Städtische Wohnungsbaugesellschaft
zeichnet am Montagabend als Bauherrin die Preisträger des
Architekten-Wettbewerbes aus. Baustart der neuen Feuerwache für 2018
geplant.
Der Architekten-Wettbewerb zum Neubau
des Feuerwehrtechnischen Zentrums in Nordhausen ist abgeschlossen. Am
Montagabend wurden im SWG-Stadtteilzentrum „Nordhaus“ die vier
Preisträger ausgezeichnet und der Siegerentwurf des Stuttgarter
Büros Dasch-Zürn-Architekten vorgestellt. Das Konzept aus Stuttgart
sieht ein U-förmig geschnittenes, zweigeschossiges Hauptgebäude aus
beige-grauem Klinker und ein eingeschossiges Nebengebäude in
Richtung Zorge vor. „Mit ihrer sehr disziplinierten Kubatur gehört
die Arbeit zu den „kleinen“ Lösungen innerhalb des
Teilnehmerfeldes und lässt eine sehr wirtschaftliche Realisierung
und einen ebensolchen Betrieb erwarten“, würdigt das Preisgericht
den Siegerentwurf. Inge Klaan, Geschäftsführerin der Städtischen
Wohnungsbaugesellschaft (SWG), lobte die hohe Qualität der
eingereichten Entwürfe. „Mit dem Wettbewerb haben wir für diese
anspruchsvolle Aufgabe und für Nordhausen das bestmögliche Ergebnis
erzielt“, so die SWG-Chefin.
Das neunköpfige Preisgericht hatte
Donnerstag vergangene Woche in fast zehnstündiger Zusammenkunft die
18 eingereichten und anonymisierten Entwürfe beraten und in zwei
Wertungsgängen über die drei Preisträger und den Anerkennungspreis
abgestimmt. Das Preisgericht empfahl der SWG als Ausloberin
schließlich einstimmig, mit dem 1. Preisträger
Vertragsverhandlungen zu führen und die für die Realisierung des
Bauvorhabens notwendigen weiteren Planungsleistungen zu beauftragen.
In einem nächsten Schritt soll der Förderantrag beim
Landesverwaltungsamt in Weimar komplettiert werden. Frau Klaan geht
von einem Baustart Anfang 2018 aus.
Die SWG ist Bauherrin des geplanten
Feuerwehrkompetenzzentrums in der Nordhäuser Zorgestraße und daher
mit der gesamten Vorbereitung des geschätzt rund 10 Millionen Euro
teuren Bauvorhabens betraut. In der neuen Feuerwache sollen neben der
Nordhäuser Berufsfeuerwehr auch die Freiwilligen Wehren
untergebracht und so die Kräfte gebündelt werden.
Insgesamt 72 Planungsbüros hatten nach
der europaweiten Ausschreibung Interesse an der Planung des neuen
Nordhäuser Feuerwehrzentrums bekundet. 20 Büros sind nach einem
Losverfahren in die engere Wahl gezogen worden, 18 haben sich
schließlich mit einem Entwurf beteiligt.
Ab 4. April können sich alle
Nordhäuser selbst ein Bild von den finalen Entwürfen machen. Sie
werden bis Ende April im großen Saal des „Nordhaus“, Stolberger
Straße 131, ausgestellt.
Die vier mit einem
Preisgeld prämierten Entwürfe im Überblick:
Der Siegerentwurf stammt vom Büro
Dasch-Zürn-Architekten aus Stuttgart (Arbeit 1008). Der Entwurf
sieht ein U-förmig geschnittenes, zweigeschossiges Hauptgebäude aus
beige-grauem Klinker und ein eingeschossiges Nebengebäude in
Richtung Zorge vor. Der Schlauchturm befindet sich an der
Feuerwehr-Zufahrt in der Zorgestraße. „Mit ihrer sehr
disziplinierten Kubatur gehört die Arbeit zu den „kleinen“
Lösungen innerhalb des Teilnehmerfeldes und lässt eine sehr
wirtschaftliche Realisierung und einen ebensolchen Betrieb
erwarten…Insgesamt gelingt der Arbeit mit einem wohltuend
zurückhaltenden Aufwand eine einprägsame, kompakte und allen
funktionalen Anforderungen entsprechende Interpretation der Aufgabe“,
heißt es in der Beurteilung des Preisgerichtes.
Der Entwurf lässt
in Richtung Halleschen Straße ein großzügig bemessenes grünes
Vorfeld, nach Westen rücken die Baukörper jedoch bis auf
Gehwegbreite an die Hallesche Straße heran und ermöglichen so eine
räumliche Fassung der südlichen Stadteinfahrt. Der Entwurf sieht
den Haupteingang des Gebäudes im Kreuzungsbereich der Halleschen
Straße. Die Ein- und Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge ist allerdings
von der Pkw-Zufahrt konsequent entkoppelt und verläuft südlich von
Schlauchturm und Übungsfläche mit direkter Anbindung an den
Innenhof. Alle geforderten Pkw-Stellplätze können nördlich des
Hauptgebäudes realisiert werden.
Verblüffend
einfach gelinge den Architekten um Helmut Dasch und Joachim Zürn
auch die innere Organisation des Gebäudeensembles: Innerhalb der
sehr leistungsfähigen Grundstruktur würden alle funktionalen
Anforderungen erfüllt, so das Urteil der Jury. Positiv bewerteten
die Preisrichter beispielsweise die klare Trennung der
Funktionsbereiche für die Nordhäuser Berufsfeuerwehr und die
Freiwilligen Wehren, die separate Erschließung für die Räume der
Jugendfeuerwehr sowie die gute Erreichbarkeit der Lagerräume.
Darüber hinaus
findet das Landeslager im separat erschlossenen, eingeschossigen
Nebengebäude Platz. Die Preisrichter lobten hier außerdem die
Einbindung des Gebäudes in den Naturraum der Zorge. Einziger
Kritikpunkt: Die Dimensionierung des Innenhofes am Hauptgebäude
müsse im Falle der Realisierung noch einmal überprüft werden, da
die Preisrichter den Hof „subjektiv“ als sehr klein empfanden.
Das
Architekturbüro erhält 27 000 Euro Preisgeld.
Den 2. Preis und
damit 16 000 Euro Preisgeld erhält das Architekturbüro
N2-Architekten PartGmbB (Arbeit
1003) aus Fellbach. Der Entwurf sieht ein winkelförmiges Gebäude
vor, das aus einem zweigeschossigen Baukörper im Norden und einem
eingeschossigen Baukörper an der Halleschen Straße besteht.
„Funktional überzeugt die Arbeit durch die Anordnung des
geforderten Raumprogramms, das die Einsatzabläufe optimal
unterstützt“, so ein Urteil der Preisrichter. Der Übungshof lasse
durch seine Großzügigkeit vielfältigste Nutzungen zu, die
Anordnung des Landeslagers sei schlüssig. Die durchgehend klare
Haltung, die sich aus dem städtebaulichen Grundgedanken, dem
Erschließungskonzept und der architektonischen Gesamtaussage ergibt,
überzeugte die Jury. Als problematisch stuften die Experten jedoch
die fehlende Anbindung an den Landschaftsraum Zorge ein.
Mit dem 3. Preis
wurde der Entwurf des Büros H III S
Architekten aus Stuttgart (Arbeit
1002) ausgezeichnet. Dieser Entwurf sieht eine abgewinkelte Bauform
mit unterschiedlichen Gebäudehöhen vor. „Insgesamt stellt der
Wettbewerbsbeitrag hinsichtlich Funktionalität und der gewählten
städtebaulichen, baukörperlichen und
architektonisch-gestalterischen Mittel einen überzeugenden
Lösungsvorschlag dar“, so das abschließende Urteil des
Preisgerichtes. Als problematisch beurteilten die Experten bei diesem
Entwurf die Zufahrt zur Halleschen Straße: „Die Erschließung
erfolgt konzentriert und nahe am Einfahrts-/Kreuzungspunkt zur
Halleschen Straße und führt hierdurch zu Konflikten im
Einfahrtsbereich insbesondere im Alarmfall.“
Durchweg positiv
gelöst hätten die Architekten hingegen die innere Gestaltung des
Gebäudes in verschiedene Funktionsbereiche. Auch dieser Entwurf
sieht ein separates Gebäude in Richtung Zorge für das Landeslager
vor.
Das Büro erhält
für seine Arbeit ein Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro.
Einen
Anerkennungspreis und Preisgeld in Höhe von 7000 Euro erhält die
kplan AG
(Arbeit 1014) um Simone Mattedi aus Siegen. Der Entwurf sticht durch
seine außergewöhnliche Gebäudeform deutlich aus den 18
Wettbewerbsarbeiten heraus. Der Feuerwehrkomplex besteht aus zwei
polygonalen Baukörpern, wobei das Hauptgebäude über einen
mittigen, großen Lichthof verfügt. Durchweg positiv gelungen sei
laut Jury die innere Organisation und Aufteilung in Bereiche der
Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr. Auch die Zufahrten
und die Alarmausfahrten seien bei diesem Entwurf sehr gut
positioniert und ermöglichten eine komplett konfliktfreie An- und
Abfahrt aller Fahrzeuge.
Negativ
beurteilen die Preisrichter drei Dinge: Zum einen kann das geforderte
Landeslager an der im Entwurf vorgeschlagenen Stelle baurechtlich
nicht umsetzt werden, zum anderen würden die gewünschten
Erweiterungsflächen der Fahrzeughalle fehlen. Und zu guter Letzt
äußerten die Preisrichter Bedenken ob der ausreichenden Belichtung
der meisten Räume.
Mitteilung der SWG Nordhausen am 04.04.2017
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