UNTRAGBARE ÄUSSERUNGEN DES AMTIERENDEN GESCHÄFTSFÜHRERS DER
STIFTUNG SÄCHSISCHE GEDENKSTÄTTEN MÜSSEN KONSEQUENZEN HABEN
Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten,
Siegfried Reiprich, äußerte sich jüngst auf seinem
privaten Twitter-Account zu tagesaktuellen Geschehnissen in einer
Weise, die dieses Amtes nicht angemessen
ist. In einem Tweet vom 29. Juni 2020 rückte Reiprich die Randale
in Stuttgart in die Nähe der antisemitischen
Novemberpogrome von 1938, in dem er die Ausschreitungen als
„Bundeskristallnacht“ bezeichnete. Am Tag
darauf verbreitete er die rassistische Behauptung, dass Weiße in
Europa bald einer Minderheit angehören
würden. Bereits in der Vergangenheit ist Reiprich mit Tweets
ähnlicher Stoßrichtung negativ aufgefallen.
Uwe Hirschfeld, Sprecher der sLAG und Mitglied des Stiftungsrates
der Stiftung Sächsische Gedenkstätten,
macht deutlich:
„Diese Äußerungen sind untragbar. Der Vergleich der Stuttgarter
Ausschreitungen mit den staatlich organisierten
und gelenkten Novemberpogromen, bei denen 800 Jüdinnen und Juden
starben, 30.000 in Konzentrationslager
gesperrt und über 1.400 Synagogen, Wohnungen und jüdischen
Friedhöfe zerstört wurden, ist in hohem Maße
geschichtsvergessen und relativiert die Verbrechen des NS-Regimes.
Als Geschäftsführer der Stiftung
Sächsische Gedenkstätten ist es die Aufgabe von Herrn Reiprich,
das Gedenken an die Opfer des
Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Jemand, der nicht nur
mit fragwürdigen Vergleichen argumentiert,
sondern durch das Verbreiten rassistischer Versatzstücke von einer
künftigen angeblichen „weißen Minderheit“
rechte Diskurse stärkt, ist dieses Amtes nicht würdig.“
Josephine Ulbricht, Sprecherin der sLAG und Mitarbeiterin der
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig erklärt
dazu:
„Die Äußerungen des Geschäftsführers der Stiftung Sächsische
Gedenkstätten sind ein Affront gegenüber allen,
die sich tagtäglich mit ihrer Arbeit in Gedenkstätten und in der
historisch-politischen Bildung – sei es beruflich
oder ehrenamtlich – gegen Rassismus, Antisemitismus und für
demokratische Werte einsetzen. Er beschädigt
damit das Ansehen der Stiftung und der Gedenkstätten in Sachsen.
Den Opfern der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft und ihren Nachfahren, die uns in unseren
Einrichtungen besuchen, sind solche beschämenden
Aussagen nicht zu vermitteln.“
Angesichts wiederholter Entgleisungen fordern die sLAG, das FORUM
der Landesarbeitsgemeinschaften,der
Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen in Deutschland
sowie die AG der KZ-Gedenkstätten in der
Bundesrepublik Deutschland die Gremien der Stiftung Sächsische
Gedenkstätten sowie die politisch zuständigen
Entscheidungsträger*innen zu einer erklärenden Stellungnahme und
zu personellen Konsequenzen auf.
Daniela Schmohl, Josephine Ulbricht, Uwe Hirschfeld
Sprecher*innen
sLAG – sächsische Landesarbeitsgemeinschaft
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
Dr. Rainer Stommer, Dr. Harald Schmid, Kirsten John-Stucke,
Andreas Ehresmann
Sprecher*innen
FORUM der Landesarbeitsgemeinschaften,
der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen in
Deutschland
Dr. Jens-Christian Wagner
Sprecher
AG der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland
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