Freitag, 18. Januar 2013

Neujahrsempfänge: Nun war die Stadt und Fachhochschule am Zuge . . .


. . . und die „Thüringer Allgemeine“ konnte sich einmal mehr in der öffentlichen Wahrnehmung sonnen. War es zuvor beim Neujahrsempfang der Kreissparkasse Nordhausen „nur“ eine Postergestaltung – dem „Handelsblatt“ mit seiner „Liebeserklärung“ für die Sparkassen nachempfunden – mit der Vorstandsvorsitzender Wolfgang Asche eine zumindest ähnliche Animation verband, zitierte Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh gleich einige Passagen aus den „Gedanken zum Jahreswechsel“ von TA-Chefredakteur Paul-Joseph Raue. (Ein langer Satz, der sich hier so anbot.)

Und dieser Vorgang hinterlässt bei mir erneut zwiespältige Überlegungen. Dazu will ich vorausschicken, dass ich mich hier in meinem Blog ganz persönlich äußere in der Annahme, dass diese Einträge doch kaum jemand liest. Warum auch. Ich hätte nach oberflächlicher Einschätzung bei diesen Neujahrsempfang vermutlich erneut den „Alterspräsidenten“ abgeben können. Und ich bedanke mich ausdrücklich beim Pressesprecher der FH, Arndt Schelenhaus, der mir eine Sitzgelegenheit bereit stellte, die mich das Geschehen zumindest auf der Bühne unmittelbar miterleben ließ. (Dass es Menschen gibt, die trotz Alter noch an gesellschaftlicher Teilhabe interessiert sind, und dazu lediglich eine Sitzgelegenheit benötigen, scheint trotz aller demografischen Einsichten noch nicht recht bekannt zu sein.) Man vermutet wohl eher, dass man als Senior die Entwicklungen im digitalen Zeitalter nicht mehr so recht mitbekommt. Tatsächlich aber muss ich mich nicht darüber grämen, sondern kann die Entwicklung quasi von der Peripherie aus beobachten. Sollte meine Einträge doch jemand (vielleicht noch mit Interesse) lesen, könnte er immerhin konstatieren, dass ich da ein Steckenpferd gesattelt habe, auf dem ich nun herumreite.

Sei's drum: OB Klaus Zeh zitierte mit Paul-Joseph Raue einen Mann der „alten Schule“. Und was der als „Gedanken zum Jahreswechsel“ äußerte, kann ich schon deshalb als bedenkenswert erachten. Und kann auch gern Zeh's Zitate auf eine weitere Passage erweitern: „In einer unruhigen Welt ist Deutschland ein Ruheraum. Bei uns herrscht nicht einmal eine Wechselstimmung: Bei aller Unzufriedenheit mit Politikern und Parteien, trotz Präsidentenwechsel im Jahrestakt, Finanzkrise und Unmut über große Banken neigen die meisten Deutschen zum Gleichmut.“ Eine Aussage, die in einer reinen Internet-Zeitung viele anonyme Kommentare auslösen könnte. Als Leserbrief-Reaktion wäre das in der TA nicht möglich, gehört es doch zu den Grundsätzen Raues, dass anonyme Leserbriefe im Papierkorb landen. Ein lobenswerter Grundsatz, wie ich meine. Aber eben auch veraltet nach Vorstellungen fortschrittlich eingestellter „Experten“.

Und unbestritten tut sich mächtig viel in der Medienlandschaft. Eigentlich bin ich froh, davon nicht (mehr) betroffen zu sein. Denn auf die Journalisten im aktuellen Geschehen haben diese Entwicklungen erst einmal unmittelbare, und zum Teil sehr gravierende Auswirkungen.
Nach dem Aus für die "Financial Times Deutschland" und die "Frankfurter Rundschau" muss nun auch die "Westfälische Rundschau" aus der WAZ Mediengruppe ihre Redaktionen schließen. Erneut verlieren damit über hundert Redakteure und Redaktionsmitarbeiter ihre Arbeit. Und dieses Schicksal scheint in nächster Zeit noch weitere Zeitungen und deren Redaktionsmitglieder zu ereilen.
Ich schätze u.a. einen Publizisten, der meines Erachtens die Situation richtig einschätzt: Jens Uwe Meyer, der in seinen Büchern und in Vorträgen sehr deutlich zum Ausdruck bringt, dass sich das Geschäftsmodell von Zeitungen und Verlagen seit Aufkommen des Internets angeblich nicht veränderten. Und das, obwohl klassische Medien im Internet Konkurrenten haben, die sich in der Regel alle zwei bis vier Jahre komplett neu erfinden. Gibt es eine Zukunft für die Zeitung, fragt Meyer. Und verneint. Hat Qualitätsjournalismus eine Zukunft? Meyer: Ja. Doch nur, indem Verlage erkennen, dass die traditionelle Grundlage ihres Geschäfts seit Jahren nicht mehr existiert. Und indem sie beginnen, ihre Geschäftsmodelle und Angebote radikal neu zu erfinden. Und hier liegt wohl das eigentliche Problem: Zeitungen und Verlage trauen sich nicht, durch entsprechend neue Geschäftsmodelle den Erfordernissen Rechnung zu tragen und halten an angestammten Formen fest. Zeitungen werden eingestellt, deren Titel aber fortgeführt werden, um den unbefangenen Lesern zu suggerieren, dass ja alles so ist wie bisher (und um sich eine Hintertür offen zu halten). Man redet von neuen Herausforderungen, traut sich aber nicht, einen konsequenten Schnitt zu machen, um diesen angeblichen Herausforderungen Rechnung zu tragen. „Es ist alles in Fluss“ ist das Motto und verunsichert damit zunächst einmal die Journalisten, die gelernt haben, ihren Job verantwortungsvoll zu machen. Und sich zunehmend mit der Frage konfrontiert sehen, ob man in Zukunft überhaupt noch Journalisten braucht. Dass ich im jüngsten Mittelstandsmagazin auf einen Artikel mit dem Titel „Wehren Sie sich gegen schlechte Presse“ stieß, dann ist das meines Erachtens eine Warnung vor einer Entwicklung, die dort u.a. wie folgt formuliert ist: „Dabei ist zu beachten, dass die Verbreitung (von Meldungen) im Internet heute vor allem durch seine Nutzer stattfindet, nämlich in Blogs, Foren und Social Networks. So kann sich auch eine zunächst unbedeutende Situation für ein Unternehmen verheerend und in der Fläche auswirken, etwa in einem sogenannten Shitstorm, wenn die öffentliche Empörung nur groß genug ist.“(Ende des Auszugs). Das lässt mE sehr deutlich erkennen, in welche Richtung diese „im Fluss“ befindliche Entwicklung zu gehen droht.
Aber noch ist es nicht so weit und Institutionen und kommunale Vertreter halten sich – zumindest hier – in ihrer Orientierung an die gewohnte Printzeitung und deren bewährte Macher und Journalisten. Und dabei gibt es doch inzwischen seit Jahren „die“ Alternative im Internet!? Muss die also erst den Durchbruch schaffen oder ist die oben erwähnte Zitierung aus den „Gedanken zum Jahreswechsel“ durch OB Klaus Zeh schon eine Antwort? Wenn aber wirklich „alles in Fluss“ ist, bleibt abzuwarten, was am Ende dieser Entwicklung wirklich steht.

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