Über die Vorgänge in Chemnitz in den
vergangenen Wochen ist inzwischen soviel und so unterschiedlich
berichtet worden, dass man als interessierter Bürger eher verwirrt,
als sachlich informiert wurde. Und dass sich die Berichterstattung
aktuell mehr auf eine Person – nämlich auf den Präsidenten des
Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen - konzentriert, vermittelt mir
mehr die Vermutung es ginge nicht mehr um die Vorgänge in Chemnitz
selbst, sondern um die willkommene Gelegenheit, den mißliebig
gewordenen Mann an der Spitze des Verfassungsschutzes los zu werden.
Der Vorwurf? Hans-Georg Maaßen, hat
Zweifel an Informationen über Hetzjagden während der
Demonstrationen in Chemnitz geäußert. "Die Skepsis gegenüber
den Medienberichten zu rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz
wird von mir geteilt", sagte Maaßen zum Beispiel
der Bild-Zeitung.
Dem Verfassungsschutz lägen "keine belastbaren Informationen
darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben". Zu
dem Video, das Jagdszenen auf ausländische Menschen in Chemnitz
zeigen soll, sagte Maaßen: "Es liegen keine Belege dafür vor,
dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall
authentisch ist." "Nach meiner vorsichtigen Bewertung
sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte
Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von
dem Mord in Chemnitz abzulenken", sagte der
Verfassungsschutzpräsident weiter. Und man macht ihm zum
Vorwurf, dass er zu dieser „vorsichtigen Einschätzung“ keine
Beweise liefert.
Die Vielzahl der Medien, die diesen
Vorwurf inzwischen aufgegriffen und sogar mit der Forderung zum
Rücktritt Maaßens verbunden hat, läßt mich vermuten, dass man ihm
verübelt, die Berichterstattung der Medien in Zweifel gezogen zu
haben. Und geflissentlich erwähnt und verweist man u.a. auf seine
Treffen mit der vormaligen Vorsitzenden der AfD, Frauke Petri und
knüpft daran entsprechende Vermutungen. Ohne Beweise.
Letztlich aber gehört doch wohl auch
die Maaßen-Problematik zu dem Gesamtkomplex der
Medien-Berichterstattung über die Vorgänge in Chemnitz. Von der bei
„Tichys Einblick“ am 31. August zu lesen war (Auszug): „Chemnitz
ist kein Symbol für die Verrohung oder die „Herrschaft des braunen
Mobs“, sondern für die Notwendigkeit, Politik für die Menschen in
diesem Land, für seine Bürger, für den Souverän, zu machen. Sonst
verlieren wir Chemnitz – und nicht nur Chemnitz... Es entsteht der
Eindruck, dass Kräfte in diesem Land Chemnitz benötigen, um ihre
Vorurteile und Meinungen zu betonieren und ihre Herrschaft über den
öffentlichen Diskurs zu verteidigen. Blickt man auf den Umgang mit
der Wahrheit, könnte man meinen, man wäre im Krieg, denn die stirbt
in ihm bekanntlich als erste. Gemessen an der Vielzahl der Berichte
und Kommentare zu den Ereignissen in der sächsischen Stadt, ist die
Kenntnis und Vermittlung von Fakten gering. Statt der Urteile wimmelt
es von Vorurteilen.“ (Ende des Auszugs).
Als Medienkonsument ist es demzufolge
schwer, sich ein der Wirklichkeit entsprechendes Bild von den
wirklichen Vorgängen zu machen. Und immerhin hat ja sogar der
WELT-Chefreporter Robin Alexander zu Chemnitz festgestellt: „Als
Hauptstadtpresse haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert“ (Ende des
Zitats). Und sondiere ich einen Schritt weiter, stoße ich (bei
Meedia) auf eine Studie des US-Forschers Jay Rosen im Auftrag der
Robert Bosch-Stiftung, der aktuell den deutschen Journalismus
untersuchte, und zu dem Ergebnis kommt, die Medien seien geprägt von
der Flüchtlingsbewegung im Herbst 2015 und dem Aufstieg der AfD.
Seine Bestandsaufnahme schließt mit vor dem Hintergrund der
aktuellen Debatte um Chemnitz. Ich komme darauf noch zurück.
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