Montag, 23. September 2019

Ilm-Kreis zahlt im frisch kommunalisierten Busbetrieb keinen Tariflohn

Malsch: "Rot-Rot-Grün scheint mit dem neuen Busbetrieb komplett überfordert"

Erfurt - Der kommunalisierte Busbetrieb Ilmenauer Omnibusverkehr (IOV) im Ilmkreis zahlt unter Tarif. Mitarbeiter berichten, dass das Unternehmen des Landkreises bis heute nicht die tariflich festgeschriebenen Überstundenzuschläge bezahle. Bis Anfang 2019 wurde zudem kein Manko-Geld überwiesen. Diese Abgabe steht laut gültigem Gehaltstarifvertrag allen Fahrern zu, die im Bus Fahrscheine an Kunden verkaufen. Insgesamt sollen die Fahrer somit jährlich rund 400 bis 600 Euro weniger erhalten als ihnen zusteht.

Die untertarifliche Bezahlung des kreiseigenen Betriebes verstößt dabei gegen die eigenen festgelegten Vergabekriterien des kommunalen Gesellschafters. Denn das Landratsamt verlangt Tariftreue von allen Unternehmen, die den öffentlichen Personennahverkehr im Ilm-Kreis durchführen. Die für die Linkspartei zur Wahl angetretene Landrätin Petra Enders ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des IOV. Zudem dürfte sie mit den Grundzügen des Tarifrechts im Busgewerbe vertraut sein, da ihre Familie selbst Eigentümer des Busunternehmens Enders Reisen ist.

Bis Juni diesen Jahres wurden die Fahrer zumindest im nördlichen Ilmkreis noch nach Tarif entlohnt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Regionalbus Arnstadt mit der Durchführung des ÖPNV im Altkreis Arnstadt betraut. Den Auftrag hatte das Unternehmen nach jahrelangem Streit mit der rot-rot-grünen Kreistagsmehrheit verloren, die den gesamten Busverkehr im Landkreis unbedingt kommunalisieren wollten. Enders hatte die Kommunalisierung mit der Notwendigkeit begründet, zukünftig einen direkten Einfluss auf die Leistungserbringung im ÖPNV zu haben.
"Mir scheint, als sei die Kreisverwaltung mit der Kommunalisierung und dem Busbetrieb komplett überfordert", so der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Markus Malsch. Um ihren Traum von der Kommunalisierung finanzieren zu können, verstößt die linke Landrätin in Ihrer Funktion als Aufsichtsrätin der IOV gegen die Vergabekriterien ihrer eigenen Behörde und bringt die Angestellten des nun kommunalen Betriebs um Teile ihres Verdienstanspruchs. Das nenne ich Doppelmoral." Malsch forderte Enders auf, den Lohn rückwirkend ab Kauf des Unternehmens durch den Kreis zurückzahlen zu lassen. "Wir als CDU stehen zur Tarifautonomie. Wir sagen aber auch, dass sich alle Tarifpartner an einmal geschlossene Tarifverträge zu halten haben", sagte Malsch.

Malsch verwies zudem darauf, dass der Ilm-Kreis-Busverkehr im Wahlprogramm der Linken als Musterbeispiel für eine gelungene Kommunalisierung angeführt wird.

Matthias Thüsing

Pressereferent

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