Donnerstag, 31. März 2016

Im Zweifel einfach immer Satire

Es ist so lange noch nicht her, dass in Frankreich eine Satirezeitung einen Teil ihrer Mitarbeiter verlor, weil deren Mörder den Begriff Satire nicht verstanden und auf ihre Art reagierten. Was dann auch wirklich mit Satire nichts mehr zu tun hatte.
Wenn nun in Deutschland der Satirekanal extra3 gewollt oder ungewollt durch eines seiner Programme ein Problem mit dem Begriff Satire gegenüber der Türkei geschaffen hat, dann scheint das zunächst ein enormer Werbeeffekt für diesen Satirekanal zu sein, denn wer kannte ihn wohl bisher? Und was die Reaktion durch den türkischen Präsidenten betrifft, meine ich, dass es doch schon beachtlich ist, dass er den diplomatischen Weg wählte, um seinen Protest mitteilen zu lassen. Und die Türkei nicht ähnliches veranlasste wie in Paris geschehen. Dass es nun in den sozialen Netzwerk eine Welle des Spotts und der Häme gegenüber Erdogan gibt, könnte wiederum die Redaktion von „extra 3“ interessieren, denn da waren nach den Presseberichten immerhin doch auch einige Bemerkungen und Bilder dabei, die auf einiges Niveau schließen ließen.

Ich finde an der ganzen Problematik interessant, dass die Medien (der NDR) mit dieser Satiresendung die Pressefreiheit in Deutschland vor jede andere Überlegung setzte und der Bundesregierung damit ein Problem bescherten, das das eh schon diffizile und belastete Verhältnis zur Türkei nur weiter belastet. Und Folgen haben könnte, die sich schließlich bis auf die Flüchtlingsproblematik in Türkei und Griechenland auswirken könnten.
Die Problematik besteht meines Erachtens einfach darin, dass hierzulande mit dem Maß an gesellschaftlichen, politischen und medialen Errungenschaften gemessen wird, das man sich erworben hat. Das ist ja noch in Ordnung. Dass die Medien diesen Maßstab aber auch an Länder anlegen, in denen nach ganz anderen Wertmaßstäben empfunden, gedacht und gehandelt wird, ist Arroganz. Mir fällt dabei in etwas abgewandelter Form der einst gängige Anspruch ein: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“. Eine Pressefreiheit, die sich daran orientiert, mutiert damit zur Narrenfreiheit und überlässt es anderen, Probleme zu lösen, die sie in dieser Auffassung geschaffen hat.

Es hat nach den Attentaten gegen Charly hebdo in Paris auch hier viele Diskussionen über Satire und deren Grenzen gegeben. Ohne abschließendes Ergebnis. Es gibt ein solches auch im aktuellem Fall nicht. Die Festlegung scheint denen überlassen, die sich als Satiriker bezeichnen und betätigen. Und nun in den sozialen Netzwerken viele Anhänger finden. Mein Ergebnis dazu lautet mit Shakespeare: Dummheit ist auch eine Gabe Gottes, aber missbrauchen sollte man sie nicht 

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