Seit
der Ballettgala am Theater Nordhausen durfte ich, und sicher auch
viele Besucher dieses künstlerischen Saisonauftaktes davon ausgehen,
dass der Mitgliederwechsel in der Ballettkompagnie während der
Sommerpause zwar groß war, aber mit der nunmehrigen Besetzung viel
erwarten lassen würde. Ihre unterschiedliche Herkunft mit ihren
teils noch mangelnden Kenntnissen der deutschen Sprache ließ mich
zwar überlegen, wie der neue Direktor dieses Balletts, Ivan
Alboresi, mit diesem Ensemble tunlichst schnell eine homogene, gut
aufeinander abgestimmte Truppe werden lassen könne.
Die
Antwort brachte die Premiere von „Schwanensee“ am Freitag der
vergangenen
Woche. Und zeigte mir, dass Sprache im künstlerischen
Bereich offensichtlich nicht die alleinige Möglichkeit der
Verständigung und Einstudierung tänzerischer Programme und Abläufe
ist. Alboresi aber muss schon ein Meister seines Faches sein, um
diese Übereinstimmung innerhalb des Ensembles zu bewirken. Das
Ergebnis der „Schwanensee“- Darbietung war jedenfalls so
überzeugend und eindrucksvoll, dass der Applaus des Publikums
teilweise bereits während der Aufführung einsetzte, am Schluss des
Bühnengeschehens aber lange nicht enden wollte.
Ich
muss zu diesem Bühnengeschehen zu „Schwanensee“ wie auch ganz
grundsätzlich einräumen, dass mein Verstehen von
Ballettaufführungen bei weitem nicht ausreicht, um diese Aufführung
hier
sachkundig zu würdigen. An sich kein Manko, denn um persönliche
Eindrücke einigermaßen anschaulich wiederzugeben bedarf es
eigentlich keines tiefschürfenden Sachverstandes.
Den
ich nach derart künstlerischen Aufführungen zum Beispiel von der
Rezensentin künstlerischer Theateraufführungen, Dr. Ursula Mielke,
(„Thüringer Allgemeine“) kenne. Und auch nach dieser
„Schwanensee“- Premiere erwartete ich von ihr eine entsprechend
„sachgerechte“ Rezension. Sie erschien gestern in der TA,
ausführlich und kompetent wie gewohnt. Und doch schien sie mir nicht
geeignet, um vorbehaltlos unter Verzicht auf eigene Eindrücke auf
sie zu verweisen. Weil die Diktion dieser Rezension meines Erachtens eine höhere Schulbildung, zumindest aber die Zuhilfenahme eines
Fremdwörterbuches empfehlenswert erscheinen
lässt. Dabei sollte eine solche Rezension doch bestenfalls durch das
Programmheft als Hilfe des Verständnisses von Zusammenhängen
ausreichend sein. Zwischenzeitlich geführten Gesprächen konnte ich
leicht entnehmen, dass diese Einschätzung vielfach geteilt wird.
Dabei
verleiht das neu etablierte Ballett „Schwanensee“ Gefühlen
Ausdruck, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Bei der Inszenierung
verbinden sich Musik und Tanz in einer Weise, die jeder unschwer
nachvollziehen kann. Die Geschichte über die verzauberte
Schwanenprinzessin, die nur durch wahre Liebe vom bösen Zauber
befreit werden kann, ist weltbekannt. Prinz Siegfried soll heiraten.
Er verliebt sich jedoch während seiner Geburtstagsfeier nicht in das
dafür vorgesehene weibliche Wesen , sondern in das fremde Mädchen
Odette, das ihn magisch in den Bann zieht. Siegfried schwört ihr
ewige Treue. Doch die schöne Odette ist mit einem bösen Zauber
belegt und kann nur dann wieder menschliche Gestalt annehmen, wenn
ihr ewige Treue entgegengebracht wird. Entsprechend der Sage wittert
der hinterhältige Magier Rotbart seine Chance: Er lässt seine
eigene Tochter Odile in Gestalt von Odette auf der Bildfläche
erscheinen, um den Prinz zu täuschen. Es gelingt und der verblendete
Prinz bricht sein Treueversprechen. Als er erkennt, dass er zum
Narren gehalten wurde, bittet er bei Odette um Vergebung.
Ich
fand die „Schwanensee“-Inszenierung und seine konkrete Umsetzung
auf der Bühne einfach faszinierend, es ist eine Welt voller
Harmonie, Schönheit und Eleganz, wirkungsvoll umrahmt durch die
Musik Tschaikowskis aus dem Orchestergraben.
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