Sonntag, 15. Januar 2017

Anis Amri und kein Ende

Es ist schon erstaunlich, dass ein einzelner Mensch das gesamte Sicherheitssystem in Deutschland so nachhaltig zu beschäftigen vermag, wie es dieser tunesiche Berlin-Attentäter Anis Amri vermochte. Ein Mensch, der vor diesem Attentat über Monate durch verschiedene Bundesländer „geisterte“, den Behörden nach den verschiedensten Vorgängen aufgefallen und bekannt war, ohne dass diese Anlass sahen, sich unter sicherheitsrelevanten Aspekten mit ihm näher zu beschäftigen.
Bis dahin mag die Frage erlaubt sein, wie viele nach Deutschland Zugewanderte oder auch Flüchtlinge es geben mag, deren Verhalten sich von dem Amris nicht unterscheidet und von den Behörden stillschweigend – wenn vielleicht auch widerwillig – geduldet wird. Und wenn derzeit viel von Gefährdern die Rede ist, die man im Auge behalten müsse, dann sind das immer erst jene, die durch ihr Verhalten als solche aufgefallen sind. Ich denke, die Dunkelziffer ist weit höher. Und die weiter zunehmenden Erkenntnisse um den Tunesier Amri, die bisher unbekannt waren, wie nun sein Drogenproblem zeigen, dass die Behörden entweder auf einem Auge blind waren, es keine Abgleiche bzw. eine etwa vorhandene Verzahnung zwischen den Ländern in Sicherheitsfragen nicht funktioniert, oder aber der Mensch Amri so gerissen war, dass er bis zu dem Weihnachtsmarkt-Attentat in Berlin nicht wirklich auffiel. Und wenn jetzt viel über die Möglichkeit schnellerer Abschiebungen von Gefährdern geredet wird, stehen dem nach wie vor politische Bedenken ganzer Parteien im Wege. Oder aber rechtliche Hindernisse. Diese ganzen Diskussionen erinnern mich an den beziehungsvollen Ausspruch: „Es kreißt der Berg und gebiert eine Maus“. Nun verweist man vermehrt auf die zunehmende Zahl freiwilliger Rückkehrer – etwa nach Afghanistan – nur dürften Gefährder kaum darunter sein. Und jenen, die freiwillig Deutschland verlassen, hat man die Rückkehr mit entsprechenden Geldzuwendungen schmackhaft gemacht.

Alles in allem: von „Wir schaffen das“ redet man kaum noch. Und die Todesopfer vom Berliner Weihnachtsmarkt können es eh nicht mehr. Gott behüte, dass es nicht weitere Attentate in Deutschland mit Todesopfern gibt. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Konsequenz des Amri-Attentats mögen verbessert worden sein: Attentäter haben noch immer Mittel und Wege gefunden, ihre Absicht zu verwirklichen. Es gibt genügend Beispiele dafür.

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