Durch
meine notwendigen Auszeiten, die sich in jüngster Zeit häufen, ist
mir die Entwicklung bei den mich interessierenden Vorgängen und
Ereignissen geradezu davongelaufen. Manches ist inzwischen nicht mehr
aktuell, anderes halte ich nach wie vor der Erörterung wert.
Dazu
gehört u.a. eine Mitteilung der SWG Nordhausen von Anfang März,
deren Titelzeile lautete : „SWG sponsert Zeitungs-Abo für
Nordhäuser Grundschule“, Eine Mitteilung, die angesichts von weit
wichtigeren und größeren Vorgängen in Politik und Gesellschaft
auch leicht zu übersehen war. Und doch von nachhaltiger Bedeutung
ist, wie ich meine.
Die
Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) führt also die
Lesepatenschaft mit der Albert-Kuntz-Grundschule in Nordhausen weiter
und sponsert schon im zweiten Jahr in Folge der Bildungseinrichtung
ein Abonnement für die „Thüringer Allgemeine“. „Wir
unterstützen das Projekt sehr gern. Die Mädchen und Jungen erhalten
über das Zeitungslesen einen Einblick in verschiedene Themen,
erfahren etwas über ihre Heimat, die Welt und Politik“, sagte
SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan während eines Vor-Ort-Termins in
der Albert-Kuntz-Grundschule, hieß es in besagter Mitteilung, die
mit der erwähnten Titelzeile überschrieben war.
Ich
denke, eine solche Patenschaft ist gerade in der heutigen Zeit von
großer Bedeutung und sollte eigentlich beispielgebend sein. Einfach
deshalb, weil ein solches Sponsoring neben der von der
SWG-Geschäftdführerin umrissenen Bedeutung auch einen anderen,
nämlich strukturellen Aspekt hat. Mir fiel in diesen
Zusammenhang eine Fachbroschüre mit dem Titel: Wozu noch
Journalismus?“ ein, die 2010 erschien. In dieser Broschüre äußern
sich 28 profilierte Journalisten, Fernsehmoderatoren, Publizisten,
Blogger, Medienwissenschaftler und Verlagsmanager zum geradezu
fundamentalen Wandel eines Berufsstandes, der doch früher mal
fundiert und gediegen war und hohes Ansehen genoss. Während
heutzutage Feuerwehrleute, Lehrer, Briefträger oder Ärzte in der
Ansehensskala weit vor den Journalisten rangieren. In der Einführung
zum Inhalt jener Fachbroschüre heißt es denn auch (Auszug): Die
Beiträger schreiben unverblümt über die Medienkrise und ihre
Folgen: Wie kann journalistische Qualität aufrechterhalten oder
wiedererlangt werden, wenn sich die Rahmenbedingungen weiter
verschlechtern?Welche Art von Journalisten braucht die Gesellschaft
und wer finanziert ihn? Und was würde uns blühen, wenn es keine
professionellen Berichterstatter mehr gäbe? (Ende des Auszugs).
Ich
meine, gerade auch in Nordhausen hat diese Frage große Bedeutung,
gibt es hier doch mit der „Thüringer Allgemeine“(TA) eine
Zeitung, wie man sie seit eh und je gewohnt ist, deren Redaktion auch
mit ausgebildeten, fest angestellten Journalisten besetzt ist, die
tagtäglich fundierte, solide Arbeit leisten. Natürlich gibt es dazu
auch gelegentlich Kritiken von Seiten der Leser, die aber immerhin
sachlich be- und abgearbeitet werden. SWG-Geschäftsführerin Inge
Klaan noch einmal: „Die Mädchen und Jungen erhalten über das
Zeitungslesen einen Einblick in verschiedene Themen, erfahren etwas
über ihre Heimat, die Welt und Politik“.Und das gilt schließlich
für alle ihre Leser.
Und
demgegenüber gibt es seit Jahren die „Neue Nordhäuser Zeitung“
(nnz) eine reine Internetzeitung, die die erwähnten veränderten und
unterschiedlichen Rahmenbedingungen gegenüber einer Printzeitung
offenbaren. Soweit mir bekannt, beschäftigt die nnz fest keinen
einzigen journalistisch ausgebildeten Mitarbeiter und unter denen,
die der nnz zuarbeiten, dominiert ein ehemaliger Abfallberater und
früherer Student. Was natürlich nichts über die Qualität der von
ihnen verfassten Berichte aussagt (die Leser mögen selbst darüber
urteilen). Über ihre Honorierung soll hier nicht spekuliert werden.
Mit Journalismus aber hat das im Grunde nichts zu tun, wenn der
Herausgeber auch angelegentlich um einen solchen Eindruck bemüht
ist. Schließlich bedauere ich auch, dass auf eine sachliche Kritik
an der nnz oder einen ihrer Zuarbeiter eine sehr persönlich
gehaltene Reaktion des Herausgebers, Peter Stefan Greiner, folgt. Wie
ich es zum Beispiel auf mein Ersuchen um etwas Rücksicht bei meinem
Bemühen um gesellschaftliche Teilhabe erlebte. Sehr brüsk wurde ich
sogar schriftlich mit der Feststellung abgefertigt, dass sich „trotz
Ihrer Behinderung“ nicht das Universum um Sie dreht.
Ich
finde übrigens den Titel der Zeitung in keiner offiziellen Liste der
in Deutschland erscheinenden Internetzeitungen ausgewiesen. Was
natürlich auch nichts über die Qualität der nnz besagt. Sicher
aber ist jedenfalls, dass es gegenüber solchen Rahmenbedingungen
eine Zeitung wie die TA denkbar schwer hat. Und jedes Sponsoring wie
das der SWG und jedes Abonnement auch erhaltende Bedeutung hat.
Soweit
das Beispiel aus Nordhausen. Grundsätzlich und interessant scheint
mir, was der Chefredakteur der „Süddeutschen“, Dr. Heribert
Prantl, in der Einleitung zu jener schon erwähnten Fachbroschüre
äußert (Zitat): „Journalismus verändert seinen Aggregatzustand,
aber er löst sich nicht auf. Er muss die digitale Welt nicht
fürchten, im Gegenteil. Denn guter Journalismus geht immer in die
Tiefe.“ (Ende des Zitats). Die SWG leistet dazu mit ihrem
Sponsoring zwar einen winzig kleinen, inhaltlich aber sehr
beachtlichen Beitrag auf lokaler Ebene. Und dafür verdient sie
Anerkennung.
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