Mich
beschäftigt hier noch einmal die Wanderausstellung „PresseFoto
Hessen-Thüringen 2013“, die derzeit - und noch bis 13. Februar -
im Bürgersaal des Nordhäuser Rathauses zu sehen ist. Nachdem ich
die Ausstellung mehrmals noch besuchte und mir auch den
Ausstellungskatalog besorgte, beschäftigen mich dazu einige
Überlegungen, ohne dass ich dabei zu einem Ergebnis kam.
Es
sind nicht die Bilder an sich, die mich zu Überlegungen anregen und
von denen jedes einzelne sehenswert ist, sondern es sind einige
Passagen im Editorial und den Begleittexten des
Ausstellungskatalogs. Und da zum Beispiel den Erläuterungen zum
„Bild des Jahres“ durch Wolfgang Murr, Vorsitzenden der
Wettbewerbs-Jury. Dazu schicke ich einen Hinweis voraus: In meinem
Eintrag vom 24.01.(Pressefotografen: Ein Berufsstand im Fokus“)
hatte ich u.a. geschrieben (Auszug) : „Ich nehme als Beispiel das
„Bild des Jahres“ des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van
Elst. Mit dem Titel: „Seine Exzellenz geht“ Das Bild ist sicher
ausgezeichnet. Es kann aber für sich weder eine Problematik
offenkundig werden lassen, noch einen Zusammenhang zu einer solchen
herstellen. Dazu bedarf es ohne Zweifel eines Textes. Und wer diese
Problematik durch einen entsprechenden Text nicht kennt, wird das
Bild mit anderen Augen sehen als der Informierte.“ (Ende des
Auszugs).
Der
Vorsitzende der Jury also erläutert die Entscheidung seiner Jury zu
diesem Bild wie folgt (Auszug): „. . .Der Moment, in dessen
Mittelpunkt der Limburger Bischof ...optisch auftaucht, bleibt nicht
ohne Fragen? Was denkt ein so ernst blickender Mensch wirklich? Was
ist Schein, was Sein. Ist er sich einerseits seiner religiösen,
andererseits auch seiner gesellschaftlichen Verpflichtung bewusst?
Anders als beim Siegerfoto 2012 sucht der Porträtierte 2013 nicht
das Objektiv, lässt den Betrachter jedoch mit schier endlosen
Gedankengängen zurück. Der Schnappschuss besticht ob 1A-Qualität.
Alle Kriterien, die ein Spitzenfoto bringen muss, sind erfüllt.“
Und
als Betrachter des Bildes mache ich mir also Gedanken. Und komme zu
der Auffassung, dass diese Erläuterung zwar zum Zeitpunkt der
Entscheidung für dieses Bild als „Bild des Jahres“ berechtigt
und zutreffend gewesen sein mag, weil damals alles gegen den
Limburger Bischof sprach. Inzwischen hat eine Prüfkommission die
Vorwürfe gegen Bischof van Elst weitgehend ausgeräumt. Und daraus
ergibt sich meines Erachtens, dass erst die massiven Vorwürfe, die
zum Zeitpunkt der Aufnahme des Bildes im Raum standen, dazu geführt
haben dürften, das Bild so einzuschätzen, wie es wirklich geschah.
Das Ergebnis der Prüfkommission führt meines Erachtens jedenfalls
zu einer anderen Betrachtungsweise des Bildes. Wie schließlich über
den Bischof und das Bistum Limburg entschieden werden wird, spielt
dabei schon keine Rolle mehr, wie ich meine.
Eine
ganz andere Überlegung drängt mir eine Passage auf im Editorial der
Landesvorsitzenden des DJV Thüringen, Anita Grasse. Darin nämlich
heißt es (Auszug): „Fotoreporter sind die Super-Helden unserer
Zeit. Sie sollen alles und jeden retten – und mit einem Dankeschön
zufrieden sein.“ (Ende des Auszugs). Grasse äußert sich sicher
aus ihrer profunden Kenntnis der Situation dieses Berufsstandes, zu
der ich auf einen meiner Einträge verweisen kann („Obst und
Kollegen im Nordhäuser Rathaus“ vom 24.01.14). Der tritt hier
allerdings in den Hintergrund angesichts der weiteren Argumentation
Anita Grasses (weiterer Auszug): „Dagegen protestieren wir mit dem
PresseFoto-Wettbewerb. Dazu brauchen wir keine lautstarken Parolen
oder Aktionen. Wir lassen die Werke der Fotojournalisten sprechen.
Werke, für die die Kollegen mitten in der Nacht stundenlang in der
Kälte ausharren, bis der Sternenhimmel perfekt ist. Bilder, für die
sie sich samt Ausrüstung durch Krisengebiete kämpfen oder sich
stundenlang unendlich langweilen, bis beim Parteitag oder im
Wahlkampf endlich das eine, aussagekräftige Bild im Kasten ist.“
(Ende des Auszugs). Das ist anschaulich und vermittelt
Vorstellungen. Aber nur für den, der diese Ausführungen liest, also
den Ausstellungskatalog besitzt. Von denen schon keiner mehr am Ende
der Eröffnungsveranstaltung zu erhalten war. Also auch nicht für
jene, die die Ausstellung im Laufe ihrer Präsentation besuchen. Die
also auch nicht lesen und erfahren können, was Anita Grasse ihnen
mitzuteilen hat (Auszug): „Jetzt liegt es an Ihnen.
Mit Ihrem
Besuch unserer Ausstellung setzen Sie ein Zeichen für
professionellen Bildjournalismus, faire Bezahlung und angemessene
Arbeitsbedingungen. Dafür sagen wir im Namen aller Kollegen von
Herzen Danke. Doch wir wünschen uns mehr: Tragen Sie unsere
Botschaft in die Welt hinaus. Sorgen Sie dafür, dass von den
Bildkünstlern des Journalismus selbst Bilder entstehen. Bilder in
den Herzen derjenigen, die jeden Tag in Bildern lesen – ob nun im
Internet oder auf Papier.“(Ende des Auszugs). Dazu also bleibt zu
bemerken, dass dies kein Besucher im Ausstellungskatalog zu lesen
bekommt kann. Es wäre deshalb meines Erachtens Sache der Redaktionen der hier erscheinenden Zeitungen –
Print und Internet – dieses Anliegen als Appell des DJV den Lesern
ihrer Zeitungen zu vermitteln. Ich habe nichts davon gelesen. Warum
nicht, wenn doch der DJV den Stand der professionell arbeitenden
Pressefotografen bedroht sieht? Bezahlen wenigstens sie ihre angestellten oder für sie arbeitenden Fotografen angemessen? Oder scheuen sie gar die Problematik? Warum aber sollte sich dann der
Besucher der Ausstellung über die Betrachtung der Bilder hinaus
Gedanken machen?
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