Und nun beklagt sich mit Wolfgang Thierse ein Politiker, der damals in der ersten Reihe jener Menschen stand, dass es inzwischen Bürger aus einem anderen Bundesland gibt, die es nicht bei gelegentlichen Besuchen in der Bundeshauptstadt beließen, sondern sich dort mit der Zeit dauerhaft ansiedelten und inzwischen das gesellschaftliche Leben und den Umgang miteinander mitbestimmen. Und die Medien greifen das Räsonieren dieses Politikers geradezu gierig auf und lassen es durch ihre Berichterstattung fast zu einer Affaire zwischen einzelnen Politikern werden.
Es ist schon merkwürdig, wie ich finde, dass man in einer Zeit, in der Menschen aus den verschiedensten Ländern nach Deutschland strömen und das Thema Integration groß geschrieben wird, dass Menschen innerhalb Deutschlands ihre angestammte Heimat verlassen, um sich – aus welchen Gründen auch immer - in einem anderen Teil dieses Landes niederlassen, ein Disput darüber entbrennt, dass Schwaben in einigen Teilen Berlins durch Dialekt und Lebensweise auffallen.
Was sonst er noch beklagte, soll hier nicht weiter erzählt werden, nahezu alle großen Zeitungen berichten darüber. Und dort ist auch zu lesen, wer alles inzwischen aus Politikerkreisen aus dem Südwesten Deutschlands darauf reagierte, zum Teil heftig, zum Teil ironisch oder mit Häme. Und ich frage mich, ob man jene Zeit um 1989 vergessen hat? Es gibt ganz sicher mehr Menschen, die aus den neuen Bundesländern in den Westen verzogen sind als umgekehrt. Nur scheint es, dass sie jeweils nur solange toleriert werden, solange sie nicht auffallen und sich anpassen. Sobald sie gesellschaftlich in Erscheinung treten, scheint es problematisch zu werden. Selbst in Berlin und für Politiker, die sich mal über die Wiedervereinigung freuten.
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