Dienstag, 18. September 2018

Freiwillig Engagierte für die Integration von Geflüchteten notwendig

Jeder vierte Geflüchtete, der seit 2015 nach Deutschland gekommen ist, hat inzwischen einen Job. Freiwillig engagierte Helfer unterstützen bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Diese Hilfe könnten die Agentur für Arbeit und die Jobcenter in diesem Umfang ohne die Freiwilligen nicht gewährleisten.

Gütersloh, 17. September 2018. Von den rund 1,5 Millionen Geflüchteten, die seit 2015 in Deutschland sind, hat laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jeder Vierte mittlerweile Arbeit gefunden. Jeder Fünfte von Ihnen ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Weitere 100.000 Flüchtlinge werden in 2018 voraussichtlich eine Arbeit finden. Damit verläuft die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation für diese Gruppe insgesamt gut, ordnet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung diese Zahlen ein. Aber viele hunderttausend Menschen beziehen Grundsicherung ("Hartz IV"). Die IAB-Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass es fünfzehn Jahre dauert, bis Flüchtlinge als Gruppe bei der Arbeitsmarktintegration das Niveau anderer Einwanderer erlangen. Damit steht Deutschland am Anfang einer andauernden und komplexen Phase der Integration.

Wie kann vor diesem Hintergrund eine realistische Perspektive für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt aussehen? Anhand von fünf lokalen Beispielen in den Regionen Hamburg, Potsdam, Dresden, Augsburg und im Schwalm-Eder-Kreis ermittelt eine neue qualitative Studie („Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge? – Ohne die Freiwilligen können Sie das vergessen! Über bürgerschaftliches Engagement zur Unterstützung der Arbeitsmarktintegration“) einen Ansatzpunkt: Freiwilliges Engagement ist ein erfolgversprechendes Instrument zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.

Die freiwilligen Helfer begleiten die Geflüchteten oft zur Agentur für Arbeit und zu den Jobcentern. Sie helfen bei der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen, beim Erstellen von Lebensläufen und Bewerbungsunterlagen. Außerdem begleiten sie die Bewerber zu Vorstellungsterminen, helfen bei der beruflichen Orientierung und der Motivation, beständig bei der Sache zu bleiben. Freiwillige Helfer sind vor Ort für diese Prozesse oft unersetzlich.

Gerd Placke, Experte für freiwilliges Engagement bei der Bertelsmann Stiftung, sagt: "Wir könnten mehr Menschen in Arbeit bringen, wenn diese Kraft noch aktiver in die bestehenden Arbeitsvermittlungs-System eingebracht wird. Deutschland sollte das Engagement der freiwilligen Flüchtlingshelfer besser nutzen. Es wird künftig noch relevanter werden, weil die Geflüchteten mit ihren mittlerweile erworbenen Deutschkenntnissen für den Arbeitsmarkt vorbereitet sind und sich inzwischen besser im deutschen Alltag zurechtfinden."

Freiwillige Helfer bei Arbeitsmarktintegration auch künftig unverzichtbar
Die Leistungen freiwillig Engagierter bei der Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter werden von manchen Seiten unterschätzt. Arbeitsverwaltungen und Arbeitsmarktforschung nehmen sie bisweilen nur am Rande zur Kenntnis oder bewerten sie zum Teil als weniger hilfreich. Die beraterischen und sozialpädagogischen Leistungen des bestehenden Systems können ihre Zeit- und emotionalen Investitionen aber nicht gewährleisten.

Notwendig wäre die Entwicklung von Regeln und Routinen in den Arbeitsprozessen aller Akteure, um wertvolle Integrationspotenziale zu heben. Ein solches Netzwerk-Management würde für die Tätigkeit der freiwillig Engagierten Raum schaffen. Auf der Basis eines "Gemeinsamen Wirkens" lassen sich Integrationsprozesse entwickeln, durch die die jeweiligen Leistungen der Partner effektiver, schneller und nachhaltiger werden.

Zusatzinformationen
Für die qualitative Studie „Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge? – Ohne die Freiwilligen können Sie das vergessen! Über bürgerschaftliches Engagement zur Unterstützung der Arbeitsmarktintegration" wurden in den Städten Potsdam, Dresden, Augsburg, Hamburg und im Landkreis: Schwalm-Eder-Kreis (Hessen) ca. 90 standardisierte Tiefeninterviews der Anakonde GbR mit mehr als 130 Mitarbeitern der Jobcenter, der Arbeitsagenturen, Mitarbeitern bei Freiwilligen-Agenturen, Flüchtlings-Koordinatoren und anderen kommunalen Vertretern sowie freiwillig Engagierten geführt.  

Jochen Lange Pressestelle
Bertelsmann Stiftung


Mitteilung des idw – Informationsdienst Wissenschaft am 17.09.2018

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