Wann immer ich mich in der
Kurparkklinik in Bad Heiligenstadt um Besserung meiner Konstitution
bemühte, schienen mir die Bilder, mit denen einige der Korridore
ausgestattet sind, zur Therapie zu gehören: sie stimmten wohl nicht
nur mich – bewusst oder unbewusst – freundlich, zuversichtlich
und optimistisch. Es sind
Kunstdrucke von Manet, Eliot, Monet,
Degas und anderen. Ob man sich bei Betrachtung dieser Bilder jeweils
Gedanken über deren Stilrichtung macht, oder sie einfach auf sich
wirken lässt (wenn überhaupt) mag offen bleiben.
Ganz anders nun die
Ausstellung „Impressionisten – Expressionisten – Vom Eindruck
zum Ausdruck“, die im Kunsthaus Meyenburg am Freitag mit einer
Vernissage eröffnet wurde. In der mir einige der Bilder von
Heiligenstadt – diesmal als Originale – wieder begegneten. Dr.
Wolfgang Pientka, Vorsitzender des „Kunsthaus
Meyenburg-Fördervereins“ hatte in der Vorschau unter Beifügung
eines Fotos mit der Abendstimmung um das Kunsthaus u.a. geschrieben
(Auszug): „Sicher, mancher mag dieses Foto nur mit einem
Achselzucken und der Anmerkung „Abendrot“ kommentieren. Wer sich
aber tiefergehend mit der Thematik „Impressionismus –
Expressionismus“ befassen
möchte, der sei schon an dieser Stelle
auf die Führungen hingewiesen. Die erste der bisher geplanten fünf
wird am 24. März (Gründonnerstag ) um 19 Uhr sein. . . Des weiteren
wird es eine Malerlesung mit Anja Eisner am 7. April geben und zwei
Veranstaltungen der Reihe „KUNST & KAFFEE“ (30.03.2016 und
27.04.2016), die sich ebenfalls der Thematik widmen werden.“ (Ende
des Auszugs).
Wenn ich diesen Auszug hier
hervorhebe, dann deshalb, weil ich mir ganz persönlich von diesen
angekündigten Führungen und Lesung anschaulichere und nachhaltigere
Vorstellungen und Eindrücke zu dieser Thematik erwarte, als sie mir
der Sachvortrag
der Kunsthistorikerin und Leiterin des Kunsthauses,
Susanne Hinsching vermitteln konnte. Der übrigens in ausgezeichneter
Form diese Thematik in Kürze umriss. Von der der Berichterstatter
in der „Nordhäuser Allgemeine“ (Hans Georg Backhaus) u.a.
schrieb (Auszug): „ So unterschiedlich sie sich auch – nämlich
Impressionismus und Expressionismus – präsentierten, so hatte sie
doch eines gemeinsam : Sie brachen auf in die Moderne. Das war auch
die Kernaussage von Kunsthausleiterin Susanne Hinsching , die in
ihrer Laudatio Entwicklung, Werke und Künstler beider Stilrichtungen
tiefgründig beleuchtete.“ (Ende des Auszugs). Es sei
dahingestellt, ob die Kunsthistorikerin Entwicklung, Werke und
Künstler beider Stilrichtungen in ihrem
zwanzig-minütigen Vortrag
wirklich „tiefgründig“ zu beleuchten vermochte, wie der
Berichterstatter meint, nicht aber der Begriff „Laudatio“. Als
solche bezeichnet man (siehe Duden) eine feierliche Rede, in der
jemandes Leistungen und Verdienste gewürdigt werden. Das aber war
hier – auch im weitesten Sinne – ganz sicher nicht der Fall.
Mir geht es bei dieser
Anmerkung nicht um eine Spitzfindigkeit, wohl aber um korrekte
Definition eines Begriffes, den ich vom Berichterstatter eines
Vortrags zu einer derart anspruchsvollen und diffizilen Sachthematik
erwarte. Und weil es mir um korrekte und authentische
Berichterstattung geht, sei hier auch bemerkt, dass die offizielle
Ankündigung zu dieser Ausstellung in der Presse mit einem Bild
illustriert wurde, das einen einzelnen Baum an einem Fahrweg zeigt
und mit dem Titel „Waldlichtung“ versehen ist. Sicher ein
Versehen der Autorin des Manuskripts. Dass dieses Bild mit diesem
Titel aber in allen Pressemitteilungen und -veröffentlichungen
einfach so fehlerhaft wiedergegeben wurde, finde ich blamabel und
zeugt meines Erachtens von Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit.
Korrekturlesen ist offensichtlich zum Fremdwort geworden Die richtige
Zuordnung von Bild und Titel ist benachbart in der Ausstellung leicht
zu finden.
Die am Freitag im Kunsthaus
eröffnete Ausstellung finde ich – für Nordhäuser Verhältnisse –
schon fast sensationell. Umso mehr, als neben den Bildern auch Texte
und Textfahnen Aufschluss geben über die Thematik selbst und die von
einzelnen Künstlern geäußerten Anliegen und Vorstellungen, die sie
mit ihren Bildern verbinden. Man sollte an einer der Führungen oder
Malerlesung 5eilnehmen. Oder irgendwann bis zum 5. Juni
aufbrechen:nicht in die Moderne, sondern ins Kunsthaus Meyenburg, um
die Bilder auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich.
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