Nordhausen (psv) Oberbürgermeister Kai Buchmann hat
heute, am 9. September 2019, die Brauhoff-Glocke aus dem Museum
Tabakspeicher an seinen Sondershäuser Amtskollegen, Bürgermeister
Steffen Grimm, übergeben. Die Glocke wurde bisher im Museum
Tabakspeicher aufbewahrt und war eine der zentralen Exemplare der
Sonderausstellung „Die Kirchenglocken von Nordhausen und Umgebung“. In
diesem Zusammenhang wurde die Glocke durch den Förderverein Cruciskirche
Sondershausen e. V. wiederentdeckt und die Rückgabe,
nach einem entsprechenden Gutachten eines Sachverständigen,
unbürokratisch zwischen beiden Partnerstädten umgesetzt.
Die Bronzeglocke hat einen Durchmesser von 423 mm und ist 51,5 kg schwer. Aufgrund der Glockengeometrie wird der Schlagton
gis angenommen. Eine Klanganalyse ist aufgrund der gesprungenen
Glocke nicht möglich. Die Inschriften sind in Fraktur, teilweise in
Antiqua („ANNO“ und „DRZS“) mit einer Versalhöhe von 35 mm gehalten. Die
kurrenten Buchstaben der Flankeninschrift sind
kalligraphisch verziert. Als umlaufende Inschrift ist oben „ANNO. 1783.
Gos mich Joh. Wilh. Brauhoff in Nordhausen“ und auf der Flanke „D. R.
Z. S.“ erkennbar.
Die Herkunft der Glocke ist derzeit nicht
vollständig abgesichert. Heinrich Friedrich Theodor Apfelstedt schreibt
im BKD-Inventar über die Kirche St. Crucis in Sondershausen: „Von den
beiden kleinen Glocken dieser Kirche ist die größere
1783, die kleinere 1771 von Joh. Wilh. Brauhoff zu Nordhausen gegossen
worden; letztere stammt von der vormaligen Hospitalkirche. (Vgl.:
Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor, Heimathskunde für die Bewohner
des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen, Heft
1, Sondershausen 1854). Mit der vormaligen Hospitalkirche ist St.
Spiritus gemeint, die 1806 letztmalig genutzt wurde. Bisher ging man
davon aus, dass diese beiden genannten Brauhoff-Glocken 1916 abgegeben
und der Rüstungsindustrie zur Verwertung zugeführt
wurden.
Es ist jedoch auch möglich, dass die Glocke von
1783 während der 32 Jahre zwischen 1884 und 1916 gesprungen ist und
durch eine andere ersetzt wurde, ohne dass die unbrauchbar gewordene
Glocke für einen Neuguss verwendet oder in Zahlung
gegeben wurde. Die Vermutung, dass die vorliegende Glocke aus der
Cruciskirche in Sondershausen stammt, stützt sich nicht nur auf die
Nennung in Apfelstedts Inventar, sondern auch darauf, dass die Kirche
1783 als Waisenhauskirche städtisch genutzt wurde und
somit als Auftraggeber des Gusses „Der Rath Zu Sondershausen“ naheliegt, was die Abkürzung erklärt.
[Foto: Übergabe der Glocke durch Nordhausens
Oberbürgermeister Kai Buchmann an Sondershausens Bürgermeister Steffen
Grimm (rechts) ©Stadtverwaltung Nordhausen]
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