„Gesichter
der Reformation“ auf der Burg Scharfenstein
Luther
– manch einer kann den Namen nicht mehr hören und nicht zu Unrecht
titelte ein Beitrag des MDR „Im Reformationsjubiläum wird zu viel
geluthert!“ Luther-Bier, Luther-Socken, Luther -Nudeln – der
große Reformator und wortgewaltiger Vielschreiber würde sich im
Grabe umdrehen – und dabei hat er „nur“ die Kirche reformieren
wollen. Doch es geht auch anders! Nach der sehenswerten Ausstellung
in Großbodungen gibt es Zeitgenossen von Luther seit vergangenem
Samstag in der Burg Scharfenstein zu sehen –
und zwar als 31 sehr
gelungene Holzschnitte von Peter Genßler. Einige dieser in Holz
geschnittenen „Gesichter der Reformation“ – so der Titel der
Schau auf der „Tenne“ dieser Burg - waren schon in der Flohburg
zu bewundern. Peter Genßler mochte nach Fertigstellung der
Nordhäuser Exponate einfach nicht aufhören; das immer tiefere
Eindringen in die Zeit und die „Hauptfiguren“ dieser Phase der
Umbruchs, das Befassen mit den Befürwortern einer Reformation der
Kirche und denjenigen, die die Institution eben nicht ändern
wollten,
trieb ihn regelrecht. Im Ergebnis – und Genßler betont,
er sei noch nicht fertig mit diesem Thema – sind jetzt auf besagter
Burg die 31 „Pros“ und „Kontras“ aus der unmittelbaren
Umgebung Luthers, aber auch die, die damals an den Hebeln der Macht
saßen - von den Päpsten Maximilian I., Leo X. bis zu dem damaligen
Kaiser Karl V. - zu sehen. Dass Justus Jonas und Melanchthon
ebenfalls vertreten sind, versteht sich von
selbst. Aber wer kennt
schon Georg Spalatin und Nikolaus von Amsdorf – beide sehr verdient
um die reformatorischen Bestrebungen Martin Luthers. Die Holzschnitte
sind nach historischen Abbildungen geschaffen worden, die Texte der
Begleitmappe und des Flyers aber aus „Brockhaus’
Konversations=Lexikon 1892.“ Fast schon ein Anachronismus in Zeiten
von GOOGLE und Wikipedia! Doch Genßler belehrt die Besucher der
Vernissage, deren Zahl sich leider in Grenzen hielt, eines Besseren.
So komprimiert in Fakten, in der Darstellung und im Ausdruck sind die
„digitalen Alleswisser“ nicht. Summa summarum – ein Ausflug auf
die Burg Scharfenstein lohnt. Es geht über Straßen auf die Burg,
die aussehen, als wären sie erst gestern speziell für die
Ausstellung neu geschaffen worden. Burg Scharfenstein von einem
Bauernhaufen
1525 zerstört und jetzt wieder restauriert in einem
Maße und mit Mitteln, die man in Nordhausen sich wünschen würde –
beispielsweise für Villa Kneipp, den Park Hohenrode oder auch für
den Lindenhof. Und zum Schluß noch eine persönliche Anmerkung: eine
Ausstellung zur Würdigung des Reformation mitten im katholischen
Eichsfeld, die Laudatio gehalten vom Bürgermeister der katholischen
Stadt Leinefelde-Worbis, flankiert vom zuständigen Vertreter der
katholischen Kirche dieser Gemeinde – wenn das nicht gelebte
Ökumene ist!
Dr.
Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins e.V.
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