wenn man nichts weiß, soll man besser den Mund halten. Das trifft auch
auf Journalisten zu: Wo es keine Informationen gibt, da ist keine
Nachricht. Das hält manche Medien aber nicht davon ab, trotzdem zu
berichten. Wie das Zweite Deutsche Fernsehen, das am Montag ein
„ZDFheute live“
brachte und zu einem Reporter nach Heidelberg schaltete. Dort hatte ein
Amokläufer in einem Hörsaal mit einem Gewehr vier Menschen
angeschossen, eine junge Frau starb an ihren Verletzungen. Der Täter
tötete schließlich auch sich selbst. Ein schreckliches Ereignis. Doch
kurz nach der Tat gab es noch sehr wenige belastbare Informationen zum
Hergang, zum Hintergrund und zum Motiv des Täters. Das sagte der
Reporter vor Ort auch, führte ein kurzes Interview mit dem
Polizeisprecher und nach drei Minuten wusste der Zuschauer das, was man
zu dem Zeitpunkt wissen konnte. Doch der Moderator hielt das Gespräch
mit seinem Kollegen noch fast zehn weitere Minuten aufrecht. Es gab den
Versuch, darüber zu spekulieren, wie der Täter an seine Waffe gekommen
sein könnte. (Oder waren es mehrere?) Oder ob der Sicherheitsapparat
versagt habe. Die Kamera fing die immer gleichen Bilder von Polizei-,
Feuerwehr- und Krankenwagen ein. Erkenntnisgewinn: null. Einen ähnlich
wenig informativen Beitrag sendete Welt TV. Dort befragte der Moderator
eine Ärztin aus dem Uniklinikum Heidelberg als „Augenzeugin“. Doch sie
machte gleich deutlich, dass sie weder vor Ort war noch von weitem etwas
von dem Vorfall mitbekommen hatte – und so enthielt auch dieses
Interview kaum wissenswerte Informationen.
Nun ist das kein
Skandal. Aber es zeigt etwas von dem Streben, bei aufregenden
Ereignissen medial möglichst nah dran und vorn dabei zu sein. Medien
stehen dabei auch unter Druck im Kampf um das Publikum. Nur ist
Schnelligkeit kein Garant für gesicherte Informationen. Zumal wenn die
Vor-Ort-Kollegen erklären, dass bestimmte Dinge noch nicht klar und
bestätigt sind. Dann kann man nur Nicht-Informationen verbreiten und
läuft dabei ebenfalls Gefahr, damit das Publikum zu vergraulen. Oder es
eben bei einem vorläufigen Erkenntnisstand belassen und später mehr
anbieten. So wie etwa der
Südwestrundfunk:
Die zugeschaltete Reporterin sagte in einer eingeschobenen
Nachrichtensendung binnen einer Minute, was bekannt war und was nicht
(darunter auch, dass die Polizei die Informationen der Anmoderationen
noch nicht bestätigt hatte), der Moderator bedankte sich und verwies auf
die spätere Sendung. Mit dem Dritten sah man in dem Fall besser.
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