GEW-Schulleiter*innen ziehen Bilanz der ersten Wochen des Schuljahres 2018/19GEW-Schulleiter*innen
sehen deutliche Verbesserungsbedarfe und mahnen zeitnahe Verbesserungen
an. Das betrifft neben dem Dauerthema des Lehrer*innenmangels vor allem
das neu eingerichtete Schulbudget und den Datenschutz nach der
EU-Datenschutz-Grundverordnung.
Dazu Kathrin
Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen: „Das Thema Lehrermangel
und damit verbunden Unterrichtsausfall ist weiterhin akut. Aber darüber
hinaus machen schlecht umgesetzte Vorhaben des Bildungsministeriums wie
Schulbudget und Datenschutz den Schullleitungen und Lehrkräften das
Leben schwer. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht!“
Das
ursprüngliche Ziel des Schulbudgets - die Absicherung des Unterrichts –
konnte aus vielerlei Gründen nicht erreicht werden. Nun soll
stattdessen das zur Verfügung gestellte Schulbudget von 30 Euro je
Schüler*in und Jahr für Arbeitsgemeinschaften, Schüler*innenfirmen,
Hausaufgabenbetreuung oder auch für Gesundheitskurse für die
Pädagog*innen der Schule und ähnliche Dinge dienen. Die für die
Antragstellung notwendigen konkreten Durchführungsbestimmungen wurden
jedoch erst sehr spät erlassen und nun offenbaren sich zunehmend die
Schwächen des Schulbudgets.
Zusätzliche bürokratische Kraftanstrengungen: Viele
Schulleitungen kritisieren die mit dem Schulbudget verbundenen
zusätzlichen bürokratischen Kraftanstrengungen. Obwohl das Verfahren dem
Fortbildungsbudget angeglichen wurde, sind die damit verbundenen
Aufgaben immens. Oft genug wird Schulleitungen vom zuständigen Schulamt
mitgeteilt, dass dieses und jenes nicht ginge, selten aber erklärt, was
genau nun mit dem Schulbudget zu leisten sei. Die Schulen wollen das
Schulbudget nutzen, aber es steht zu befürchten, dass die Mittel für das
Jahr 2018 nicht ausgeschöpft werden können. Darauf deutet auch die
Tatsache hin, dass von den rund 850 Schulen bislang nur knapp 120 einen
Antrag gestellt haben. Die Gründe liegen in den spät erschienenen
Durchführungsbestimmungen, den zahlreichen Ausschlusskriterien und in
der Dauer des Verfahrens. Schulen, die das Schulbudget für
Gesundheitsmaßnahmen der Lehrer*innen verwenden, haben dabei weniger
Schwierigkeiten als Schulen, die es tatsächlich für die Schüler*innen
verwenden wollen.
Der dringende Appell der Schulleiter*innen lautet daher: Vereinfacht die Nutzung des Schulbudgets im Interesse der Schüler*innen und zur Entlastung der Schulleitungen!
- Thema Datenschutz und dessen Umsetzung an Schulen
Die
Schulleitungen und die Lehrer*innen fühlen sich mit der korrekten
Umsetzung des Datenschutzes nach der in Mai 2018 in Kraft getretenen
Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) weitgehend allein gelassen. Die
Fortbildungsveranstaltungen für Schulleiter*innen waren keine
Hilfestellung. Das Konzept muss dringend nachgebessert werden, um auf
die spezifischen Fragen im Schulalltag, rechtssichere und dennoch
praktikable Antworten zu geben. Dabei ging es um Fragen wie zum
Beispiel:
- Veröffentlichung des Vertretungsplanes in der Schule selbst oder auf der Webseite der Schule,
- Weitergabe von Noten an den Ausbildungsbetrieb in der dualen Berufsausbildung,
- die Veröffentlichung von Sieger*innen bei Schulwettbewerben,
- u.a.m.
Wenn
keine Antworten durch den Dienstherrn gegeben werden, führt das zu
Unsicherheit. Und Unsicherheit im Umgang mit der EU-DSGVO führt bei den
Schulleitungen dazu, dass Schulen ihren sozialen Raum nicht mehr
ausfüllen, aus Angst vor Verstößen – und das ist nicht im Interesse der
Schüler*innen, Eltern, Beschäftigten und somit kontraproduktiv.
Dazu
noch einmal Kathrin Vitzthum: „Wir erwarten vom vom
Bildungsministerium, dass die Schulleitungen in diesem sensiblen Bereich
schnell und konstruktiv unterstützt werden, denn nur so können sie den
Schulalltag aus datenschutzrechtlicher Sicht legal leisten.“ Das
Fortbildungskonzept muss dringend und schnell überarbeitet werden und
eine Handreichung zur EU-DSGVO ist zu entwickeln. Darin soll den Schulen
nicht nur erklärt werden, was alles nicht geht, sondern konkrete und
praktikable Vorschläge unterbreitet werden, wie sie rechtssicher agieren
können.
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen: Die
Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte bildungspolitische
Kraft in Thüringen. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an
den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen
Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen
an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie
die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin
Vitzthum.
Pressemitteilung der GEW Thüringen vom 26.09.2018
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