Nachdem die
Kunsthistorikerin und Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, Susanne
Hinsching, anlässlich der Vernissage am 18. März zur Ausstellung
„Impressionisten – Expressionisten, Vom Eindruck zum Ausdruck“
in ihrem Einführungsvortrag Titel und Aussage der Ausstellung
gekonnt umrissen hatte, ging es nun am Mittwoch
in „Kunst &
Kaffee“ im KuK um einen der wohl bekanntesten Impressionisten
seiner Zeit, den Maler Paul Césanne. In einer ersten Führung durch
die Ausstellung am 24. März hatte Hinsching schon einen ersten
Überblick über die Künstler und deren ausgestellte Bilder
vermittelt, der wohl vermehrtes Interesse am Thema dieser Ausstellung
und den Künstlern selbst geweckt hatte. Und so wunderte es nicht,
dass der Zuhörerraum die Besucher kaum fassen konnte.
Sehr schnell wurde durch die
Ausführungen der Kunsthistorikerin offenkundig, dass es dem 1839 in
Aix-en-Provence (Frankreich) geborenen Paul Césanne denkbar schwer
fiel, seinen Weg zu Kunst und mehr noch zu Anerkennung zu finden,
hatte sein
Vater als Bankier mit ihm doch zunächst ganz andere
Pläne, als ihn Maler werden zu lassen. Und nur widerwillig gibt er
schließlich seine Zustimmung, zu einer Malerausbildung. Nachdem Sohn Paul ein begonnenes Jurastudium alsbald wieder aufgab. Césanne war
übrigens ein Schulfreund des Schriftstellers Émile Zolas, einer
Freundschaft, die allerdings endete, nachdem Césanne meinte, in
einem der Bücher Zolas unvorteilhaft beschrieben worden zu sein.
Césanne besucht in Paris die
Académie Suisse und lernt dort zunächst den Maler Camille Pissarro
kennen, später dann auch Édouard Manet, Claude Monet und
Auguste Renoir. Nach Phasen der Enttäuschung und Depressionen - von
der "École des Beaux-Arts" wird er zum Studium nicht
zugelassen - bildet er sich als Autodidakt weiter und findet durch
seine schon genannten Bekannten den Weg zum Impressionismus. Zu
dessen ersten Erkenntnis gehörte, dass die Konturen der Gegenstände,
vom Bewusstsein "gemacht" werden. Dass das Auge überwiegend
Farben und Formen sieht; streng genommen sogar ausschließlich
Farben. Konturen sind Interpretationen und die Impressionisten
wollten auf die "reine Wahrnehmung" zurück.
Hinsching trug sehr
anschaulich vor und wandte sich dabei einzelnen
Bildern zu – meist
Stilleben Césanne's - die sie detailliert erläuterte: Das Licht und
seine Wirkung hatte es danach den Malern des Impressionismus angetan.
Mit ihrer neuen Malweise, aus Punkten und kleinen Strichen,
versuchten sie das natürliche Licht in ihren Bildern wieder zu
geben. Die Impressionisten arbeiteten hauptsächlich im Freien oder
im Atelier mit wechselnder Beleuchtung. Die Kunsthistorikerin
verstand es mit ihren Ausführungen, den Zuhörern das wesentliche
des Impressionismus anhand der Bilder zu veranschaulichen.
Aus ihren Schilderungen war
leicht zu entnehmen, dass die Ausstellungen Césannes in der
Folgezeit zunächst keine Anerkennung seitens des Publikums brachten.
Was ihn nicht hinderte, Art und Weise seiner Malerei weiter zu
pflegen. Seine Erfahrungen mit einer Malerei, die er ganz aus der
Farbe heraus entwickelt hatte. Und all seine Überlegungen zu einer
neuartigen Gestaltung des Bildraumes brachte er in seinen Stillleben
zum Ausdruck. Deshalb wohl konzentrierte Susanne Hinsching ihre
Ausführungen auf seine Stilleben. Und offensichtlich verlieh Césanne
durch die subtile Malweise und die Kompositionen dieser
angeblich
„toten Natur“ so die Übersetzung für die französische
Bezeichnung „nature morte“ für Stilleben, also mehr Lebendigkeit
, als mancher Salonmaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts in seinen
Figurenbildern. Seine Künstlerkollegen wie Paul Gauguin, Edgar Degas
und Pablo Picasso erkannten jedenfalls die Schöheit, die der Maler
auch einem schlichten Motiv zu geben vermochte.
Obwohl
verheiratet, lebte Césanne überwiegend allein in Paris und
konzentrierte sich auf seine Malerei. 1895
organisierte der Gallerist Ambroise Vollard in Paris eine
Einzelausstellung für Cézanne, auf der er 150 seiner Werke zeigt.
In der Kunstszene steigt das Ansehen von Cezanne, beim Publikum hat
er dagegen auch weiterhin nur geringen Erfolg.
Ab 1899
lebt Cézanne hauptsächlich in Aix, wo er sich nach ein paar Jahren
sein eigenes Atelier einrichtet. Sein Erfolg innerhalb der Kunstszene
wird allmählich größer und Cézanne beginnt seine Bilder zu
verkaufen. 1904
stellt er 33 Werke in den Salon der „Independents“ aus, was ihm
noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit beschert. In Herbst 1906
stirbt der Künstler in Aix-en-Provence an den Folgen einer
Lungenentzündung.
Der Vortrag Hinschings, aus
dem hier nicht nur zitiert wird, war hochinteressant und vermittelte
anschaulich das Schaffen des Künstlers, das sich im Vortrag
weitgehend auf Stilleben-Bilder konzentrierte, weil dabei Licht- und
Farbgestaltung wohl am besten wiedergegeben ist.
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