Dienstag, 11. Februar 2014

2017 in den Blick genommen

Es gibt derzeit eine ganze Reihe aktueller Vorgängen und Themen, die mich ansprechen und zu Überlegungen veranlassen könnten: die jüngste Wahl in der Schweiz zur Begrenzung der uneingeschränkten Zuwanderung, der Skandal um den ADAC oder auch der Streit um den Netzausbau mit Bayern gehören dazu. Aber statt mir darüber Gedanken zu machen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen, beschäftigt mich seit Donnerstag Martin Luther und seine Bedeutung für den Glauben in der Welt. Ausgelöst durch den Vortrag des Historikers Prof. Dr. Heinz Schilling im Nordhäuser Tabakspeicher.

Ich ließ mir diesen Vortrag zum Thema „Der Rebell Martin Luther-Vom Katholizismus zum Protestantismus“ aus mehreren Gründen nicht entgehen: Prof. Schilling ist sicher einer der kompetentesten und prominentesten Experten in Sachen Reformation und Konfessionalisierung. Und damit ein authentischer Kenner des Reformators Martin Luther und seiner Zeit. Und demgegenüber brachte ich an Kenntnis von Reformation und Konfessionen – außer meiner eigenen katholischen – herzlich wenig mit, als ich vor Jahren nach Nordhausen kam. Kantorei(-konzerte) und gesellschaftlicher Umgang aber weckten in mir Neugier und Interesse am Protestantismus und damit an der Reformation. Und zu all dem, was mir zwischenzeitlich an Wissen vermittelt wurde und ich mir angeeignet habe, schien mir nun der Vortrag von Prof. Schilling zum Reformator Martin Luther und seiner Zeit denkbar geeignet, zuverlässiges Wissen zu erwerben

Enttäuscht wurde ich nicht, es war ein aufschlussreicher, sehr wissenschaftlicher und damit authentischer Vortrag, angesichts dessen mich vor allem eines irritierte: ich sah unter den Zuhörern keinen einzigen, mir bekannten kompetenten Vertreter der evangelischen Kirche. Lag es an meinem eingeschränkten Sehvermögen oder war wirklich keiner da? Wenn dem wirklich so war, würde sich mir schon die Frage nach dem „warum“ stellen. Umso mehr fiel mir auf, dass mit Pfarrer Richard Hentrich die katholische Kirche vertreten war.

In meinem Eintrag zu dem gehörten Vortrag hatte ich bemerkt, dass es im Vortrag selbst, aber auch der folgenden Diskussion doch einige Aussagen und bedenkenswerte Einwendungen gab, die es mir nötig erscheinen ließen, mich nun noch etwas tiefer und qualifizierter mit dem Thema Martin Luther und seiner Zeit zu befassen. Ich hatte dabei das Verhältnis Martin Luthers zu den Juden erwähnt. Und natürlich habe ich versucht, mich zwischenzeitlich darüber kundig zu machen. Und zur Kenntnis genommen, dass heute weitgehend Konsens darin besteht, dass Luthers Aussagen zu Juden nicht rassistisch, wohl aber konstant antijudaistisch waren. Seine praktischen Forderungen zum Umgang mit Juden wandelten sich seit 1523 stark. Dieser Wandel wird seit etwa 1980 nicht mehr nur aus Zeitumständen und enttäuschten Missionserwartungen, sondern als Folge seiner konstant antijudaistischen Theologie erklärt, wie ich lesen konnte.

Ich muss dazu nur ganz grundsätzlich einräumen, dass ich mir damit zwischenzeitlich eine Art Halbwissen über Martin Luther und die damalige Zeit angelesen habe, das in der eigenen Einschätzung natürlich in keiner Weise reicht, dazu Aussagen zu machen. Oder mich an Diskussionen beteiligen zu können. Um dadurch etwa gar zu einer Überzeugung zu gelangen. Ich bedauere in diesem Zusammenhang eben nur, dass ich in dieser Veranstaltung keinen Vertreter der evangelischen Kirche erkennen konnte, um den Vortrag zur Grundlage weiterer Gespräche machen zu können. Wohl aber werde ich mir das Buch „Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs" besorgen, dessen Autor ja Prof. Schilling ist.


Mit diesen, meinem Bemühen, drängte sich mir doch zunehmend das Thema Lutherdekade und 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 auf. Wobei ich mich des Vortrags der ehemaligen Bischöfin Margot Käßmann im Februar des vergangenen Jahres im Audimax der Nordhäuser Fachhochschule erinnerte. Bekanntlich ist sie ja "Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017". Aber auch dabei gibt es offenbar noch zeitnahe Diskussionen über Art und Weise, wie dieses Jubiläum begangen werden soll. Und damit will ich mich jetzt ebenso befassen, um möglichst zusammenhängend der Bedeutung der Reformation und Konfessionalisierung näher zu kommen.
Vorlage:Zukunft/In 3 Jahren

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