
das sich erneut durch zahlreiche Besichtigungen, u.a. Schloss
Heringen, Kirche in Friedrichstal, Kirche und Pfarrhaus in
Limlingerode, Löchermühle, Besichtigung der Knauforgel in
Bleicherode um nur einige Objekte zu nennen.
Dem Tätigkeitsbericht des
Gildemeisters folgte der Kassenbericht der Schatzmeisterin Dorothee
Schwarz, samt Bestätigung einwandfreier Kassenführung durch die
Kassenprüferinnen und der Entlastung des Vorstands. Schließlich und
abschließend wurde der Vorstand durch Akklamation neu gewählt, die
keine grundlegenden Veränderungen ergab, lediglich eine willkommene
Erweiterung des Vorstands durch einige jüngere Mitglieder. Die
Tagungsleitung lag bei dem Gilde- und Vorstandsmitglied Volker
Hennicke, der sicher, entschlossen und konsequent den Verlauf der
Versammlung steuerte. Aber doch mit gelegentlichen Bonmots merken
ließ, dass er es freundlich meinte. Bevor man sich trennte, wurde
noch schnell Abwasch gemacht, dann ging man seiner Wege. Der Gilde
jedenfalls ist weiter Erfolg bei ihren Aufgaben zu wünschen, ob
selbst gestellten oder im Engagement.
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