Samstag, 26. März 2016

Martin Luther und seine Wege im Landkreis Nordhausen

Auf eines fremden Mannes Arsch ist gut durch Feuer reiten“, begann jüngst ein Bericht der „Mittelbayerischen Zeitung“, dessen Thema der Länderfinanzausgleich war. Und veranschaulichend wirken sollte. Es soll ein Ausspruch des Reformators Martin Luther sein, für den ich allerdings bisher keine wirkliche Belegstelle finden konnte. Es gibt sie wohl auch nicht. Wie es ja vieles gibt, was Luther an Aussagen und Taten zugeschrieben wurde, aus heutiger Sicht aber nicht haltbar ist. So war es ja angeblich auch nicht Luther selbst, der seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, sondern vermutlich, wie damals üblich, der Hausmeister der Universität. Das Bild des Hammer schwingenden Luther, so eindrucksvoll es auch gewesen sein könnte, ist ein reines Fantasieprodukt der Nachwelt.

Nun weiß ich nicht, ob gerade Ostern die richtige Zeit ist, um derartige Überlegungen anzustellen. Unlängst hatte ich ja in einer Stellungnahme, die Zeit Martin Luthers und sein Verhältnis zu
Nordhausens damaligen Bürgermeister Michael Meyenburg betreffend eingeräumt, dass ich mit der Geschichte des Protestantismus und seinen Reformatoren speziell in Nordhausen wenig vertraut bin. Aber interessiert, diese Geschichte näher kennen zu lernen.
Und da kommt mir entgegen, dass gerade in der Vorwoche nach entsprechender Ankündigung durch das Landratsamt Nordhausen in Kooperation mit den benachbarten Kommunen u.a. der Stadt Heringen sowie weiteren Partnern ein Lutherweg markiert, beschildert und mit 7 Informationstafeln sowie Sitzbänken ausgestattet und eröffnet wurde..Die 38 km lange Route des Lutherweges durch den Landkreis Nordhausen verläuft auf vorhandenen Wanderwegen und führt von Rodishain über Nordhausen und Heringen nach Auleben.
Der beschriebene Wegeverlauf ließ mir bewusst werden, dass ich einen großen Teil aus eigenen Wanderungen kenne (von Stempeda bis Nordhausen), allerdings nicht als Lutherweg, der wurde wohl erst später als solcher erkannt oder benannt. Denn auch dafür fand ich bisher keinen historischen oder authentischen Beleg. Wohl aber den Hinweis, dass es sich um das Ergebnis eines landesweiten Förderprojektes handelt.
Das war mir Anlass, diesem Förderprojekt nachzugehen. Und erfuhr, dass es allein in Thüringen ein Gesamtstreckennetz des Thüringer Lutherweges von insgesamt 1 010 Kilometern gibt. Das im Mai vergangenen Jahres mit einer Festveranstaltung und einem Gottesdienst auf der Wartburg bei Eisenach eröffnet wurde. Dabei erinnerten evangelische Christen an Luthers Ankunft auf der Burg am 4. Mai 1521. Damals war der mit Reichsacht und Kirchenbann belegte Reformator im Auftrag von Kurfürst Friedrich des Weisen auf die Wartburg in Sicherheit gebracht worden. Mit der Eröffnung des Gesamtnetzes wurde der Thüringer Teil des Lutherweges nahezu vollendet. Wanderfreunde können seitdem die Wege des Reformators in Thüringen nacherleben. Die letzte Lücke von knapp 50 Kilometern im Unstrut-Hainich-Kreis soll bis spätestens 2016 geschlossen werden, hieß es damals.
Und nun wurde offenbar ein weiteres oder zusätzliches Teilstück dieses Weges im Landkreis
Nordhausen eröffnet. Dessen Ziel es sein soll, dass zahlreiche Wanderfreunde dieses neue Angebot nutzen und dadurch eine weitere touristische Belebung unserer Region im Rahmen der Lutherdekade stattfinden soll. So jedenfalls heißt es in der Ankündigung. Zu erkennen sind die Wege, die durch Städte, Wald und Flur führen, mit einem grünen "L" auf weißen Untergrund. Unterwegs veranschaulichen neben historischen Orten auch die aufgestellten 7Tafeln mit Luthersprüchen am Wegesrand dessen Wirkungsgeschichte. Ich werde kaum mehr in die Lage kommen, diese Wege nach diesen grünen „L“ zu gehen. Ob der Lutherweg die erhofften Wanderer und Touristen anziehen wird, bleibt abzuwarten.

Ich kehre zum Ausgangspunkt meines Eintrags zurück und freue mich, dass Dr. Peter Kuhlbrodt, früherer Stadtarchivar, zu den Ausführungen des TA-Lesers (Christian Hentschke) aus seiner Sicht und Kenntnis Stellung bezogen hat (TA am 27. Februar), sie hat meine Geschichtskenntnis um Michael Meyenburg, seine Bedeutung für Nordhausen und sein Verhältnis zu Martin Luther erweitert. Und weiter angeregt. Meinen jüngsten Klinikaufenthalt verkürzte ich deshalb mit der von dem Historiker Heinz Schilling verfassten Biographie „Martin Luther – Rebell in einer Zeit des Umbruchs“. Lutherkenner bin ich dadurch nicht geworden, meine Kenntnis zu Martin Luther und seine Zeit hab' ich aber doch wesentlich verbessern können.
Foto Einweihung Lutherweg-Teilstück: von Stadtverwaltung Nordhausen

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