Samstag, 29. April 2017

Im Blickpunkt: Die Himmelgartenbibliothek

Im Lesesaal der Stadtbibliothek war am Mittwoch die Himmelgartenbibliothek Thema. Heidelore Kneffel führte diesmal anhand des historischen Buchbestandes, der in der Flohburg seinen temperierten Platz erhalten hat, in die Buchdruckkunst der frühen Neuzeit ein. Nachdem Liedermacher Roland Gäßlein musikalisch und gesanglich in die Veranstaltung einführte.
Dazu schicke ich voraus, dass sich die Evangelische Kirchengemeinde um die Umsiedlung der Bibliothek von Wittenberg nach Nordhausen lange und sehr sorgfältig vorbereitete, wofür auch ein illustrierter Vortrag in der Kreissparkasse Nordhausen im Dezember 2012 zeugt. Auch dazu berichtete Heidelore Kneffel u.a.(Auszug): „Am 12.12.2012 – möge dieses Datum ein gutes Omen sein – gibt es in der Kreissparkasse Nordhausen ...die Möglichkeit, aktuell einiges über den Zustand des Bücherbestandes zu erfahren. Der Geschäftsführer der Buchrestaurierung Leipzig GmbH, Christoph Roth, spricht zum Thema „Schimmel, Mäuse, Tintenfraß – Eine Schadenserhebung an der Himmelgartenbibliothek und ihre Ergebnisse“ (Ende des Auszugs). Und damals schon hoffte Kneffel, dass die Odyssee der Bibliothek auch wirklich ihr Ende finden möge. Tatsächlich geschah das dann 2014. Und war mit einem Medienspektakel verbunden, das ebenso
überraschend wie erfreulich war. Wusste bis dahin doch nur ein relativ kleiner ambitionierter Personenkreis in Deutschland von der Existenz dieser Bibliothek und seiner kirchengeschichtlichen wie auch bibliophilen Bedeutung. Von nachhaltiger Dauer war dieses Spektakel allerdings nicht, denn nachdem die Bücher im Stadtmuseum Flohburg ihren Platz gefunden hatten, schwand das mediale Interesse an dem Projekt ebenso schnell wie es gekommen war. Und nur gelegentlich hörte und las man auf lokaler Ebene seitdem von den Bemühungen um den Erhalt und die Verwaltung der Buchbestände.

Das änderte sich mit einem Beitrag im Dezember 2016, als man in der TA als Titelzeile lesen konnte: „Himmelgartenbibliothek wird im Reformationsjahr noch wichtiger“ (TA am 27.12.2016). Es war wiederum Heidelore Kneffel, die in dem Beitrag vermutete (Auszug): „Es ist davon auszugehen, dass die Bände der St. Blasii- und Himmelgartenbibliothek im Jahr 2017 deutlich mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken als bisher, denn die Breite des darin Dargestellten rückt vor allem die Zeitspanne von 1475 bis 1560 ins Bewusstsein, da die überwiegende Mehrzahl der Druckwerke aus dieser Zeit stammt.“ (Ende des Auszugs).

Ob nun der Vortrag Heidelore Kneffels am Mittwoch in der Stadtbibliothek im Rahmen der ev. Kirchengemeinde St. Blasii-Altendorf als Auftakt einer solch erhöhten Aufmerksamkeitsphase für die Himmelgartenbibliothek zu sehen ist, bleibt abzuwarten, konnte ich doch nicht einmal einen Pressevertreter oder Bürgerreporter ausmachen, der dieses Vorhaben hätte aufnehmen und unterstützen können.
Frau Kneffel verteilte vor ihrem Vortrag ein Informationsblatt, in dem u.a. ein Pfarrer Friedrich Trautmann (St. Blasii 1925 – 1958) mit einen Artikel in der Festausgabe der „Nordhäuser Zeitung“ von 1927 zitiert wird, in der auf wichtige Ereignisse in der Stadtgeschichte hingewiesen
wurde. Am Ende dieses Artikels schreibt Pfarrer Trautmann: „Diese Zeilen wollen auf einen kostbaren Schatz in unserer tausendjährigen Stadt aufmerksam machen … Unser Ziel muss ein Katalog sein, der, nach Wissensgebieten geordnet, eine gute Orientierung möglich macht. Die Bibliothek … verdient unsere größte Beachtung und Pflege als Denkmal wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit der Vergangenheit.“ (Ende des Auszugs). Bleibt festzustellen, dass Heidelore Kneffel am Mittwoch wiederum einen wichtigen Beitrag zu dieser Bibliothek leistete, indem sie diesmal vornehmlich die bibliophilen und damit künstlerischen Inhalte der Bücher thematisierte.

Es wäre wert, auf diesen Vortrag näher einzugehen, in dem Kneffel – zuhörerfreundlich vorgetragen – am Beispiel zahlreicher Ausdrucke die Kunst des Buchdrucks in Schrift und Bild zu damaliger Zeit beschrieb und - assistiert von der Leiterin der Stadtbibliothek Hildegard Seidel – den Zuhörern und -sehern beispielhaft aufgeschlagene Buchseiten vorwies. Auf Inhalte dieses Vortrags näher einzugehen erspare ich mir indessen, der Kreis der wirklich Interessierten war im Lesesaal vertreten und darüber hinaus kann die Bibliothek jeweils freitags nach vorheriger Anmeldung im Stadtarchiv eingesehen bzw. besichtigt werden. Darauf sollte sich die im Dezember 2016 in der TA angekündigte „Wichtigkeit im Reformationsjahr“ freilich nicht beschränken.

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