Wenn
ich heute noch einmal auf diese Problematik komme, dann deshalb, weil mich die gestrigen Karnevalsendungen im Fernsehen überlegen ließen, ob der eigentliche Hintergrund dieses vorgeblichen Sexkomplexes nicht
doch weniger die vorgebliche oder auch tatsächliche Neigung Brüderles im
sexuellen Bereich ist, sondern politisch motiviert!?
Es
hat in jüngerer Zeit weiß Gott nicht wenige wirklich sexuell
motivierte Straftaten und -prozesse gegeben, die Auslöser
grundsätzlicher und verbreiteter Diskussionen hätten sein können
(und müssen) als dieser verhältnismäßig beiläufige, Jahre
zurückliegende Vorfall. Es blieb jeweils bei kurzen Aufregern. Dass diese Sexismus-Debatte justament jetzt in einer Jahreszeit – also der Karnevalszeit – ausgelöst und geführt wird, ist
bezeichnend. Einer Zeit also, in der das Verhältnis von Mann und
Frau stets etwas freier und lockerer ist. Und Sexualität eigentlich gern etwas
anders bewertet wird als sonst.
Patricia
Dreyer, Chefin vom Dienst bei „Spiegel.online“, deren Kommentar
mich überhaupt erst auf diese Problematik aufmerksam machte, fragt
zwar eingangs ihres Kommentars, ob die FDP ein Problem (mit Rainer
Brüderle) hat, um im weiteren Verlauf ihres Kommentars - zu „Herrn
Kubicki“ gewandt - festzustellen, es ginge in diesem Punkt mal
nicht in erster Linie um Ihre FDP. Es ginge auch nur in zweiter Linie
um die Frage, was das Verhalten des weinselig tatschenden
Endsechzigers Brüderle gegenüber einer jungen Journalistin über
ihn als Mensch oder seine moralische Tauglichkeit aussagt, es ginge
um den alltäglichen Sexismus, der unser aller Problem ist. „Reden
wir darüber“ meint sie. Und das gerade zur Karnevalszeit?
Es
mag richtig sein, wenn Dreyer meint, dass bei allen
politisch-gesellschaftlichen Debatten, die in Deutschland über
Frauen geführt wurden - ob Gleichberechtigung, Abtreibung,
Herdprämie, Frauenquote - eine bisher fehlte: die große Debatte um
alltäglichen Sexismus. Und sie schließt „Beginnen wir sie
endlich.“
Und
nicht nur die Medien, auch sehr viele Twitterer begannen und
beteiligten sich, wie man liest. Wozu eigentlich? Glaubt wirklich
ernstlich jemand, sie würde im Umgang von Mann und Frau etwas
ändern? Begonnen hat sie. Und wie sie begonnen hat, wird sie enden.
Bis „eine neue Themen- oder Problemsau durch's Dorf getrieben“ wird. Bisher hat die ganze Debatte Unterhaltungsbedeutung, mehr nicht. Patricia Dreyer
in „Spiegel online“, oder „Stern“-Chefredakteur Thomas
Osterkorn(der sich so angelegentlich vor die Auslöserin der ganzen
Debatte in seinem Magazin stellte) könnten sie fortführen, bis . .
. ja bis wann? Man wird’s erleben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen