Donnerstag, 13. Februar 2014

Pressefreiheit am Beispiel ADAC?

Da hatte ich doch in meinem gestrigen Eintrag über mich selber geklagt: dass ich nämlich über dem Bemühen, mir über Reformation und Konfessionalismus eine möglichst umfassende und zuverlässige Vorstellung zu erarbeiten, aktuelle Themen vernachlässigt habe. Und dabei u.a. die ADAC-Problematik erwähnt. Und das nicht etwa, um auch meine (unmaßgebliche) Meinung beisteuern zu können, sondern um einiges zu ergänzen. In meinem Eintrag am 21. Januar hatte ich nämlich den Ehrenpräsidenten des ADAC, Otto Flimm, zitiert, der von 1989 bis 2001 ordentlicher Präsident des ADAC war. Der war sich zu jener Zeit sicher, dass die Unregelmäßigkeiten um den Preis „Gelber Engel“ allein auf das Konto des ehemaligen Kommunikationschefs des Vereins, Michael Ramstetter gehen. Mit dieser Mitteilung wollte ich die ADAC-Problematik für mich eigentlich abschließen, obwohl ja die Vorwürfe, die dem ADAC inzwischen gemacht werden, einen Umfang erreicht haben, der den gesamten Vorstandschaft des Vereins vor schwerwiegende Probleme stellt. Das allerdings beschäftigt mich weniger als ein Problem, das in anderer Weise damit zusammenhängt.

Das sich mit Journalismus und Pressefreiheit verbindet. Das für mich entstanden ist durch ein Gespräch des Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Michael Konken mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ), von dem gestern berichtet wurde. In dem er die mangelnde Sicherheitsmechanismen für die Pressefreiheit bemängelt. Gemeint ist die Sicherheit von Journalisten und Informanten vor Überwachung bei der Ausübung ihrer Kontrollfunktion. Konken sieht Nachholbedarf (Zitat): „Den Ankündigungen aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag zum besseren Schutz von Journalisten und Informanten vor Überwachung müssen baldmöglichst entsprechende Beschlüsse folgen.“ Gerade erst habe das Beispiel ADAC gezeigt, dass Journalisten auf Informanten angewiesen sind: „Anders können sie ihre Kontrollfunktion nicht ausüben“, sagte der DJV-Chef.

Konken mag im Grunde Recht haben. Dass er aber als Beispiel gerade den ADAC anführt, müsste er näher begründen. Einfach und schon deshalb, weil doch der ADAC mit der „Motorwelt“ ein Publikationsorgan hatte, das alle Bedingungen der Pressefreiheit erfüllte bzw. für sich in Anspruch nehmen konnte. Und es sogar über Gebühr getan hat, wie man heute weiß. Ihr Chefredakteur, Michael Ramstetter, gehörte doch sogar im oberen Bereich zur Zunft der Journalisten!? Und hatte stets – soweit bekannt – das beste und offenste Verhältnis zu seinen Kollegen und der Öffentlichkeit. Und wenn es demgegenüber Informanten gab (und die gab es), die von sich aus die „dunklen“ Seiten des Vereins aufzeigen wollten, fanden sie keinen Journalisten, der die Courage gehabt hätte, sich mit Ramstetter oder dem Koloss ADAC anzulegen. Und Umstände wie etwa die Nutzung der Hubschrauber zu persönlichen Zwecken fand doch nicht geheim statt!? Warum fiel sie keinem Journalisten auf? Wo blieb da die Kontrollfunktion? Und es gibt eine ganze Reihe weiterer Vorgänge, die viel früher hätten aufgegriffen und öffentlich gemacht werden können, wenn die Journalisten dieser, ihrer „Kontrollfunktion“ nachgekommen wären. Ich denke, man macht es sich heute verdammt leicht, am Beispiel ADAC mangelnden Schutz von Journalisten und Informanten zu beklagen. Was damals in diesem Zusammenhang beim ADAC gegenüber potentiellen Informanten „veranlasst“ wurde, wäre eher eine Sache für Arbeitsgerichte und weniger für die Politik gewesen. Zu jener Zeit aber reklamierte niemand „Schutz für die Pressefreiheit“ an. Soweit man die Chose als Außenstehender „begleiten“ konnte. Es gibt mehr Beispiele, bei denen die Meute der Journalisten erst auf dem Plan erschien, wenn eine relevante Sache schon von anderer Seite öffentlich gemacht wurde. Von Konken aber hat im Gespräch mit der NOZ nur als Beispiel den ADAC angeführt. Und deshalb hier auch nur dieser Bezug.


Und noch eine allgemeine Bemerkung: Der DJV-Chef führt an, dass Deutschland in der Pressefreiheits-Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen von Rang 17 auf Rang 14 vorgerückt sei. Was keine große Verbesserung sei (Zitat): "Eine Demokratie wie Deutschland sollte eigentlich in die Spitzengruppe gehören."(Ende des Zitats. Auch das ist richtig. In einer Demokratie aber sollte Journalismus und journalistische Tätigkeit nicht zunehmend auf spektakuläre Vorgänge und Berichterstattung gerichtet sein, sondern betont auf investigative, seriöse und verantwortungsvolle Arbeit. Und die vor allem sollte in die Spitzengruppe journalistischer Auffassung und Arbeit gehören. Eine Demokratie ermöglicht das auch, man sollte sie nur unbeirrt nutzen.

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