Es
gibt derzeit eine ganze Reihe aktueller Vorgängen und Themen, die
mich ansprechen und zu Überlegungen veranlassen könnten: die
jüngste Wahl in der Schweiz zur Begrenzung der uneingeschränkten
Zuwanderung, der Skandal um den ADAC oder auch der Streit um den
Netzausbau mit Bayern gehören dazu. Aber statt mir darüber Gedanken
zu machen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen, beschäftigt mich
seit Donnerstag Martin Luther und seine Bedeutung für den Glauben in
der Welt. Ausgelöst durch den Vortrag des Historikers Prof. Dr.
Heinz Schilling im Nordhäuser Tabakspeicher.
Ich
ließ mir diesen Vortrag zum Thema „Der Rebell Martin Luther-Vom
Katholizismus zum Protestantismus“ aus mehreren Gründen nicht
entgehen: Prof. Schilling ist sicher einer der kompetentesten und
prominentesten Experten in Sachen Reformation und
Konfessionalisierung. Und damit ein authentischer Kenner des
Reformators Martin Luther und seiner Zeit. Und demgegenüber brachte
ich an Kenntnis von Reformation und Konfessionen – außer meiner
eigenen katholischen – herzlich wenig mit, als ich vor Jahren nach
Nordhausen kam. Kantorei(-konzerte) und gesellschaftlicher Umgang
aber weckten in mir Neugier und Interesse am Protestantismus und
damit an der Reformation. Und zu all dem, was mir zwischenzeitlich an
Wissen vermittelt wurde und ich mir angeeignet habe, schien mir nun
der Vortrag von Prof. Schilling zum Reformator Martin Luther und
seiner Zeit denkbar geeignet, zuverlässiges Wissen zu erwerben
Enttäuscht
wurde ich nicht, es war ein aufschlussreicher, sehr
wissenschaftlicher und damit authentischer Vortrag, angesichts dessen
mich vor allem eines irritierte: ich sah unter den Zuhörern keinen
einzigen, mir bekannten kompetenten Vertreter der evangelischen
Kirche. Lag es an meinem eingeschränkten Sehvermögen oder war
wirklich keiner da? Wenn dem wirklich so war, würde sich mir schon
die Frage nach dem „warum“ stellen. Umso mehr fiel mir auf, dass
mit Pfarrer Richard Hentrich die katholische Kirche vertreten war.
In
meinem Eintrag zu dem gehörten Vortrag hatte ich bemerkt, dass es im
Vortrag selbst, aber auch der folgenden Diskussion doch einige
Aussagen und bedenkenswerte Einwendungen gab, die es mir nötig
erscheinen ließen, mich nun noch etwas tiefer und qualifizierter mit
dem Thema Martin Luther und seiner Zeit zu befassen. Ich hatte dabei
das Verhältnis Martin Luthers zu den Juden erwähnt. Und natürlich
habe ich versucht, mich zwischenzeitlich darüber kundig zu machen.
Und zur Kenntnis genommen, dass heute
weitgehend Konsens darin besteht, dass Luthers Aussagen zu Juden
nicht rassistisch, wohl aber konstant antijudaistisch waren. Seine
praktischen Forderungen zum Umgang mit Juden wandelten sich seit 1523
stark. Dieser Wandel wird seit etwa 1980 nicht mehr nur aus
Zeitumständen und enttäuschten Missionserwartungen, sondern als
Folge seiner konstant antijudaistischen Theologie erklärt, wie ich
lesen konnte.
Ich
muss dazu nur ganz grundsätzlich einräumen, dass ich mir damit
zwischenzeitlich eine Art Halbwissen über Martin Luther und die
damalige Zeit angelesen habe, das in der eigenen Einschätzung
natürlich in keiner Weise reicht, dazu Aussagen zu machen. Oder mich
an Diskussionen beteiligen zu können. Um dadurch etwa gar zu einer
Überzeugung zu gelangen. Ich bedauere in diesem Zusammenhang eben
nur, dass ich in dieser Veranstaltung keinen Vertreter der
evangelischen Kirche erkennen konnte, um den Vortrag zur Grundlage
weiterer Gespräche machen zu können. Wohl aber werde ich mir das
Buch „Martin
Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs" besorgen, dessen
Autor ja Prof. Schilling ist.
Mit
diesen, meinem Bemühen, drängte sich mir doch zunehmend das Thema
Lutherdekade und 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 auf. Wobei
ich mich des Vortrags der ehemaligen Bischöfin Margot Käßmann im
Februar des vergangenen Jahres im Audimax der Nordhäuser
Fachhochschule erinnerte. Bekanntlich ist sie ja "Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017". Aber auch dabei gibt es offenbar noch zeitnahe Diskussionen über Art und Weise, wie dieses Jubiläum begangen werden soll. Und damit will ich mich jetzt ebenso befassen, um möglichst zusammenhängend der Bedeutung der Reformation und Konfessionalisierung näher zu kommen.
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