Gestern fand in der Galerie der
Kreissparkasse Nordhausen mit Bernd Schobeß die Vernissage eines
bemerkenswerten Künstlers statt, mit dem meine Aufmerksamkeit
unwillkürlich auf die Szenerie bildender Künstler der gesamten
Harzregion gelenkt wurde.
Die Vita Bernd Schobeß, der 1945 in
Bad Suderode geboren wurde, weist ihn als Gründer der Arbeitsgruppe
„7Kunst“ und Mitglied der Berufsgruppe Bildender Künstler im
Harz (bbk/h) aus, wodurch einmal mehr deutlich wird, dass in der
Harzregion mit ihren Schwerpunkten Quedlinburg und Goslar zahlreiche
Bildende Künstler beheimatet und aktiv sind. Dass auch der Südharz
mit Nordhausen einen solchen Schwerpunkt darstellt, wird dabei
insbesondere durch die Ausstellungen in der Galerie der
Kreissparkasse Nordhausen (KSK) verdeutlicht, die mit der gestern
eröffneten Ausstellung des Künstlers Bernd Schobeß quasi den Blick
auf die genannten genannten Künstlerkreise öffnet.
Nach dieser mir aufschlussreich
scheinenden allgemeinen Einleitung nun zur gestrigen Vernissage
selbst, die erneut durch Schüler der Musikschule Nordhausen
eingeleitet und umrahmt wurde. Und auch sie gehören in ihrem
musikalischen Bereich zum künstlerischen Anspruch Nordhausens, dem
die Kreissparkasse nicht nur – aber auch – in ihrer Galerie
jungen Musikerinnen die Möglichkeit bietet, sich einem
kulturinteressierten Publikum vorzustellen. Diesmal waren es mit
Josephine Hoffmann (13), Celina Franze (12) und Emma Schorcht (12)
drei Gitarristinnen, die sich unter der Regie ihrer Musiklehrerin
Daniela Heise, erstmals mit ihren Vorträgen den Gästen der
Vernissage vorstellten. Und gefallen konnten. Und damit die Eröffnung
dieser Ausstellung musikalisch umrahmten. Und dafür anerkennenden
Beifall erhielten.
Sparkassenchef Wolfgang Asche freute
sich danach über die zahlreich gekommenen Gäste, die er herzlich
begrüßte, um ihnen dann den Künstler Bernd Schobeß vorstellte.
Und dabei erinnerte, dass dieser ja schon einmal vor Jahren seine
Bilder in der Galerie einem interessierten Personenkreis vorstellte.
Und diesmal sind es zum großen Teil Werke, die seitdem entstanden
und nach Stil und Inhalt einen Künstler mit besonderen Intentionen
offenbaren. Asche überließ es danach dem Künstler, sich selbst
vorzustellen.
Und Bernd Schobeß tat dies mit einer
Art Entschuldigung: um nicht „dummes Zeug“ zu reden, würde er
vom Blatt ablesen. Und was sich dabei offenbarte, war schon recht
aufschlussreich. Weil er für viele seiner Bilder Vorlagen von Malern
mit großen oder doch bekannten Namen früherer Jahrhunderte nutzte –
wie Salvador Dali, Edouard Manet, Vincent van Gogh aber auch Carl
Spitzweg u.a. - ohne etwa abzukupfern. Vielmehr verfälscht er in
seinen Werken deren Motive, arbeitet sie in seine Bilder ein und
gestaltet sie nach eigenen Vorstellungen. Und vermittelt damit
Vorstellungen an eine Zeit, in der beispielsweise die Darstellung
eines nackten Frauenkörpers einen Skandal auslöste, dabei aber eine
wesentlich andere, sublimere - vielleicht aber auch nur „verklemmte“
- Bedeutung hatte als dies heutzutage der Fall ist. Seine Bilder sind
also vielfach eine Verbindung früherer künstlerischer Vorstellungen
mit heutigen Gegebenheiten und einem sehr viel freierem Verständnis
vom Umgang mit- und untereinander. Schobeß führte dazu u.a. aus:
„Was könnte denn heute den Bildbetrachter
provozieren...Bestenfalls das Picknick-Motiv vor einem modernen
Parkplatz im Grünen. So malte ich Manets Bild im Kontext dieses
Gedankenspiels, wohl wissend, dass heutzutage kaum noch etwas zum
Skandal führt. Warum sollte es – in einer Zeit, in der Nacktfotos
vom möglichen britischen Thronfolger durch das Internet geistern –
Aufsehen erregen? Die Verfremdung des bekannten Bildes wird also
bestenfalls Kunstfreunde amüsieren.“
In dieser Auffassung also gestaltet
Schobeß seine Bilder mit oft collageartigen Veränderungen bekannter
Werke, die ausgestellten Bilder sind Beispiele dafür. Wofür er als
Arbeitstitel eben „Kunst- und Zeitsprünge“ wählte. Und
damit den Betrachter oder auch Kenner klassischer Werke tatsächlich
zu verunsichern vermag, weil er das Vertraute mit Elementen aus dem
Werk eines anderen Künstlers verknüpft und zu einen neuen Bild
verschmelzen lässt. Und launig bemerkte er, sich selbst in Bilder
einzufügen, in Bildwelten hinein zu mogeln, wie einzelne Bilder
erkennen lassen. Es entstehen aber auch Bildwelten, die von anderen
künstlerischen Bereichen angeregt werden, wie etwa von Daniel
Kehlmanns genialen Roman „Die Vermessung der Welt“. Bei Schobeß
wurde daraus „Skeptische Blicke bei der Vermessung der Wüste“.
Um sich nicht
selbst einzuschätzen, zitierte Schobeß abschließend aus einer
einschlägigen Publikation: „Bernd Schobeß bleibt der größte
„Fälscher“ in den Reihen der organisierten Harzer Künstler. Er
nimmt sich berühmte Motive der Giganten der Kunstgeschichte vor:
zerfließende Uhren von Salvador Dali, Sonnenblumen von Vincent van
Gogh, das Mädchen mit der Taube von Picasso. Er trifft dabei nicht
nur den Tonfall, den Charakter, die Atmosphäre der Originale. Er
stellt ihre Motive außerdem in einen neuen Bildraum. Wie er das
hinbekommt, verrät er zum Beispiel im Titel: Sinnieren über das
Phänomen Zeit mit Dali“. Schobeß kupfert nicht einfach ab. Ihm
sind die großen Meister ein Leitfaden, um sich ihrer Gedankenwelt
anzuschließen. Das ist technisch gekonnt, sehr unterhaltsam und
schön.“
Der Vorstandchef
der Kreissparkasse dankte dem Künstler für seine Vorstellung und
rundete das Bild des Künstlers mit der Vervollständigung dessen
Vita: Danach war Schobeß (Jahrgang 1945) bis 1990 Fachschuldozent
für Kunst, danach hatte er das Lehramt am GutsMuths-Gymnasium
Quedlinburg inne und war Fachleiter für Kunst in Sachsen-Anhalt. Der
Künstler ist seit 2010 freischaffend mit Atelier und
Produzentengalerie. Bleibt ergänzend hinzuzufügen, dass seine
Galerie in Bad Suderode freitags und sonntags von 14 bis 16 Uhr
geöffnet ist. Seine Bilder sowohl in seiner Galerie, als auch in der
gestern eröffneten Ausstellung sind käuflich zu erwerben.
Die Ausstellung
ist in ihrer Art jedenfalls ebenso außer- wie ungewöhnlich und ganz
sicher des Besuchens wert. Sie kann bis zum 28.02.2013 besucht
werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen