Zum
zweiten Mitgliedertreff des Nordthüringer Unternehmerverbandes (NUV)
in diesem Jahr begrüßte Vorstandsvorsitzender Niels Neu im Audimax
der Hochschule nicht nur die anwesenden Mitglieder des Verbandes,
sondern auch kommunale und Landespolitiker. So
zum Beispiel die Landtagsabgeordneten Katja Mitteldorf und Siegfried
Gentele sowie Landrat Matthias Jendricke und Oberbürgermeister Dr.Klaus Zeh und Bürgermeisterin Jutta Krauth.
Nach
der Vorstellung neuer Mitglieder im Verband gewährte
Hochschul-Präsident Prof. Jörg Wagner einen Blick auf das neue
duale Studienangebot vor. Hintergrund der Etablierung sei die bislang
verhaltene Resonanz junger Menschen aus der Region hinsichtlich eines
Studiums an der Nordhäuser Hochschule.
Das
duale Angebot, zum Beispiel in Maschinenbau oder
Betriebswirtschaftslehre vereint das Studieren am Weinberg und das
praktische Arbeiten im Unternehmen, wo auch die Bachelor-Arbeit
geschrieben wird. Mit der Firma Feuer powertrain gibt es einen
Modellversuch, der bislang mit neun Trainee-Stellen ausgefüllt
wurde. Wagner hofft nun, dass viele andere Unternehmen diesem
Beispiel folgen mögen. So können junge Menschen zum einen in der
Region gehalten werden, zum anderen können sich Unternehmen bereits
in einem frühen Stadium des Studiums an künftige Mitarbeiter
binden. Der Möglichkeiten gebe es viele.
In
einem nächsten Punkt stand das Thema der von der Landesregierung
geplanten Verwaltungs-, Struktur- und Gebietsreform auf der
Tagesordnung. Vor allem aber der aktuelle Vorschlag des
Innenministers, Sondershausen als Kreissitz eines neuen
Nordlandkreises zu benennen. Niels Neu erinnerte noch einmal an die
zurückliegenden Statements des NUV, in denen aus Sicht der
Wirtschaft die Notwendigkeit einer Verwaltungs- und Funktionalreform
immer wieder herausgestellt wurde. In diesem Zusammenhang hielt der
Verband es auch für falsch, sich nicht mit in die Diskussion um die
aktuelle geplante Reform einzubringen.
Nordhausen
muss Kreisstadt werden – daran werde kein Weg vorbeiführen. Und so
hat gestern Abend der Verband einen Brief an Ministerpräsident
Ramelow verabschiedet, der von den Verbandsmitgliedern, der
Vorsitzenden des Wirtschaftsbeirates der IHK Erfurt im Landkreis
Nordhausen, vom Vorsitzenden des Firmenausbildungsverbund
Nordthüringen, den Bürgermeistern der Stadt, dem Landrat des
Landkreises Nordhausen und insbesondere auch von den vier
Landtagsabgeordneten der Region unterschrieben wurde. In dem
Schreiben, das auch in den nächsten Tagen vom Verband veröffentlicht
wird, verpflichten sich die Unterzeichnenden, dem Vorschlag des
Thüringer Innenministers in der jetzigen Form im Landtag nicht
zuzustimmen. Landrat Matthias Jendricke warb zu Beginn seines
Statements für eine Zusammenlegung von Landkreisen, auch aus
wirtschaftlicher Sicht. Allerdings kann man mit den jetzigen
Vorschlägen nicht zufrieden sein, die vor allem den Kreissitz
betreffen. Jendricke erläuterte dann das politische Prozedere, und
das nach den Durchläufen in der Landesregierung letztlich das
Parlament das entscheidende Wort habe.
Für
Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh, sei der Kreisstadt-Vorschlag ein
Tiefschlag, dennoch sei er aber froh, dass bereits in dieser ersten
Phase schon ein breiter Rückhalt gegen diesen Vorschlag zu vernehmen
sei. Zeh kritisierte, dass es bei den Kreissitzen keine Begründung
seitens des zuständigen Ministeriums oder keine Norm gebe. Er sei
gespannt, wie die Landesregierung diese Widersprüche ausbalancieren
wolle. Wohl aber müsse ein starker Protest gestaltet werden.
Bürgermeisterin Jutta Krauth berichtete von einer schon jetzt großen
Resonanz zum Erhalt des Kreissitzes für Nordhausen.
Inge
Klaan, SWG-Geschäftsführerin und Oberbürgermeister-Kandidatin,
sagte, dass der vorgelegte Vorschlag keine Option für die Nordhäuser
Region ist. Sie warb für den „Besuch“ von möglichst vielen
Nordhäusern am kommenden Dienstag (2. Mai) vor der Thüringer
Staatskanzlei, zu dem sie auch Unternehmer der Region einlud. Der
fraktionslose Landtagsabgeordnete Siegfried Gentele sagte, dass er
die Gebietsreform von Beginn an abgelehnt habe, allerdings eine
Verwaltungs- und Strukturreform begrüße.
Dann
referierte Karsten Froböse, der Chef der Nordhäuser Arbeitsagentur.
Im Rückblick auf die positive Entwicklung der Arbeitslosigkeit in
Nordthüringen, sagte der Fachmann, dass es keine Motive für eine
Abwanderung von Arbeitskräften aus der Nordthüringer Region gebe.
Eine zurückgehende Arbeitslosenquote ging einher mit der Erhöhung
der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Dieser Trend und
gleichzeitig auch die Auswirkungen der demografischen Entwicklung,
habe Auswirkungen auf die Zukunft des Arbeitsmarktes. Die sehe
zwingend eine verstärkte Einbindung von Ausländern in den deutschen
Arbeitsmarkt vor. Froböse meinte damit nicht die Menschen, die aus
Not aus ihren Ländern geflohen seien, sondern jene Menschen, die
Fähigkeiten mitbringen, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebraucht
werden. Das seien die nüchternen Fakten, ohne Menschen aus dem
Ausland sei das Beschäftigungsniveau in Deutschland, und damit auch
in Nordthüringen nicht zu halten.
Ein
positives Beispiel, wie Integration in den Arbeitsmarkt gelingen
könne, ist das Pilotprojekt der Neanderklinik Ilfeld, das von deren
Geschäftsführerin Martina Röder, skizziert wurde. Hier konnten in
den zurückliegenden zweieinhalb Jahren 15 junge Ukrainerinnen nicht
nur die notwendige Anerkennungsausbildung als ausgebildete
Pflegekräfte absolvieren und nicht nur die deutsche Sprache
erlernen, sondern sie wurden auch in die Südharz-Region integriert.
Der NUV hatte darüber bereits ausführlich berichtet.
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