mittlerweile ist es keine Überraschung mehr, wenn neue Erhebungen
zeigen, dass die Kirchen Mitglieder verlieren. Die Frage ist eher: Wie
viele sind es in diesem Jahr? Wenig überraschend erscheint auch
das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage
unter mehr als 4.000 Deutschen: Das Vertrauen zur Kirche schwindet. Vor
allem für die katholische Kirche sieht es böse aus. Ihr schenken nur
zwölf Prozent der Deutschen großes Vertrauen – dahinter folgen von 36
abgefragten Institutionen nur noch Manager, der Islam und
Werbeagenturen. Der Papst steht mit 26 Prozent etwas besser da, die
evangelische Kirche genießt großes Vertrauen von immerhin jedem Dritten.
Insgesamt aber ging für die Kirchen und den Papst das Vertrauen um
jeweils drei Prozentpunkte zurück.
Wie zur Bestätigung wurde am Donnerstag
ein Gutachten vorgestellt,
das zeigte, wie im Erzbistum München Fälle von Missbrauch an Kindern
ignoriert und vertuscht wurden – auch vom ehemaligen Papst Benedikt XVI.
in seiner Zeit als Erzbischof. Die Ursachen für den Vertrauensverlust
werden vielfältig sein, sie wurden in der Studie nicht abgefragt. Aber
dass Missbrauch und der Umgang damit in beiden Kirchen dazu beitragen,
liegt auf der Hand.
Bitter ist der Vertrauensverlust der Kirchen
auch deshalb, weil er eine Bürde für die Ausbreitung ihrer eigentlichen
Nachricht ist: des Evangeliums. Wenn der Botschafter nicht
vertrauenswürdig ist, hat die Botschaft nicht gerade bessere Chancen.
Aber es gibt Hoffnung: Denn Jesus hat seine Lehre und seine Worte nicht
einer Institution anvertraut, sondern denjenigen, die mit ihm unterwegs
waren. Jeder Christ ist sein Botschafter. Auch wenn das Vertrauen in die
Institution Kirche schwindet, sind es doch die Menschen in den
Gemeinden vor Ort, die in ihren Beziehungen das Gesicht der Kirche und
des Glaubens sind.
Am Ende geht es nicht darum, eine gewachsene
Struktur und all ihre Einrichtungen zu verteidigen – seien es
Amtskirchen oder andere Gemeindeformen. Die Kirchen und die, die ihr
angehören, müssen hinter ihrer Botschaft zurücktreten, denn um die geht
es ganz eigentlich. Ihr muss alles dienen. Deshalb könnten die
Verantwortlichen auch entspannt reinen Tisch mit den Fehlern machen, die
das Vertrauen so massiv belasten. Und alle Gläubigen dürfen wissen,
dass es nicht zuerst die Kirche ist, der sie folgen, sondern Jesus.
Was würde wohl herauskommen, wenn Forsa regelmäßig fragte, wie vertrauenswürdig er ist?
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