Aus
dem gestrigen TV-Abendprogramm wählte ich „Ein Kessel Buntes“,
moderiert von Wolfgang Lippert, wohl einem der bekanntesten
Moderatoren, der in der DDR die unterhaltende Kultur (mit-)prägte.
Und danach im gesamtdeutschen Fernsehen auch dem westdeutschen
Publikum bekannt und anerkannt wurde.
Ich
wählte diese Sendung, weil mich noch immer das Thema der
„bürgerlichen Kultur“ beschäftigt. Die in Ostdeutschland durch
die Lions-Clubs möglich gemacht
worden sein soll, wie Bernhard
Vogel, ehemaliger Thüringer Ministerpräsident, als Ehrengast des
Clubs zu dessen 20jährigen Bestehen in seiner Ansprache ausführte.
Und die fand im Rahmen der Ausstellungseröffnung aus diesem Anlass
am Dienstag in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen statt, die
Zeitungen berichteten seitdem ausführlich und betonten dabei
ausdrücklich diese Aussage Vogels. Und kein Widerspruch regt sich in
den sonst doch recht forsch reagierenden (anonymen)
Kommentatorenkreis, etwa im Internet.
In
meinem diesbezüglichen Eintrag dazu hatte ich mich auf Gespräche
bezogen, die ich nach der Veranstaltung zu dieser Aussage Bernhard
Vogels in einer doch recht qualifizierten Diskussionsrunde führte.
In der man sich gegen den Eindruck verwahrte, es habe in der DDR
keine Kultur gegeben. Wollte man darüber diskutieren, könnte man
die Problematik an dem Begriff „bürgerliche“ Kultur festmachen.
Dessen bedarf es aber wohl gar nicht, wenn man davon ausgeht, dass
die ersten Lions Clubs in Ostdeutschland Jahre nach der Wende
gegründet wurden
– in Nordhausen also 1995 – als die
bürgerlichen, also auch marktwirtschaftlichen Strukturen längst
gelegt waren. Und diese Clubs mitunter ja auch heute noch
gelegentlich als Geheimbünde angesehen werden, wie der aktuelle
Präsident des Nordhäuser Clubs, Dr. Matthias Beintker, in seiner
Ansprache bemerkte. Und zu glauben, dass erst dann und unter diesen
Vermutungen bürgerliche Kultur möglich wurde, ist wohl doch etwas
weit hergeholt. Zumal die
Haupttätigkeiten der Clubs in – meist nichtöffentlichen –
Vortragsveranstaltungen und Gesprächsrunden besteht. In der
Öffentlichkeit treten Lions Clubs wie ja auch in Nordhausen,
hauptsächlich im Zusammenhang mit Spendenaktionen in Erscheinung.
Und die Ausstellung mit ihren vielen Bildern gibt ja anschaulich
Auskunft über die vielfältigen Spenden-, Hilfs- und
Gestaltungsaktionen während der 20 Jahre ihres Bestehens. Insofern
kann man den Besuch dieser Ausstellung nur empfehlen, sie gibt
Aufschluss nicht nur hinsichtlich ihrer Mitglieder, sondern eben auch
über ihre vielfältigen Engagements. Einschließlich dem Eigenleben
des Clubs.
Die
Teilnahme Bernhard Vogels lässt im übrigen auch erkennen, welch
hohes Ansehen der Nordhäuser Lions-Club besitzt. Der ehemalige MP
des Freistaates trug sich vor seiner Verabschiedung auch noch
bereitwillig ins Gästebuch des Clubs ein. Nicht unerwähnt soll die
musikalische Gestaltung der Festveranstaltung sein durch das
Gitarrenensemble der Nordhäuser Musikschule unter der Leitung der
Musikpädagogin Daniela Heise. Auf das ich gelegentlich noch
besonders eingehen möchte. Eine insgesamt herausragende Ausstellung,
die dadurch vor vielen Gästen sehr niveauvoll eröffnet wurde.
Um
abschließend zum Ausgangspunkt zurückzukommen überraschte und
beeindruckte mich der Inhalt Wolfgang Lipperts Kessel Buntes, das
einen anschaulichen Einblick in die unterhaltende Kultur vermittelte.
Überrascht einfach deshalb, weil ich zwar während meiner Besuche in
der einstigen DDR aus eigenem Erleben zwar relativ häufig
Gelegenheit hatte und wahrnahm Theaterkultur kennenzulernen, die
Unterhaltungskultur aber vernachlässigte ich. Und müsste jetzt
diese Einseitigkeit bedauern. Was da zu sehen und zu hören war, fand
ich hervorragend.
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