Dienstag, 18. September 2018

Kölner Studie zeigt die Einstellungen der Bevölkerung zu Flüchtlingen im Zeitverlauf

Einstellungen gegenüber Flüchtlingen sind sehr differenziert / Flüchtlingsunterkünfte im eigenen Wohngebiet werden von der Mehrzahl der Anwohnerinnen und Anwohner angenommen

Überwiegend positiv: Kölner Studie zeigt die Einstellungen der Bevölkerung zu Flüchtlingen im Zeitverlauf
Einstellungen gegenüber Flüchtlingen sind sehr differenziert / Flüchtlingsunterkünfte im eigenen Wohngebiet werden von der Mehrzahl der Anwohnerinnen und Anwohner angenommen
Die Ergebnisse der Kölner Flüchtlingsstudien des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln zeigen eine weitgehend positive Einstellung in der deutschen Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen. Die Forschergruppe um Professor Dr. Jürgen Friedrichs, Felix Leßke und Vera Schwarzenberg hat in drei Städten in jeweils zwei Wohngebieten mit einer Flüchtlingsunterkunft rund 2.200 Anwohner befragt: in Hamburg (Harvestehude und Bergedorf), Köln (Ostheim und Rondorf) und Mülheim an der Ruhr (Mitte und Saarn). Die Befragung verlief in zwei Wellen, wobei die erste als mündliche Interviews vom Frühjahr 2016 bis Winter 2017 stattfand. Die zweite Welle erfolgte ein Jahr nach der ersten Befragung schriftlich im Frühjahr 2018. Es zeigt sich, dass die Einstellungen auch im zeitlichen Verlauf sehr positiv sind.
So empfinden 47,3 Prozent der Befragten Mitgefühl für Flüchtlinge in Deutschland und 26,5 Prozent sehen Flüchtlinge positiv. Nur 5,1 Prozent gaben an, dass sie Flüchtlingen negativ gegenüberstünden. 10 Prozent der Befragten finden jedoch, dass zu viele Flüchtlinge aufgenommen wurden und weitere 12,1 Prozent fordern eine Zuzugskontrolle.
Nimmt man die positiv konnotierten Antworten zusammen, dann kommen die beiden eher wohlhabenden Gebiete Harvestehude und Rondorf in den Befragungswellen jeweils auf 80 Prozent und 84 Prozent positive Äußerungen. Mülheim Mitte und Ostheim hingegen, die beiden weniger wohlhabenden Gebiete, kommen auf 62 Prozent und 67 Prozent. Unterschiede zwischen den Wohngebieten mit unterschiedlichem sozialen Status sind also zu erkennen. Der soziale Status wurde unter anderem über das Bildungsniveau gemessen.
Eine Reihe weiterer Fragen richtete sich auf die Einstellungen zu der Flüchtlingsunterkunft im eigenen Wohngebiet. „Wir nahmen zunächst an, dass man zwar Flüchtlingen gegenüber generell positiv eingestellt sein könnte, vor der eigenen Haustür aber dennoch keine Flüchtlingsunterkunft akzeptieren würde. Das trifft nicht zu“, sagt Professor Dr. Jürgen Friedrichs, der die Studie leitet. Insgesamt gab es (bei Mehrfachantworten) 72 Prozent positive Antworten, nur 6 Prozent lehnten die Unterkunft ab. In der zweiten Welle sind diese positiven Tendenzen sogar noch stärker ausgeprägt. Insgesamt liegt hier die Quote für positive Antworten bei 94,9 Prozent. Dies spricht dafür, dass sich die ohnehin große Akzeptanz der Flüchtlingsunterkünfte im Wohngebiet nach dem Einzug der Flüchtlinge im Laufe der Zeit durch Gewöhnungseffekte und positive Erfahrungen verstärkt hat oder Befürchtungen nicht eingetreten sind.
Ein wichtiges Ereignis für die Einstellung gegenüber Flüchtlingen waren die Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 in Köln und anderen Städten. Auf die Frage „Haben die Ereignisse von Silvester 2015/16 am Kölner Hauptbahnhof Ihre Einstellung zu Flüchtlingen verändert?“ antworteten 32, 1 Prozent mit „Ja“, weitere 8,8 Prozent mit „vorübergehend“ und 59 Prozent mit „Nein“.
Das Team der Uni Köln zeigt in der Studie zudem eine Entwicklung von Ängsten und Befürchtungen auf. Auch der Einfluss von unmittelbaren sozialen Kontakten zu Flüchtlingen wurde abgefragt und untersucht. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Ergebnisse und weiterführende Informationen zur Studie finden Sie unter diesem Link:
https://www.portal.uni-koeln.de/index.php?id=13893

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Mitteilung des idw – Informationsdienst Wissenschaft am 17.09.18

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