Sonntag, 30. Juli 2017

Zeitgeschehen und deren Darstellung

Als ich gesten meinen Eintrag zur mangelnden Fairneß bei der Berichterstattung zur Bundestagswahl-Vorbereitung schrieb, fielen mir gleich mehrere Berichte und Meinungen zur Situation der Medien in Deutschland ein. Gerade die vergangene Woche war ja gekennzeichnet von einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung zur Flüchtlingsberichterstattung von FAZ, SZ, der Bild und der Welt im Jahre 2015. Bei Meedia hieß es dazu (Auszug): „Von den Ergebnissen dieser Studie dürfte sich Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo bestätigt fühlen. Schon lange vertritt der Blattmacher die Meinung, dass die Medien am Anfang der Flüchtlingskrise zu freundlich über die Bundesregierung und die so genannte Willkommenskultur berichtet hätten.“(Ende des Auszugs) Denn das erschreckende Ergebnis der Studie ist, dass sich die Medien zum Sprachrohr der politischen Elite machten und die Sorgen der Bevölkerung ignorierten. Bei „Cicero“ ist dazu zu lesen (Auszug): „Deutschland, so hatte man den Eindruck, war in einer kollektiven Willkommenstrance. Maßgeblich befeuert wurde dieses Gefühl durch die Leitmedien, die sich geradezu darin überschlugen, die neue deutsche Willkommenskultur abzufeiern – und wenn nicht vorhanden, dann einzuklagen... Die Folgen sind verheerend, nicht nur für den Journalismus“ (Ende des Auszugs).
Soweit dieser einführende Einblick in die Studie. Und Reaktionen von Meedia und Cicero. Das ist die eine Seite. Zu der es (natürlich) auch ganz andere Reaktionen gibt. Zum Beispiel von den „Neuen deutschen Medienmachern“ (NDM). Dort heißt es (Auszug): „Mit Verärgerung nehmen die Neuen deutschen Medienmacher die Berichte über eine Studie des Kommunikationswissenschaftlers Michael Haller zur Kenntnis, nach der die deutschen Medien in der Berichterstattung über Flucht und Asyl „versagt“ hätten. Indirekt redet Haller all jenen Verschwörungstheoretikern und Rassisten das Wort, die der „Lügenpresse“ pauschal vorwerfen, mit den Mächtigen unter einer Decke zu stecken und die Probleme bei der Integration von Geflüchteten und Migranten bewusst zu verschweigen.“ (Ende des Auszugs).

Noch am selben Tag erreichte den Vorstand der Neuen Deutschen Medienmacher eine Replik des Studienleiters Michael Haller und der Geschäftsführung der Otto Brenner Stiftung (OBS), in der es heißt (Auszug): „Ihren am 21. Juli als “Pressemitteilung“ veröffentlichten Kommentar lesen wir als ein beklemmendes Beispiel dafür, dass es derzeit vielen schwer fällt, die eigenen Überzeugungen, Interessen und Vorurteile zu reflektieren und verständigungsorientiert über das Thema zu sprechen. Ihre Mitteilung verdreht und entstellt den Ansatz wie auch die Befunde der Studie. Beispielweise feiern Sie solche Ergebnisse der Studie, die Ihnen passen, und verteufeln solche, die Sie nicht mögen. Sie benutzen die Polemik, die man eher von Ihrer Gegenseite kennt: aus dem Zusammenhang gerissen zitieren, Kontexte umdeuten, Motive unterstellen, Tatsachen und Meinungen verquirlen, moralische Empörung aufziehen.“(Ende des Auszugs).


Als normaler Mediennutzer bin ich als interessierter Zeitgenosse auf die Berichte in den Medien angewiesen. Und stelle fest, dass die gereizt und wenig objektiv reagieren, wenn an ihnen Kritik geübt wird. Was meines Erachtens nicht zu ihrer Glaubwürdigkeit beiträgt. Wobei ich insbesondere und ganz allgemein feststelle, dass in den Medien Fakten immer mehr durch Kommentare, Korrespondenten- und Augenzeugen-Aussagen und subjektive Meinungen ersetzt werden. Die Zeiten eines Helmut Markworts und seinen „Fakten – Fakten – Fakten“- Mahnungen scheinen endgültig vorbei.

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