Montag, 7. Januar 2013

Ist man nun schlauer?


Würde ich etwas an Informationen oder Meinung in die Öffentlichkeit tragen wollen, könnte ich mich – entsprechend meiner Grundauffassung – zum gestrigen Dreikönigstreffen der FDP auf die Bemerkung beschränken, dass ja schon alles dazu in irgendeiner Form in den Medien geschrieben und kommentiert wurde. Dass dem so ist, erachte ich schon als bemerkenswert, denn noch bevor dieses Treffen überhaupt beendet war, konnte man über Google schon eine ganze Anzahl an Berichten und Kommentaren in den verschiedensten Zeitungen lesen. Es bedurfte also kaum des Nachdenkens, um sich über den Verlauf zu äußern.
Oder zu spekulieren. Den Möglichkeiten waren da offenbar keine Grenzen gesetzt, Kritik von Seiten der FDP selbst muss man kaum befürchten, der Verlauf ließ ja auch alle Deutungen zu. Und inzwischen weiß man ja auch mit dem Hinweis auf Presse- und Meinungsfreiheit umzugehen. Die Feststellung in der Rede Philipp Röslers, dass Glaubwürdigkeit immer auch eine Frage des Stils, der Fairness (auch der Solidarität) sei, scheint für die Medien nicht zu gelten. Man las von unflätigen Zwischenrufen aus dem Auditorium während der Ansprache des Vorsitzenden. Man las aber auch von Kommentaren in den Zeitungen, die Stil und Fairness weitgehend vermissen ließen. Man passt sich offenbar dem Geschehen an und argumentiert auch schon auf dem Niveau der zu erwartenden Bürgerkommentaren. Insgesamt gesehen muss man wohl Philipp Rösler ob seiner „Leidensfähigkeit“ Respekt zollen, manch anderer hätte längst zu vor schon resigniert.
Rainer Brüderle, Fraktionsvorsitzender der Bundestags-FDP, scheint der Einzige gewesen zu sein, der offen Loyalität zu seinem Vorsitzenden bekundete. Brüderle gibt der FDP ansonsten – so las man zum Beispiel in „Spiegel.online“ - wonach sie sich sehnt - Selbstbestätigung. Und sei es auch nur für einen Augenblick in der oftmals so streitsüchtigen Partei. Er nennt auch brav Rösler den "Wachstums- und Entlastungsminister" und lobt ansonsten die Riege der FDP-Minister und Genscher. „Ganz so, als sei er bereits Parteichef“, meinte der Kommentator. Und drückt damit einmal mehr aus, was viele Mitglieder der Partei wünschen. Außer ihm selber. Mit der Konsequenz, dass seine Ansprache in der FAZ als „Büttenrede“ eingeordnet wird.
Jetzt habe ich mich doch tatsächlich mit der Debatte um die Person des Bundesvorsitzenden beschäftigt. Und wollte doch eigentlich mein Bedauern äußern, dass der Verlauf dieses Dreikönigstreffens für die Partei und die gerade begonnene heiße Phase des Landtagswahlkampfes in Niedersachsen so gut wie nichts gebracht hat. Dabei hatte der Spitzenkandidat der FDP in Niedersachsen, Stefan Birkner, das Präsidium zuvor noch schriftlich gebeten, „alles zu unterlassen, was den Wahlerfolg in Niedersachsen gefährden könnte, insbesondere jegliche Diskussionen, die geeignet sind, den Eindruck zu erwecken, die FDP beschäftige sich eher mit sich selbst, als mit den inhaltlichen politischen Herausforderungen," war noch am Samstag in der „Welt“ zu lesen. Und Rösler nahm in seiner Ansprache den Faden auf und rief seine Partei auf,die Reihen zu schließen. Die FDP habe in Niedersachsen alle Chancen auf einen Erfolg. Vom Dreikönigstreffen müsse das Signal ausgehen, „dass wir gemeinsam bereit sind zu kämpfen". Es nützte nichts, schon sein schärfster Gegner, Minister Dirk Niebel, der schon vor der Rede Röslers in seiner Ansprache erklärte: "Wir müssen schnell eine eigene Entscheidung treffen und uns nicht vom Ausgang von Landtagswahlen abhängig machen", so sein Appell an die versammelten Teilnehmer.
Nur eines kann FDP-Chef Philipp Rösler jetzt eigentlich noch retten: ein Sieg der schwarz-gelben Koalition in Niedersachsen. Meint der Kommentator von „Spiegel.online“. Es wäre dann auch sein Erfolg. Irgendwie. Doch gerade das ist sein größtes Manko: dass niemand so recht weiß, was von der Ära Rösler einmal übrig bleibt. So wie seine Rede in Stuttgart, die die meisten schon vergessen haben, bevor sie aus den Saaltüren nach draußen strebten. Und die Titelzeile des Leitartikels der „Frankfurter Neuen Presse“ lautet heute kurz und bündig:“Rösler ist nicht mehr zu halten.“

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