Sonntag, 9. September 2018

Hetzjagd etwa gar auf Maaßen?

Über die Vorgänge in Chemnitz in den vergangenen Wochen ist inzwischen soviel und so unterschiedlich berichtet worden, dass man als interessierter Bürger eher verwirrt, als sachlich informiert wurde. Und dass sich die Berichterstattung aktuell mehr auf eine Person – nämlich auf den Präsidenten des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen - konzentriert, vermittelt mir mehr die Vermutung es ginge nicht mehr um die Vorgänge in Chemnitz selbst, sondern um die willkommene Gelegenheit, den mißliebig gewordenen Mann an der Spitze des Verfassungsschutzes los zu werden.
Der Vorwurf? Hans-Georg Maaßen, hat Zweifel an Informationen über Hetzjagden während der Demonstrationen in Chemnitz geäußert. "Die Skepsis gegenüber den Medienberichten zu rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz wird von mir geteilt", sagte Maaßen zum Beispiel der Bild-Zeitung. Dem Verfassungsschutz lägen "keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben". Zu dem Video, das Jagdszenen auf ausländische Menschen in Chemnitz zeigen soll, sagte Maaßen: "Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist." "Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken", sagte der Verfassungsschutzpräsident weiter. Und man macht ihm zum Vorwurf, dass er zu dieser „vorsichtigen Einschätzung“ keine Beweise liefert.

Die Vielzahl der Medien, die diesen Vorwurf inzwischen aufgegriffen und sogar mit der Forderung zum Rücktritt Maaßens verbunden hat, läßt mich vermuten, dass man ihm verübelt, die Berichterstattung der Medien in Zweifel gezogen zu haben. Und geflissentlich erwähnt und verweist man u.a. auf seine Treffen mit der vormaligen Vorsitzenden der AfD, Frauke Petri und knüpft daran entsprechende Vermutungen. Ohne Beweise.

Letztlich aber gehört doch wohl auch die Maaßen-Problematik zu dem Gesamtkomplex der Medien-Berichterstattung über die Vorgänge in Chemnitz. Von der bei „Tichys Einblick“ am 31. August zu lesen war (Auszug): „Chemnitz ist kein Symbol für die Verrohung oder die „Herrschaft des braunen Mobs“, sondern für die Notwendigkeit, Politik für die Menschen in diesem Land, für seine Bürger, für den Souverän, zu machen. Sonst verlieren wir Chemnitz – und nicht nur Chemnitz... Es entsteht der Eindruck, dass Kräfte in diesem Land Chemnitz benötigen, um ihre Vorurteile und Meinungen zu betonieren und ihre Herrschaft über den öffentlichen Diskurs zu verteidigen. Blickt man auf den Umgang mit der Wahrheit, könnte man meinen, man wäre im Krieg, denn die stirbt in ihm bekanntlich als erste. Gemessen an der Vielzahl der Berichte und Kommentare zu den Ereignissen in der sächsischen Stadt, ist die Kenntnis und Vermittlung von Fakten gering. Statt der Urteile wimmelt es von Vorurteilen.“ (Ende des Auszugs).


Als Medienkonsument ist es demzufolge schwer, sich ein der Wirklichkeit entsprechendes Bild von den wirklichen Vorgängen zu machen. Und immerhin hat ja sogar der WELT-Chefreporter Robin Alexander zu Chemnitz festgestellt: „Als Hauptstadtpresse haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert“ (Ende des Zitats). Und sondiere ich einen Schritt weiter, stoße ich (bei Meedia) auf eine Studie des US-Forschers Jay Rosen im Auftrag der Robert Bosch-Stiftung, der aktuell den deutschen Journalismus untersuchte, und zu dem Ergebnis kommt, die Medien seien geprägt von der Flüchtlingsbewegung im Herbst 2015 und dem Aufstieg der AfD. Seine Bestandsaufnahme schließt mit vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Chemnitz. Ich komme darauf noch zurück.  

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