Da
hatte ich doch in meinem gestrigen Eintrag über mich selber geklagt:
dass ich nämlich über dem Bemühen, mir über Reformation und
Konfessionalismus eine möglichst umfassende und zuverlässige
Vorstellung zu erarbeiten, aktuelle Themen vernachlässigt habe. Und
dabei u.a. die ADAC-Problematik erwähnt. Und das nicht etwa, um auch
meine (unmaßgebliche) Meinung beisteuern zu können, sondern um
einiges zu ergänzen. In meinem Eintrag am 21. Januar hatte ich
nämlich den Ehrenpräsidenten des ADAC, Otto Flimm, zitiert, der von
1989 bis 2001 ordentlicher Präsident des ADAC war. Der war sich zu
jener Zeit sicher, dass die Unregelmäßigkeiten um den Preis „Gelber
Engel“ allein auf das Konto des ehemaligen Kommunikationschefs des
Vereins, Michael Ramstetter gehen. Mit dieser Mitteilung wollte ich
die ADAC-Problematik für mich eigentlich abschließen, obwohl ja die
Vorwürfe, die dem ADAC inzwischen gemacht werden, einen Umfang
erreicht haben, der den gesamten Vorstandschaft des Vereins vor
schwerwiegende Probleme stellt. Das allerdings beschäftigt mich
weniger als ein Problem, das in anderer Weise damit zusammenhängt.
Das
sich mit Journalismus und Pressefreiheit verbindet. Das für mich
entstanden ist durch ein Gespräch des Vorsitzenden des Deutschen
Journalistenverbandes (DJV), Michael Konken mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (NOZ), von dem gestern berichtet wurde. In
dem er die mangelnde Sicherheitsmechanismen für die Pressefreiheit
bemängelt. Gemeint ist die Sicherheit von Journalisten und
Informanten vor Überwachung bei der Ausübung ihrer
Kontrollfunktion. Konken sieht
Nachholbedarf (Zitat): „Den Ankündigungen aus dem schwarz-roten
Koalitionsvertrag zum besseren Schutz von Journalisten und
Informanten vor Überwachung müssen baldmöglichst entsprechende
Beschlüsse folgen.“ Gerade erst habe das Beispiel ADAC gezeigt,
dass Journalisten auf Informanten angewiesen sind: „Anders können
sie ihre Kontrollfunktion nicht ausüben“, sagte der DJV-Chef.
Konken
mag im Grunde Recht haben. Dass er aber als Beispiel gerade den ADAC
anführt, müsste er näher begründen. Einfach und schon deshalb,
weil doch der ADAC mit der „Motorwelt“ ein Publikationsorgan
hatte, das alle Bedingungen der Pressefreiheit erfüllte bzw. für
sich in Anspruch nehmen konnte. Und es sogar über Gebühr getan hat,
wie man heute weiß. Ihr Chefredakteur, Michael Ramstetter, gehörte
doch sogar im oberen Bereich zur Zunft der Journalisten!? Und hatte
stets – soweit bekannt – das beste und offenste Verhältnis zu
seinen Kollegen und der Öffentlichkeit. Und wenn es demgegenüber
Informanten gab (und die gab es), die von sich aus die „dunklen“
Seiten des Vereins aufzeigen wollten, fanden sie keinen Journalisten,
der die Courage gehabt hätte, sich mit Ramstetter oder dem Koloss
ADAC anzulegen. Und Umstände wie etwa die Nutzung der Hubschrauber
zu persönlichen Zwecken fand doch nicht geheim statt!? Warum fiel
sie keinem Journalisten auf? Wo blieb da die Kontrollfunktion? Und es
gibt eine ganze Reihe weiterer Vorgänge, die viel früher hätten
aufgegriffen und öffentlich gemacht werden können, wenn die
Journalisten dieser, ihrer „Kontrollfunktion“ nachgekommen wären.
Ich denke, man macht es sich heute verdammt leicht, am Beispiel ADAC
mangelnden Schutz von Journalisten und Informanten zu beklagen. Was
damals in diesem Zusammenhang beim ADAC gegenüber potentiellen
Informanten „veranlasst“ wurde, wäre eher eine Sache für
Arbeitsgerichte und weniger für die Politik gewesen. Zu jener Zeit
aber reklamierte niemand „Schutz für die Pressefreiheit“ an.
Soweit man die Chose als Außenstehender „begleiten“ konnte. Es
gibt mehr Beispiele, bei denen die Meute der Journalisten erst auf
dem Plan erschien, wenn eine relevante Sache schon von anderer Seite
öffentlich gemacht wurde. Von Konken aber hat im Gespräch mit der
NOZ nur als Beispiel den ADAC angeführt. Und deshalb hier auch nur
dieser Bezug.
Und
noch eine allgemeine Bemerkung: Der DJV-Chef führt an, dass
Deutschland in der Pressefreiheits-Rangliste der Organisation
Reporter ohne Grenzen von Rang 17 auf Rang 14 vorgerückt sei. Was
keine große Verbesserung sei (Zitat): "Eine Demokratie wie
Deutschland sollte eigentlich in die Spitzengruppe gehören."(Ende
des Zitats. Auch das ist richtig. In einer Demokratie aber sollte
Journalismus und journalistische Tätigkeit nicht zunehmend auf
spektakuläre Vorgänge und Berichterstattung gerichtet sein, sondern
betont auf investigative, seriöse und verantwortungsvolle Arbeit.
Und die vor allem sollte in die Spitzengruppe journalistischer
Auffassung und Arbeit gehören. Eine Demokratie ermöglicht das auch,
man sollte sie nur unbeirrt nutzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen