„Auf
eines fremden Mannes Arsch ist gut durch Feuer reiten“, begann
jüngst ein Bericht der „Mittelbayerischen Zeitung“, dessen Thema
der Länderfinanzausgleich war. Und veranschaulichend wirken
sollte. Es soll ein Ausspruch des Reformators Martin Luther sein,
für den ich allerdings bisher keine wirkliche Belegstelle finden
konnte. Es gibt sie wohl auch nicht. Wie es ja vieles gibt, was
Luther an Aussagen und Taten zugeschrieben wurde, aus heutiger Sicht
aber nicht haltbar ist. So war es ja angeblich auch nicht Luther
selbst, der seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu
Wittenberg nagelte, sondern vermutlich, wie damals üblich, der
Hausmeister der Universität. Das Bild des Hammer schwingenden
Luther, so eindrucksvoll es auch gewesen sein könnte, ist ein reines
Fantasieprodukt der Nachwelt.
Nun
weiß ich nicht, ob gerade Ostern die richtige Zeit ist, um derartige
Überlegungen anzustellen. Unlängst hatte ich ja in einer
Stellungnahme, die Zeit Martin Luthers und sein Verhältnis zu
Nordhausens damaligen Bürgermeister Michael Meyenburg betreffend
eingeräumt, dass ich mit der
Geschichte des Protestantismus und seinen Reformatoren speziell in
Nordhausen wenig vertraut bin. Aber interessiert, diese Geschichte
näher kennen zu lernen.
Und
da kommt mir entgegen, dass gerade in der Vorwoche nach
entsprechender Ankündigung durch das Landratsamt Nordhausen in
Kooperation mit den benachbarten Kommunen u.a. der Stadt Heringen
sowie weiteren Partnern ein Lutherweg markiert, beschildert und mit 7
Informationstafeln sowie Sitzbänken ausgestattet und eröffnet
wurde..Die 38 km lange Route des Lutherweges durch
den Landkreis Nordhausen verläuft auf vorhandenen Wanderwegen und
führt von Rodishain über Nordhausen und Heringen nach Auleben.
Der
beschriebene Wegeverlauf ließ mir bewusst werden, dass ich einen
großen Teil aus eigenen Wanderungen kenne (von Stempeda bis
Nordhausen), allerdings nicht als Lutherweg, der wurde wohl erst
später als solcher erkannt oder benannt. Denn auch dafür fand ich
bisher keinen historischen oder authentischen Beleg. Wohl aber den
Hinweis, dass es sich um das Ergebnis eines landesweiten
Förderprojektes handelt.
Das
war mir Anlass, diesem Förderprojekt nachzugehen. Und erfuhr, dass
es allein in Thüringen ein Gesamtstreckennetz des Thüringer
Lutherweges von insgesamt 1 010 Kilometern gibt. Das im Mai
vergangenen Jahres mit einer Festveranstaltung und einem Gottesdienst
auf der Wartburg bei Eisenach eröffnet wurde. Dabei erinnerten
evangelische Christen an Luthers Ankunft auf der Burg am 4. Mai 1521.
Damals war der mit Reichsacht und Kirchenbann belegte Reformator im
Auftrag von Kurfürst Friedrich des Weisen auf die Wartburg in
Sicherheit gebracht worden. Mit der Eröffnung des Gesamtnetzes wurde
der Thüringer Teil des Lutherweges nahezu vollendet. Wanderfreunde
können seitdem die Wege des Reformators in Thüringen nacherleben.
Die letzte Lücke von knapp 50 Kilometern im Unstrut-Hainich-Kreis
soll bis spätestens 2016 geschlossen werden, hieß es damals.
Und
nun wurde offenbar ein weiteres oder zusätzliches Teilstück dieses
Weges im Landkreis
Nordhausen eröffnet. Dessen Ziel
es sein soll, dass zahlreiche Wanderfreunde dieses neue Angebot
nutzen und dadurch eine weitere touristische Belebung unserer Region
im Rahmen der Lutherdekade stattfinden soll. So jedenfalls heißt es
in der Ankündigung. Zu erkennen sind die Wege, die durch Städte,
Wald und Flur führen, mit einem grünen "L" auf weißen
Untergrund. Unterwegs veranschaulichen neben historischen Orten auch
die aufgestellten 7Tafeln mit Luthersprüchen am Wegesrand dessen
Wirkungsgeschichte. Ich werde kaum mehr in die Lage kommen, diese
Wege nach diesen grünen „L“ zu gehen. Ob der Lutherweg die
erhofften Wanderer und Touristen anziehen wird, bleibt abzuwarten.
Ich
kehre zum Ausgangspunkt meines Eintrags zurück und freue mich, dass
Dr. Peter Kuhlbrodt, früherer Stadtarchivar, zu den Ausführungen
des TA-Lesers (Christian Hentschke) aus seiner Sicht und Kenntnis
Stellung bezogen hat (TA am 27. Februar), sie hat meine
Geschichtskenntnis um Michael Meyenburg, seine Bedeutung für
Nordhausen und sein Verhältnis zu Martin Luther erweitert. Und
weiter angeregt. Meinen jüngsten Klinikaufenthalt verkürzte ich
deshalb mit der von dem Historiker Heinz
Schilling verfassten Biographie „Martin Luther – Rebell in einer
Zeit des Umbruchs“. Lutherkenner bin ich dadurch nicht geworden,
meine Kenntnis zu Martin Luther und seine Zeit hab' ich aber doch
wesentlich verbessern können.
Foto Einweihung Lutherweg-Teilstück: von Stadtverwaltung Nordhausen
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