Nordhausen (psv) Zum ersten Mal war das
Mordsharz-Festival zu Gast in Nordhausens historischen Tabakspeicher und
damit erstmals überhaupt in Thüringen. Und das Krimifestival wusste das
Thüringer Publikum zu begeistern: Über 350 Besucher
- Kinder wie Erwachsene - waren begeistert.
Die drei Fragezeichen gab es mit Autor Christoph
Dittert und Geräuschemacherin Almut Schwacke in einer einzigartigen
Live-Vertonung gleich zum Start des Festivaltages. Die Geräuschemacherin
verriet, dass bei Hörspielen und im Film oft ganz
andere Dinge zum Einsatz kommen als viele meinen. Zum Beispiel sorgen
Schritte auf Kaffeepulver für den richtigen Gehwegsound, ohne dass man
sich echten Dreck ins Studio holen muss. Kokosnüsse geben tolle
Pferdehufe ab und Staudensellerie eignet sich hervorragend,
um brechende Knochen zu simulieren.
Anschließend berichtete der Harzer Autor Roland
Lande aus seinem früheren Rockstarleben. So richtig viele seiner
Jugendträume konnte er sich zwar nicht erfüllen, aber immerhin stand er
eine Zeit lang als Leadsänger einer lokalen Band auf
der Bühne und kann daher in seinem aktuellen Krimi „Drei freundliche
Tage und ein Todesfall“ sehr authentisch über eine Coverband schreiben.
Dass es dabei nicht nur um Musik geht, versteht sich von selbst, es
passieren natürlich auch ein paar Morde.
Andreas Winkelmann las anschließend einige Szenen
aus seinem aktuellen Buch „Das Haus der Mädchen“ vor und tatsächlich
entpuppte sich das Buch als spannender Thriller. Der Autor selbst
wiederum war gar nicht so finster drauf, wie man es
von einem Thrillerautor erwarten könnte, sondern brachte sein Publikum
gekonnt zum Lachen.
Definitiv kein Etikettenschwindel war auch die
letzte Lesung des Abends, die als Highlight angekündigt war und dem auch
mehr als gerecht wurde. Die aus Essex stammende Autorin Fiona Cummins
stellte ihren Roman „Der Knochensammler“ vor bzw.
dessen Fortsetzung. Darin geht es um einen Psychopathen, der allerlei
deformierte Knochen sammelt und dafür vor nichts zurückschreckt. Die
poetische Sprache, mit der Cummins ernste und brutale Sachverhalte
beschreibt, habe ihn beeindruckt, so dass er gerne
das deutsche Hörbuch dazu einlas, erzählte Dietmar Wunder und gab
einige Kostproben. Dietmar Wunder? Wer war das noch gleich? Auch diese
Frage beantwortete der Synchronsprecher am Ende noch, indem er die
Zuhörer im vollbesetzten Tabakspeicher bat, für einen
Moment die Augen zu schließen und dann den berühmten Satz sagte: „Mein
Name ist Bond, James Bond.“
[Fotos: Christian Dolle, Mordsharz-Festival]
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