„Von der ‚Lutherdekade‘ zum 500. Reformationsgedenken“
Bischof Gerhard Feige wirbt für vertieftes Verständnis von Martin
Luther und dem ökumenischen Weg der Kirchen
Der
Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz,
Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg) wirbt für ein vertieftes
Verständnis von Martin Luther.
Mit der Vorbereitungsdekade auf das Reformationsgedenken und gerade im
jetzigen Jahr 2017 seien dafür zahlreiche Chancen gegeben. Diese
Auffassung hat Bischof Feige gestern Abend (Montag, 30. Januar 2017)
anlässlich der Montagsakademie an der Theologischen
Fakultät Paderborn vertreten. Die Akademie steht im Wintersemester
2016/2017 unter dem Thema „Ökumene 2017 – Grundlagen, Wege und
Visionen“.
In
seinem Vortrag „Von der ‚Lutherdekade‘ zum 500. Reformationsgedenken –
Ein ökumenischer Lernprozess mit Perspektive?“ würdigte Bischof Feige
die Bemühungen des ökumenischen
Dialogs zwischen der katholischen und evangelischen Kirche. Dazu gehöre
insbesondere neben der Rechtfertigungserklärung aus dem Jahre 1999 der
im vergangenen Jahr veröffentlichte Text des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz
„Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“. Bischof Feige: „Davon
ausgehend, dass es nach all dem, was Katholiken und Protestanten
einander an Leid und Verletzungen angetan haben, noch immer zwischen
ihnen manches Misstrauen und Unverständnis gibt, geht
es darin um den Versuch, die negativen wie positiven Erfahrungen, die
man miteinander gemacht hat, zur Sprache zu bringen und die dringend
einer Klärung bedürfenden offenen Fragen zu benennen.“
Bischof
Feige erinnerte auch an die vielfältigen Bemühungen der katholischen
Kirche, auf dem Weg der Ökumene mutig voranzuschreiten. „Dadurch, dass
sich die katholische
Kirche im Laufe des Zweiten Vatikanischen Konzils ausdrücklich darauf
besonnen hat, eine ‚ecclesia semper reformanda‘ – das heißt eine Kirche,
die permanent der Erneuerung bedarf – zu sein, ist sie nicht etwa eine
‚Kirche der Reformation‘ geworden“, so Bischof
Feige. Vielleicht könne man, wie der Jesuit und Publizist Mario von
Galli 1962 gesagt habe, „davon sprechen, dass sie sich von der
‚Gegenreformation‘ verabschiedet und auf den Weg einer ‚Mitreformation‘
begeben hat. Diesen gilt es nach den ermutigenden Erfahrungen
im Vorfeld des 500. Reformationsgedenkens beherzt weiter zu gehen. Das
aber bedeutet, im Bemühen um eine Heilung der Erinnerungen und eine
andauernde Versöhnung nicht nachzulassen, selbstkritisch die eigenen
Grenzen und Schwächen wahrzunehmen und zuzugeben
sowie auf die Herausforderungen des reformatorischen Erbes in und um
sich kreativ einzugehen“, betonte Bischof Feige. Das bedeute auch, sich
gegenseitig noch mehr im Lichte Jesu Christi zu betrachten und neidlos
ins Wort zu fassen, was man aneinander schätze
und vielleicht sogar bewundere, worin man spezielle Begabungen erkenne
und den Geist Gottes eindrucksvoll wirken sehe. „Vor allem wäre es
wirklich wichtig, die noch offenen kontroversen Fragen demütig,
zielorientiert und hoffnungsvoll anzugehen … Es gibt erfreuliche
Anzeichen dafür, dass der ökumenische Lernprozess der letzten Zeit uns
auf dem Weg zu Christus und zueinander ein weiteres Stück vorangebracht
hat. Welche Perspektive vor uns liegt, hängt freilich auch davon ab, ob
wir wirklich an der Einheit der Kirche interessiert
sind, wie es uns gelingt, sich in den theologischen Vorstellungen und
kirchlichen Lebensvollzügen zu verständigen, und was wir letztlich dem
Wirken des Heiligen Geistes zutrauen“, so Bischof Feige.
Hinweis:
Den Vortrag von Bischof Dr. Gerhard Feige finden Sie als pdf-Datei zum Herunterladen unter
www.dbk.de auf der Unterseite
Ökumene.
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