Spannender
Vortrag von Gunnar Pflug in der „Netzwerkkirche – ELLRICH UND
ICH“
Mehr
als 150 Besucher aus der Region verfolgten am vergangenen Donnerstag
gespannt die Ausführungen, beginnend mit Einblicken zur Geschichte
der Luftfahrt in der Region, über die Anfänge der Segelfliegerei in
Nordhausen bis hin zum Ausbildungszentrum für das Segelfliegen
während des „Dritten Reiches“ am Haidberg in Ellrich. Anfangs
gingen die Flugbegeisterten in verschiedenen Vereinen rein sportlich
ihrem Hobby nach, von der Luftsportvereinigung „Sturmvogel -
Flugverband der Werktätigen“ bis hin zum „Deutschen
Luftfahrt-Verband“, alle gegründet
in den 20er Jahren. Mit der
Machtübernahme durch die Nazis erfolgte auch in diesem Bereich eine
„Gleichschaltung“ mit der ‚Zwangsübernahme‘ in das
Nationalsozialistische Fliegerkorps, das ähnlich wie die GST in der
DDR eine vormilitärische Ausrichtung hatte und das zukünftige
Personal für die Luftwaffe des Dritten Reiches schulte. Viele
Details, unterlegt mit hochinteressanten Fotos, wurden erläutert –
von den verschiedenen Methoden des Starts bis hin zu den
Anstrengungen, zwei große Hallen (10 m x 30 m) auf der Fläche
zwischen dem Ellricher Schwimmbad und dem Haidberg in überwiegend
ehrenamtlicher Arbeit zu errichten. Die flugbegeisterten Schüler
kamen oft über große Entfernungen mit dem Fahrrad am Samstag und
Sonntag nach Ellrich. In der Stadt wurden diverse Gebäude für
Werkstätten und für Unterbringung genutzt – Gebäude, die
teilweise noch heute stehen und einem anderen Zweck dienen.
Interessant auch die Statistiken: während in der Zeit 1933 bis 1945
über 17.000 Segelflugzeuge nicht nur dem Sport dienten, sind es
heute in Deutschland nur etwas mehr als 7.000, rein
sportlich
genutzt. Das Ende des Schulungszentrums Ellrich kam 1945.
Amerikanische Panzer überfuhren die Flugzeuge im reinen Wortsinne
und zerstörten diese so; die Hallen wurden abgebaut und durch die
Nähe der ‚Zonengrenze‘ nahm die Natur wieder Besitz vom
Haidberg. Den Höhepunkt des Abends bildete Karl-Heinz Bosse, heute
94 Jahre alt, der über seine Ausbildung in Ellrich, über seinen
Einsatz als Jagdflieger und seinen Abschuss durch eine amerikanische
„Thunderbolt“ berichtete – und dies ohne Notizzettel so
plastisch, dass die Stille in der Kirche nur durch die Flugkünste
der illegal eingedrungenen Schwalben unterbrochen wurde. Es schloss
sich eine fast nicht enden wollende Diskussion an; ehemalige
Segelflieger, die nach dem Krieg ihre ersten Schritte bei Herrn Bosse
gelernt hatten; Angehörige von Ehemaligen, die Fotos und Unterlagen
mitbrachten, aber auch Bürger, die Fragen zu dieser und jener
Technik, zu weiteren Details des Flugfeldes und seiner Geschichte
stellten. Der Vortragende musste versprechen und es tat es gern, Ende
Oktober den Vortrag, erweitert mit den hinzugekommenen Erkenntnissen,
in der Hospitalkirche zu wiederholen. Insgesamt ein voller Erfolg in
dem Bestreben, möglichst viele Bürger in dieser „Netzkirche“
unter dem Motto „ELLRICH UND ICH“ zu vereinen.
Dres.
Hannelore und Wolfgang R. Pientka
für die „Netzwerkkirche - ELLRICH UND ICH“
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