Dienstag, 26. Juni 2012

Abschiedskonzert eines großen Talents


Gemeint ist Sophia Praetorius, eine junge Klaviervirtuosin, Schülerin der Musiklehrerin Simona-Daniela Natu in der Kreismusikschule Nordhausen. Sie gab am Sonntag in der zur Musikschule gehörenden Cyriaci-Kapelle ihr Abschiedskonzert.

Als Berichterstatter – nicht als Rezensent – dieses Konzertes sei mir zunächst die Bemerkung erlaubt, dass meine Verbindung zur Kreismusikschule bisher eher sporadisch verlief.Obwohl es immer mal gute Ansätze zu einer kontinuierlicheren Verbindung gab. Das Kunstfest am Samstag könnte ein neuer Ansatz sein, trug die Musikschule doch mit einigen sehr bemerkenswerten Auftritten von Orchester und Solisten zum künstlerischen Erfolg dieses Festes bei. Simona-Daniela Natu machte mich bei dieser Gelegenheit auf das Abschiedskonzert von Sophia Praetorius am Sonntag aufmerksam, zu dem sie mich gleichzeitig einlud.

Was ich dann in der Cyraci-Kapelle erlebte war überraschend was die Zuhörerschaft betraf, begeisternd was die junge Frau am Klavier bot und eindrucksvoll wie sich anschließend eine Vielzahl Zuhörer, ihre Fans und ihre Lehrerin von ihr verabschiedeten. Es blieb neben diesen Eindrücken das Bedauern, dass man dieses offensichtliche Talent wohl nie als große Klaviervirtuosin erleben wird. War dieses Abschiedskonzert doch nicht nur ihr Abschied von der Musikschule, sondern auch eine Absage an ein durchaus mögliches Musikstudium.

Es blieben nur einzelne Stühle unbesetzt an diesem Abend in der Cyriaci-Kapelle; und es waren meiste junge Leute, die gekommen waren, um Sophia Praetorius am Flügel zu erleben. Es wäre auch wert gewesen, zu rezensieren, was die junge Frau an diesem Instrument bot. Zu bemängeln wäre kaum etwas gewesen, wohl aber zu würdigen, um der jungen Künstlerin ihr großes musikalisches Talent aus berufeneren Mund zu bestätigen, als ich das vermag.

Sophia Praetorius bot Klassik auf hohem Niveau: Josef Haydn, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin, Claude-Achille Debussy und Franz List. Und wer ihr dabei aus der Nähe zusehen konnte, musste einfach beeindruckt sein, mit welcher Leichtigkeit sie das Tastenwerk beherrscht und mit welcher Vielfalt im Ausdruck sie die einzelnen Musikstücke versah und zu Gehör brachte. Wobei ihr Gesicht mitunter ein Lächeln umspielte das nichts von der Konzentration erkennen ließ, die einfach nötig ist, um den einmal schmeichelnd-innigen, dann aber auch wieder schwung- und kraftvollen melodischen Spielfluß mit der Selbstverständlichkeit zu beherrschen, wie es die junge Virtuosin vermag. Chopins „Militär-Polonaise“ (Nr.3, A-Dur, Op 40) war dafür meines Erachtens ein ausdrucksstarkes Beispiel.

So sicher die junge Künstlerin am Klavier war, so liebenswert verhalten und gehemmt wirkte sie bei ihren erklärenden Überleitungen und der Entgegennahme des Beifalls nach jedem ihrer gebotenen Musikstücke. Demgegenüber zeigte sich ihr Vater, Dirk Praetorius, durchaus versiert und ließ Genugtuung und Freude erkennen, seine Tochter moderierend begleiten zu können.

Es war ein ebenso begeisterndes wie eindrucksvolles Konzert, für das die junge Künstlerin viel, sehr viel Beifall erhielt. Und sich schließlich noch entschuldigte, weil ihr Programm „nur“ aus klassischen Vorträgen bestand. Dabei versichernd, „dass ich mehr kann“, was zu einiger Heiterkeit Anlass gab. Was sie wirklich damit meinte, ließ sie musikalisch mit einer Jazz-Zugabe wissen. Und auch damit überzeugte sie.

Nach dem Dank- und Verabschiedungsprocedere fanden sich neben Sophie Praetorius mit ihrer „Leistungsvermittlerin“ Simona-Daniela Natu noch einige ihrer (früheren) Schüler für ein gemeinsames Bild zusammen, jede(r) einzelne von ihnen ein bemerkenswertes schulisch ausgebildetesTalent, das trotzdem dabei ist, einen anderen Berufsweg einzuschlagen. Man möchte es bedauern.

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