Freitag, 13. September 2019

Bündnisgrüne zum Welt-Sepsis-Tag

Babett Pfefferlein: Problematik zum großen Teil im Gesundheitssystem begründet

Am heutigen 13. September wird mit dem Welt-Sepsis-Tag auf Missstände in der Sepsis-Prävention und –behandlung hingewiesen. Babett Pfefferlein, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN erklärt dazu:

„Sepsis ist weltweit eine der häufigsten Erkrankungen und gleichzeitig eine von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Erkrankung. Jährlich sind 20 bis 30 Millionen Patienten in Industrie- und Entwicklungsländern davon betroffen, darunter mehr als 6 Millionen Neugeborene und Säuglinge sowie über 100.000 Frauen im Wochenbett. Weltweit verstirbt nahezu jede Sekunde ein Mensch an Sepsis. In Deutschland ist die Sterblichkeitsrate bei schwerer Sepsis mit 41,7% höher als in Australien mit 18,4 Prozent, den USA mit 24 Prozent und England mit 32,1 Prozent. Im Sommer 2018 stellte die Gesundheitsministerkonferenz fest, dass es zur Umsetzung der Kernforderungen der WHO-Sepsis-Resolution ein konzertiertes Vorgehen auf nationaler Ebene bedarf. Doch bislang ist nichts passiert“, so Babett Pfefferlein verstimmt.

„Die Gründe dafür sind vielfältig, aber wir brauchen unbedingt mehr Aufklärung – bei den Bürger*innen und beim Personal in den Einrichtungen. Die Möglichkeiten der Vorbeugung und die Erkennung der Frühsymptome einer Sepsis sind hier wie dort viel zu wenig bekannt.“ 

Hochrangige Gesundheitsexperten benennen weitere wesentliche Ursachen der unvertretbar hohen Sepsissterblichkeit in Deutschland: 

a) die Strukturdefizite bei der Organisation der Notaufnahmen 

b) das Fehlen von medizinischen Notfallteams für die innerklinische Notfallversorgung

c) die oft unzureichende interdisziplinäre und fachgruppenübergreifende Kooperation 
innerhalb der Krankenhäuser

d) den Mangel an Infektiolog*innen, Hygieneärzt*innen und Ärzt*innen im öffentlichen Gesundheitsdienst

e) die im Vergleich zu angelsächsischen Ländern in Deutschland deutlich niedrigeren 
Impfraten.

„Das sind wirklich auch hausgemachte Probleme, die ein Stück weit in der Organisation unseres derzeitigen Gesundheitssystems begründet sind“, so Babett Pfefferlein.

Sie verweist dazu auf das aktuelle Autorenpapier grüner Gesundheitspolitiker: 
„Viele engagierte Pflegekräfte, Ärzt*innen oder Therapeut*innen ächzen unter den Bedingungen in unserem Gesundheitswesen. Sie müssen zunehmend mehr leisten, haben aber immer weniger Zeit für ihre Patient*innen. Das sprichwörtliche Hamsterrad führt zu steigender Arbeitsbelastung, Unzufriedenheit und gefährdet letztlich auch die Sicherheit der Patientinnen und Patienten. Das Gesundheitswesen hat sich weitgehend immunisiert gegen notwendige Veränderungen. Es genügt nicht, eine bessere Versorgung zu beschwören. Nötig ist ein echter Aufbruch mit wirksamen Schritten für mehr Zusammenarbeit und Vernetzung, für eine neue Aufgabenteilung zwischen den Gesundheitsberufen und für eine Ökonomie, die dem Ganzen und nicht nur den Einzelnen dient.“

Die Gesundheitspolitikerin verspricht: „Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und werden die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur sektorenübergreifenden Versorgung daran messen, die bis 2020 Vorschläge vorlegen soll. In diesen Prozess können auch Maßnahmen für die Entwicklung eines umsetzbaren Stufenplans einfließen, um den bedrohlichen Anstieg der Erkrankung aufzuhalten und die steigende Zahl von Todesfällen durch Sepsis zu verringern.“

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen
Erfurt, 13. September 2019

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