Finanzministerin ignoriert Realitäten an den Thüringer Schulen
Die heute veröffentlichte Absage der Thüringer Finanzministerin Heike Taubert an die
Besoldungsanhebung für Grundschullehrer*innen und Vollzeitstellen für
Horterzieher*innen macht uns fassungslos. „Frau Taubert will kein Geld für
Grundschullehrer*innen und Horterzieher*innen ausgeben und argumentiert ohne jede
bildungspolitische Sachkenntnis.
Wer zukünftig in Thüringen gut aufgestellt sein will, muss
investieren und nicht an den falschen Stellen sparen“, so Kathrin Vitzthum,
Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW.
Finanzministerin Taubert sagt, dass die Aussetzung des Abbaupfades einigen Minister*innen
nicht ausreicht. Damit nimmt sie billigend in Kauf, dass auch weiterhin befristete Stellen im
Schulbereich ausgeschrieben werden müssen. Das ist bekanntermaßen wenig attraktiv und
wird auch weiterhin dazu führen, dass Unterricht in erheblichem Maße ausfällt. Das ist nicht
im Interesse der Kinder und Eltern und sollte auch nicht das Interesse der Finanzministerin
sein.
Ein weiterer Grund für den Lehrer*innenmangel, der insbesondere an den
Grundschulen zunimmt, ist die schlechtere Bezahlung. Junge Menschen orientieren sich
dahin, wo sie gut bezahlte Stellen finden. Sie gehen dann eben nicht nach Hessen oder
Bayern, sondern nach Sachsen, Berlin oder nach Mecklenburg-Vorpommern. Sich der
Zukunft als Bildungsland derart in den Weg zu stellen, ist mindestens erstaunlich.
Zudem verneint Finanzministerin Taubert, dass sie für die gleiche Bezahlung der
Grundschullehrer*innen wie die Lehrer*innen aller anderen Schularten irgendein Argument
kenne.
Dazu Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen: „Diese Weigerung
von Frau Taubert können wir uns nur so interpretieren, dass sie für Sachargumente
offensichtlich kein Ohr hat.“ Denn diese Sachargumente liegen seit Jahren auf dem Tisch: die
Ausbildungsdauer ist vergleichbar lang, die Arbeit ist gleichwertig und es beseitigt eine
mittelbare Diskriminierung von Frauen.
Im Landtagswahlkampf hat die SPD die gleiche
Bezahlung aller Lehrkräfte unterstützt. Es ist irritierend, dass die Finanzministerin die
Position ihrer eigenen Partei nicht kennt.
Zusätzlich dazu meint Finanzministerin Taubert, dass die Anhebung der
Grundschullehrer*innen auf die A13 nicht der Einstufung im Besoldungsrecht entspricht. Das
halten wir aus zwei Gründen für eine Schutzbehauptung. Erstens war Ministerin Taubert bis
vor kurzem Abgeordnete des Thüringer Landtags und hätte in dieser Funktion über Jahre
und jederzeit Initiativen zur Änderung des Besoldungsgesetzes anschieben können. Und
zweitens steht für eine solche Änderung des Besoldungsgesetzes eine breite Mehrheit im Landtag zur Verfügung. Sowohl Rot-Rot-Grün als auch die CDU haben sich öffentlich dafür
ausgesprochen, die Grundschullehrer*innen endlich gleich zu bezahlen.
Frau Taubert lehnt auch die Vollbeschäftigung für Horterzieher*innen ab - mit der absurden
Begründung, dass dieses Angebot dazu führen würde, dass nicht ausreichend Arbeit da
wäre, denn die Hortbetreuung „finde nicht ganztags statt“. Auch die SPD fordert den
flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen, die Ablehnung der Finanzministerin ist
schlicht unglaublich.
Dazu noch einmal Kathrin Vitzthum: „War Frau Taubert tatsächlich von
den Entwicklungen im Bildungsbereich der letzten Jahre derart abgeschnitten? Stichworte
sind der Thüringer Bildungsplan und die damit verbundene Schärfung des
Professionsverständnisses von Erzieher*innen in Richtung Bildung und der Ausbau der
Ganztagsschulen. Auch die Bewältigung der Corona-Krise verlangt von Grundschulen eine
intensivere Betreuung. Dafür brauchen wir dringend mehr Erzieher*innen im Landesdienst
und diese bekommen wir nur, wenn diese Beschäftigten nicht unter prekären
Arbeitsbedingungen tätig sein müssen.“
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte Interessenvertretung in Thüringen
im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer
Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit,
die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen
Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist
Kathrin Vitzthum.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen